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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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hält sich eben immer an das Nächste, wenn man
klug wird. Wäre ich das früher geworden, dann
säße ich schwerlich im Loche. Alle Kenntniß und
Förderung sonstiger Politik ist mir jetzt benommen,
die Politik selbst also liegt todt in mir; ich möchte
auch nie einen Staat aus dem Gefängnisse erfinden.
Jst die politische Fluktuation der neuen Zeit ein
Uebel, so ist sie's eben darum, weil man den Staat
erfinden will, statt ihn werden zu lassen, wachsen
zu machen. Soll er ächt sein, muß er sich historisch
entwickeln wie der Mensch, wie die Pflanze. --
Es ist wieder ein großes Ereigniß dagewesen: man
hat mir einige von den Büchern gegeben, die ich
mitgebracht habe. Freilich hab' ich sie schon gelesen,
aber es sind doch Bücher, ich werde doch überall
wieder Mensch; hinter der Wand eine halbe Gesell-
schaft, auf dem Tische ein gedrucktes Buch! Welcher
Fortschritt! Schlegels Philosophie der Geschichte ist
dabei, ein Buch, welches zur Demüthigung der
Menschen geschrieben ist -- wozu hätte mir Gott
den Stolz und die kühne Kraft gegeben und damit
so viel des Besten verwoben, wenn ich sie nur ver-
nichten sollte? Jch fühl's, einen größeren Gott zu

hält ſich eben immer an das Nächſte, wenn man
klug wird. Wäre ich das früher geworden, dann
ſäße ich ſchwerlich im Loche. Alle Kenntniß und
Förderung ſonſtiger Politik iſt mir jetzt benommen,
die Politik ſelbſt alſo liegt todt in mir; ich möchte
auch nie einen Staat aus dem Gefängniſſe erfinden.
Jſt die politiſche Fluktuation der neuen Zeit ein
Uebel, ſo iſt ſie’s eben darum, weil man den Staat
erfinden will, ſtatt ihn werden zu laſſen, wachſen
zu machen. Soll er ächt ſein, muß er ſich hiſtoriſch
entwickeln wie der Menſch, wie die Pflanze. —
Es iſt wieder ein großes Ereigniß dageweſen: man
hat mir einige von den Büchern gegeben, die ich
mitgebracht habe. Freilich hab’ ich ſie ſchon geleſen,
aber es ſind doch Bücher, ich werde doch überall
wieder Menſch; hinter der Wand eine halbe Geſell-
ſchaft, auf dem Tiſche ein gedrucktes Buch! Welcher
Fortſchritt! Schlegels Philoſophie der Geſchichte iſt
dabei, ein Buch, welches zur Demüthigung der
Menſchen geſchrieben iſt — wozu hätte mir Gott
den Stolz und die kühne Kraft gegeben und damit
ſo viel des Beſten verwoben, wenn ich ſie nur ver-
nichten ſollte? Jch fühl’s, einen größeren Gott zu

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[151/0159] hält ſich eben immer an das Nächſte, wenn man klug wird. Wäre ich das früher geworden, dann ſäße ich ſchwerlich im Loche. Alle Kenntniß und Förderung ſonſtiger Politik iſt mir jetzt benommen, die Politik ſelbſt alſo liegt todt in mir; ich möchte auch nie einen Staat aus dem Gefängniſſe erfinden. Jſt die politiſche Fluktuation der neuen Zeit ein Uebel, ſo iſt ſie’s eben darum, weil man den Staat erfinden will, ſtatt ihn werden zu laſſen, wachſen zu machen. Soll er ächt ſein, muß er ſich hiſtoriſch entwickeln wie der Menſch, wie die Pflanze. — Es iſt wieder ein großes Ereigniß dageweſen: man hat mir einige von den Büchern gegeben, die ich mitgebracht habe. Freilich hab’ ich ſie ſchon geleſen, aber es ſind doch Bücher, ich werde doch überall wieder Menſch; hinter der Wand eine halbe Geſell- ſchaft, auf dem Tiſche ein gedrucktes Buch! Welcher Fortſchritt! Schlegels Philoſophie der Geſchichte iſt dabei, ein Buch, welches zur Demüthigung der Menſchen geſchrieben iſt — wozu hätte mir Gott den Stolz und die kühne Kraft gegeben und damit ſo viel des Beſten verwoben, wenn ich ſie nur ver- nichten ſollte? Jch fühl’s, einen größeren Gott zu

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/159>, abgerufen am 25.11.2024.