angekommen, wären abscheulich betrunken -- was doch nicht wahr war -- und hätten einen fürchter- lichen Skandal schon auf der Gasse angehoben.
Ich logirte in Jena bei Herrn Dambmann; Stork trieb sich bei den Mosellanern herum, und besoff sich alle Tage zweimal.
Ich hatte in Halle schon angefangen, einen Ro- man zu schreiben, nämlich Leben und Thaten des Herrn Magisters Baldrian Weit- maul. Meine Leser wissen schon, wen ich zunächst gemeint habe. In Jena arbeitete ich fleißig daran, webte noch Jenaische Schnurren hinein, und brachte ihn zu Stande. Das Buch ist aber damals nicht gedruckt worden, weil man ihm in Halle die Censur weigerte, wie ich bald erzählen werde.
Ich fand den jenischen Komment 1784 noch immer, wie ich ihn schon sechs Jahre vorher gefun- den hatte: nur etwas feiner war er geworden, wie der Anzug der Bursche. Im Ganzen waren die Herren auch fleißiger. Ich sprach einen gewissen Ißbeck aus Saarbrücken, den ich schon in Darm- stadt gekannt hatte: er erzählte mir seine Fatalitäten, wie er von Gießen und Erlangen wäre relegirt wor- den, und nun in Jena auf der Schaukel stünde; er mache sich aber nichts daraus! Seine Brust sey durch das unbändige Saufen und andre wilde zer- störende Lebensart ganz ruinirt, und er hätte die
angekommen, waͤren abſcheulich betrunken — was doch nicht wahr war — und haͤtten einen fuͤrchter- lichen Skandal ſchon auf der Gaſſe angehoben.
Ich logirte in Jena bei Herrn Dambmann; Stork trieb ſich bei den Moſellanern herum, und beſoff ſich alle Tage zweimal.
Ich hatte in Halle ſchon angefangen, einen Ro- man zu ſchreiben, naͤmlich Leben und Thaten des Herrn Magiſters Baldrian Weit- maul. Meine Leſer wiſſen ſchon, wen ich zunaͤchſt gemeint habe. In Jena arbeitete ich fleißig daran, webte noch Jenaiſche Schnurren hinein, und brachte ihn zu Stande. Das Buch iſt aber damals nicht gedruckt worden, weil man ihm in Halle die Cenſur weigerte, wie ich bald erzaͤhlen werde.
Ich fand den jeniſchen Komment 1784 noch immer, wie ich ihn ſchon ſechs Jahre vorher gefun- den hatte: nur etwas feiner war er geworden, wie der Anzug der Burſche. Im Ganzen waren die Herren auch fleißiger. Ich ſprach einen gewiſſen Ißbeck aus Saarbruͤcken, den ich ſchon in Darm- ſtadt gekannt hatte: er erzaͤhlte mir ſeine Fatalitaͤten, wie er von Gießen und Erlangen waͤre relegirt wor- den, und nun in Jena auf der Schaukel ſtuͤnde; er mache ſich aber nichts daraus! Seine Bruſt ſey durch das unbaͤndige Saufen und andre wilde zer- ſtoͤrende Lebensart ganz ruinirt, und er haͤtte die
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angekommen, waͤren abſcheulich betrunken — was
doch nicht wahr war — und haͤtten einen fuͤrchter-
lichen Skandal ſchon auf der Gaſſe angehoben.
Ich logirte in Jena bei Herrn Dambmann;
Stork trieb ſich bei den Moſellanern herum, und
beſoff ſich alle Tage zweimal.
Ich hatte in Halle ſchon angefangen, einen Ro-
man zu ſchreiben, naͤmlich Leben und Thaten
des Herrn Magiſters Baldrian Weit-
maul. Meine Leſer wiſſen ſchon, wen ich zunaͤchſt
gemeint habe. In Jena arbeitete ich fleißig daran,
webte noch Jenaiſche Schnurren hinein, und brachte
ihn zu Stande. Das Buch iſt aber damals nicht
gedruckt worden, weil man ihm in Halle die Cenſur
weigerte, wie ich bald erzaͤhlen werde.
Ich fand den jeniſchen Komment 1784 noch
immer, wie ich ihn ſchon ſechs Jahre vorher gefun-
den hatte: nur etwas feiner war er geworden, wie
der Anzug der Burſche. Im Ganzen waren die
Herren auch fleißiger. Ich ſprach einen gewiſſen
Ißbeck aus Saarbruͤcken, den ich ſchon in Darm-
ſtadt gekannt hatte: er erzaͤhlte mir ſeine Fatalitaͤten,
wie er von Gießen und Erlangen waͤre relegirt wor-
den, und nun in Jena auf der Schaukel ſtuͤnde; er
mache ſich aber nichts daraus! Seine Bruſt ſey
durch das unbaͤndige Saufen und andre wilde zer-
ſtoͤrende Lebensart ganz ruinirt, und er haͤtte die
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/196>, abgerufen am 16.02.2025.
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