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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.

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alten herzergreifenden Melodie mit großem Antheil
zuzuhören, das vaterländische Jnteresse war unver-
letzt, ja sogar poetisch in ihm erhalten. "Schade,
Joel," sagte er am Schluß des Liedes, und stürzte
ein volles Glas hinunter, "schade, Joel, daß Du
ein Jude bist." --

Wie ein Schwertschlag traf dies Wort drei Her-
zen: Joel zitterte am ganzen Leibe, Valerius fühlte
sich von Schaam- und Zornesröthe übergossen, und
aus Hedwigs Augen tropften große Thränen. Da
flog Thaddäus wie ein Pfeil in den Saal -- "Sie
sind da, Herr -- das unnütze Feuer hat sie gelockt,"
und damit riß er dem Coelestin ein feuchtes Tuch
aus der Hand, womit dieser den überfließenden Wein
aufgetrocknet hatte, und warf es auf das Kamin-
feuer, daß es zur Hälfte erlosch. "Dreister Schurke,"
rief der Graf, und hob die Hand nach ihm aus,
Magyac wich auf die Seite, und stieß dabei Coe-
lestin in die Rippen -- "Schafskopf," vor sich hin
murrend, "nicht mal so viel nütze." Er riß das
Fenster auf, warf die nächsten Lichter um, und nahm
die Büchse, die er fortwährend in der Hand gehal-
ten hatte, an den Backen. Das war Alles ein Augen-

alten herzergreifenden Melodie mit großem Antheil
zuzuhören, das vaterländiſche Jntereſſe war unver-
letzt, ja ſogar poetiſch in ihm erhalten. „Schade,
Joel,“ ſagte er am Schluß des Liedes, und ſtürzte
ein volles Glas hinunter, „ſchade, Joel, daß Du
ein Jude biſt.“ —

Wie ein Schwertſchlag traf dies Wort drei Her-
zen: Joel zitterte am ganzen Leibe, Valerius fühlte
ſich von Schaam- und Zornesröthe übergoſſen, und
aus Hedwigs Augen tropften große Thränen. Da
flog Thaddäus wie ein Pfeil in den Saal — „Sie
ſind da, Herr — das unnütze Feuer hat ſie gelockt,“
und damit riß er dem Coeleſtin ein feuchtes Tuch
aus der Hand, womit dieſer den überfließenden Wein
aufgetrocknet hatte, und warf es auf das Kamin-
feuer, daß es zur Hälfte erloſch. „Dreiſter Schurke,“
rief der Graf, und hob die Hand nach ihm aus,
Magyac wich auf die Seite, und ſtieß dabei Coe-
leſtin in die Rippen — „Schafskopf,“ vor ſich hin
murrend, „nicht mal ſo viel nütze.“ Er riß das
Fenſter auf, warf die nächſten Lichter um, und nahm
die Büchſe, die er fortwährend in der Hand gehal-
ten hatte, an den Backen. Das war Alles ein Augen-

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[85/0095] alten herzergreifenden Melodie mit großem Antheil zuzuhören, das vaterländiſche Jntereſſe war unver- letzt, ja ſogar poetiſch in ihm erhalten. „Schade, Joel,“ ſagte er am Schluß des Liedes, und ſtürzte ein volles Glas hinunter, „ſchade, Joel, daß Du ein Jude biſt.“ — Wie ein Schwertſchlag traf dies Wort drei Her- zen: Joel zitterte am ganzen Leibe, Valerius fühlte ſich von Schaam- und Zornesröthe übergoſſen, und aus Hedwigs Augen tropften große Thränen. Da flog Thaddäus wie ein Pfeil in den Saal — „Sie ſind da, Herr — das unnütze Feuer hat ſie gelockt,“ und damit riß er dem Coeleſtin ein feuchtes Tuch aus der Hand, womit dieſer den überfließenden Wein aufgetrocknet hatte, und warf es auf das Kamin- feuer, daß es zur Hälfte erloſch. „Dreiſter Schurke,“ rief der Graf, und hob die Hand nach ihm aus, Magyac wich auf die Seite, und ſtieß dabei Coe- leſtin in die Rippen — „Schafskopf,“ vor ſich hin murrend, „nicht mal ſo viel nütze.“ Er riß das Fenſter auf, warf die nächſten Lichter um, und nahm die Büchſe, die er fortwährend in der Hand gehal- ten hatte, an den Backen. Das war Alles ein Augen-

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/95>, abgerufen am 04.12.2024.