einem Perückenmacher, der Perückenmacher verkün- digte es Studenten, und durch diese erfuhr es endlich ich. Wenn ich zu der Zeit noch so rasch em- pfindlich gewesen wäre, als einige Zeit vorher in der Pfalz, oder wenn ich -- um die Sache besser zu sagen -- wirkliche Achtung für den Mann gehegt hätte, so hätte ich mich zu rächen gesucht, und von ihm auch räsonnirt. Der gute Herr hätte mir ja auch herhalten müssen, wenn ich die Anek- doten, die damals von ihm und seiner Frau her- umkursirten, hätte in meinen Zirkeln so aufti- schen wollen, wie er allerlei dergleichen von mir auftischte, um mich dadurch zu blamiren! Ich weiß es recht sehr gut, daß ich damals den gelehrten und ungelehrten Müßiggängern in und um Halle reichlichen Stoff hergab, zum Zeitver- treib: aber das ist nun einmal so Mode, und ich hatte mir es im Grunde doch meistentheils selbst zuzuschreiben.
Ich disputirte pro loco als Präses, und mein Bruder respondirte: dieser konnte mit dem Latein ziemlich zurechtekommen, und befriedigte seine Op- ponenten nicht uneben. Meine Abhandlung, deren Abdruck ich nicht selbst korrigirt hatte, war voll Druckfehler, doch nicht so, daß sie den Sinn verstellt hätten und ausgesehen, wie grammatika-
Zweiter Theil. O
einem Peruͤckenmacher, der Peruͤckenmacher verkuͤn- digte es Studenten, und durch dieſe erfuhr es endlich ich. Wenn ich zu der Zeit noch ſo raſch em- pfindlich geweſen waͤre, als einige Zeit vorher in der Pfalz, oder wenn ich — um die Sache beſſer zu ſagen — wirkliche Achtung fuͤr den Mann gehegt haͤtte, ſo haͤtte ich mich zu raͤchen geſucht, und von ihm auch raͤſonnirt. Der gute Herr haͤtte mir ja auch herhalten muͤſſen, wenn ich die Anek- doten, die damals von ihm und ſeiner Frau her- umkurſirten, haͤtte in meinen Zirkeln ſo aufti- ſchen wollen, wie er allerlei dergleichen von mir auftiſchte, um mich dadurch zu blamiren! Ich weiß es recht ſehr gut, daß ich damals den gelehrten und ungelehrten Muͤßiggaͤngern in und um Halle reichlichen Stoff hergab, zum Zeitver- treib: aber das iſt nun einmal ſo Mode, und ich hatte mir es im Grunde doch meiſtentheils ſelbſt zuzuſchreiben.
Ich diſputirte pro loco als Praͤſes, und mein Bruder reſpondirte: dieſer konnte mit dem Latein ziemlich zurechtekommen, und befriedigte ſeine Op- ponenten nicht uneben. Meine Abhandlung, deren Abdruck ich nicht ſelbſt korrigirt hatte, war voll Druckfehler, doch nicht ſo, daß ſie den Sinn verſtellt haͤtten und ausgeſehen, wie grammatika-
Zweiter Theil. O
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[209/0211]
einem Peruͤckenmacher, der Peruͤckenmacher verkuͤn-
digte es Studenten, und durch dieſe erfuhr es
endlich ich. Wenn ich zu der Zeit noch ſo raſch em-
pfindlich geweſen waͤre, als einige Zeit vorher in der
Pfalz, oder wenn ich — um die Sache beſſer zu
ſagen — wirkliche Achtung fuͤr den Mann gehegt
haͤtte, ſo haͤtte ich mich zu raͤchen geſucht, und
von ihm auch raͤſonnirt. Der gute Herr haͤtte
mir ja auch herhalten muͤſſen, wenn ich die Anek-
doten, die damals von ihm und ſeiner Frau her-
umkurſirten, haͤtte in meinen Zirkeln ſo aufti-
ſchen wollen, wie er allerlei dergleichen von mir
auftiſchte, um mich dadurch zu blamiren! Ich
weiß es recht ſehr gut, daß ich damals den
gelehrten und ungelehrten Muͤßiggaͤngern in und
um Halle reichlichen Stoff hergab, zum Zeitver-
treib: aber das iſt nun einmal ſo Mode, und
ich hatte mir es im Grunde doch meiſtentheils
ſelbſt zuzuſchreiben.
Ich diſputirte pro loco als Praͤſes, und mein
Bruder reſpondirte: dieſer konnte mit dem Latein
ziemlich zurechtekommen, und befriedigte ſeine Op-
ponenten nicht uneben. Meine Abhandlung, deren
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/211>, abgerufen am 28.11.2024.
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