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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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gegen den Untersuchungsarrest -- und doch fürchten
wir Alle das Verhör, wenigstens die Ankündigung
desselben, das Klopfen, den Namensruf, das hastige
Ankleiden, den Gang durch die dunklen Korridore.
Wenn man den Tritt der Ordonnanz hört, da wünscht
man stets, er möge vorübergehn, man denkt an den
Henker, welcher ein Todesurtheil bringt, und bebt.
Nur Ungestörtheit, unbeachtetes Zusammenkauern
in den traurigen Kerkerschmutz wünscht die furcht-
same Seele -- so wird die Furcht in Körper und
Seele gebracht, wie man den Muth hineinbringen
kann; ich habe jetzt eine deutliche Vorstellung von
den Blödsinnigen, welche in den Winkel kriechen,
sobald sich ihnen irgend etwas naht. Du glaubst
nicht, wie sehr man, wie krampfhaft man die Er-
innerung an einen stolzen Menschen, der man einst
war, zusammenhalten, in sich hinein klammern muß,
um nicht der kläglichste Wicht zu werden!

Der Sporenschritt des Ordonnanzsoldaten hielt
still vor meiner Thüre, mein Athem stockte und
jagte; es ward geklopft, mein Name ward gerufen
-- wir schritten durch den Korridor. Die Ordon-
nanz ist ein bärtiger, freundlicher Mann, er sagte,

gegen den Unterſuchungsarreſt — und doch fürchten
wir Alle das Verhör, wenigſtens die Ankündigung
deſſelben, das Klopfen, den Namensruf, das haſtige
Ankleiden, den Gang durch die dunklen Korridore.
Wenn man den Tritt der Ordonnanz hört, da wünſcht
man ſtets, er möge vorübergehn, man denkt an den
Henker, welcher ein Todesurtheil bringt, und bebt.
Nur Ungeſtörtheit, unbeachtetes Zuſammenkauern
in den traurigen Kerkerſchmutz wünſcht die furcht-
ſame Seele — ſo wird die Furcht in Körper und
Seele gebracht, wie man den Muth hineinbringen
kann; ich habe jetzt eine deutliche Vorſtellung von
den Blödſinnigen, welche in den Winkel kriechen,
ſobald ſich ihnen irgend etwas naht. Du glaubſt
nicht, wie ſehr man, wie krampfhaft man die Er-
innerung an einen ſtolzen Menſchen, der man einſt
war, zuſammenhalten, in ſich hinein klammern muß,
um nicht der kläglichſte Wicht zu werden!

Der Sporenſchritt des Ordonnanzſoldaten hielt
ſtill vor meiner Thüre, mein Athem ſtockte und
jagte; es ward geklopft, mein Name ward gerufen
— wir ſchritten durch den Korridor. Die Ordon-
nanz iſt ein bärtiger, freundlicher Mann, er ſagte,

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[154/0162] gegen den Unterſuchungsarreſt — und doch fürchten wir Alle das Verhör, wenigſtens die Ankündigung deſſelben, das Klopfen, den Namensruf, das haſtige Ankleiden, den Gang durch die dunklen Korridore. Wenn man den Tritt der Ordonnanz hört, da wünſcht man ſtets, er möge vorübergehn, man denkt an den Henker, welcher ein Todesurtheil bringt, und bebt. Nur Ungeſtörtheit, unbeachtetes Zuſammenkauern in den traurigen Kerkerſchmutz wünſcht die furcht- ſame Seele — ſo wird die Furcht in Körper und Seele gebracht, wie man den Muth hineinbringen kann; ich habe jetzt eine deutliche Vorſtellung von den Blödſinnigen, welche in den Winkel kriechen, ſobald ſich ihnen irgend etwas naht. Du glaubſt nicht, wie ſehr man, wie krampfhaft man die Er- innerung an einen ſtolzen Menſchen, der man einſt war, zuſammenhalten, in ſich hinein klammern muß, um nicht der kläglichſte Wicht zu werden! Der Sporenſchritt des Ordonnanzſoldaten hielt ſtill vor meiner Thüre, mein Athem ſtockte und jagte; es ward geklopft, mein Name ward gerufen — wir ſchritten durch den Korridor. Die Ordon- nanz iſt ein bärtiger, freundlicher Mann, er ſagte,

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/162>, abgerufen am 25.11.2024.