war sehr gefällig, und wir redeten von allerlei, doch aber kam das Gespräch immer wieder auf mein Sol- datwerden. Herr von Müffling hatte einen Band von der deutschen Uebersetzung des Polybius vo[ - 1 Zeichen fehlt] sich, worin er lesen wollte. Ich hatte auch viel von Polybius gelesen, und war mit der Historie dieses Schriftstellers bekannt. Daher räsonnirten wir lange über die Kriegskunst der Alten, von welcher wir aber beide wenig verstanden. Der Leutenant von Dry- galsky war die dritte Person.
Endlich kamen wir unserm Zwecke näher: wir kamen auf gewisse Punkte, welche mir Herr von Müffling zu erfüllen versprach. Einige davon sind freilich gehalten worden, aber -- -- --: doch ich enthalte mich aller Anmerkungen, die sich mir hier aufdringen wollen: vielleicht theile ich dergleichen einmal in meinem Alter -- wenn nämlich das gute oder schlechte Schichsal mich alt werden läßt -- der Welt mit, unter der Aufschrift: Bemerkungen eines alten Soldaten über das Soldatenwesen überhaupt, und über das Preußische insbesondere. Ein Mus- ketier sieht oft mehr, und richtiger, als mancher Herr Officier, sammt seinem König. Diesen fehlt es an geschärftem Gefühl dazu. --
Herr von Müffling both mir 8 Louisd'ors Handgeld, und drang in mich, daß ich jetzt gleich entweder ja sagen, oder alles abbrechen sollte: und
war ſehr gefaͤllig, und wir redeten von allerlei, doch aber kam das Geſpraͤch immer wieder auf mein Sol- datwerden. Herr von Muͤffling hatte einen Band von der deutſchen Ueberſetzung des Polybius vo[ – 1 Zeichen fehlt] ſich, worin er leſen wollte. Ich hatte auch viel von Polybius geleſen, und war mit der Hiſtorie dieſes Schriftſtellers bekannt. Daher raͤſonnirten wir lange uͤber die Kriegskunſt der Alten, von welcher wir aber beide wenig verſtanden. Der Leutenant von Dry- galsky war die dritte Perſon.
Endlich kamen wir unſerm Zwecke naͤher: wir kamen auf gewiſſe Punkte, welche mir Herr von Muͤffling zu erfuͤllen verſprach. Einige davon ſind freilich gehalten worden, aber — — —: doch ich enthalte mich aller Anmerkungen, die ſich mir hier aufdringen wollen: vielleicht theile ich dergleichen einmal in meinem Alter — wenn naͤmlich das gute oder ſchlechte Schichſal mich alt werden laͤßt — der Welt mit, unter der Aufſchrift: Bemerkungen eines alten Soldaten uͤber das Soldatenweſen uͤberhaupt, und uͤber das Preußiſche insbeſondere. Ein Mus- ketier ſieht oft mehr, und richtiger, als mancher Herr Officier, ſammt ſeinem Koͤnig. Dieſen fehlt es an geſchaͤrftem Gefuͤhl dazu. —
Herr von Muͤffling both mir 8 Louisd'ors Handgeld, und drang in mich, daß ich jetzt gleich entweder ja ſagen, oder alles abbrechen ſollte: und
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[237[247]/0249]
war ſehr gefaͤllig, und wir redeten von allerlei, doch
aber kam das Geſpraͤch immer wieder auf mein Sol-
datwerden. Herr von Muͤffling hatte einen Band
von der deutſchen Ueberſetzung des Polybius vo_
ſich, worin er leſen wollte. Ich hatte auch viel von
Polybius geleſen, und war mit der Hiſtorie dieſes
Schriftſtellers bekannt. Daher raͤſonnirten wir lange
uͤber die Kriegskunſt der Alten, von welcher wir aber
beide wenig verſtanden. Der Leutenant von Dry-
galsky war die dritte Perſon.
Endlich kamen wir unſerm Zwecke naͤher: wir
kamen auf gewiſſe Punkte, welche mir Herr von
Muͤffling zu erfuͤllen verſprach. Einige davon ſind
freilich gehalten worden, aber — — —: doch ich
enthalte mich aller Anmerkungen, die ſich mir hier
aufdringen wollen: vielleicht theile ich dergleichen
einmal in meinem Alter — wenn naͤmlich das gute
oder ſchlechte Schichſal mich alt werden laͤßt — der
Welt mit, unter der Aufſchrift: Bemerkungen eines
alten Soldaten uͤber das Soldatenweſen uͤberhaupt,
und uͤber das Preußiſche insbeſondere. Ein Mus-
ketier ſieht oft mehr, und richtiger, als mancher
Herr Officier, ſammt ſeinem Koͤnig. Dieſen fehlt
es an geſchaͤrftem Gefuͤhl dazu. —
Herr von Muͤffling both mir 8 Louisd'ors
Handgeld, und drang in mich, daß ich jetzt gleich
entweder ja ſagen, oder alles abbrechen ſollte: und
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 237[247]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/249>, abgerufen am 24.11.2024.
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