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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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hatten mir die Füße n) aufgerieben. Schon in
Naumburg merkte ich das, und wusch mir das Ge-
schundene mit Spiritus: aber es ward auf dem hol-
pricht-gefrornen Wege nur noch schlimmer, und
nöthigte mich, in einem weimarischen Dörfchen liegen
zu bleiben. Das Dörfchen hieß Neustädt, gemein-
hin Neischt, und der Wirth Krippenstapel. Dieser
war Bierbrauer, Branteweinbrenner und mästete
beiher auch Schweine. Es war ein lustiger, mun-
trer Mann, der gern von politischen Neuigkeiten
schwadronirte: seine Frau und Töchter waren auch
recht gute Dinger. Der Mann schien Vermögen zu
haben. Ich muste vier ganze Tage da bleiben, bis
mein Fuß wieder fort konnte. Um mir die Zeit zu
vertreiben, las ich in einem lateinischen alten theo-
logischen Schmöcher, den mir der Hr. Kantor borg-
te -- es war Waltheri Harmonia Biblica -- und
unterhielt mich des Abends mit dem Herrn Kantor.
Dieser Mann, sonst ein großer Liebhaber vom
Schnapps, liebte das Sprechen über theologische
Sachen, und haßte alle Freigeisterei. Doch war
er, wie er sagte, dem Aberglauben gram, und sprach
von Gespenstern, Hexen und Kobolten mit Verach-

n) Meine Leser verzeihen, daß ich nicht -- mit Erlaub-
niß zu melden -- oder so was sage. Wir Soldaten
nehmens nicht so genau.

hatten mir die Fuͤße n) aufgerieben. Schon in
Naumburg merkte ich das, und wuſch mir das Ge-
ſchundene mit Spiritus: aber es ward auf dem hol-
pricht-gefrornen Wege nur noch ſchlimmer, und
noͤthigte mich, in einem weimariſchen Doͤrfchen liegen
zu bleiben. Das Doͤrfchen hieß Neuſtaͤdt, gemein-
hin Neiſcht, und der Wirth Krippenſtapel. Dieſer
war Bierbrauer, Branteweinbrenner und maͤſtete
beiher auch Schweine. Es war ein luſtiger, mun-
trer Mann, der gern von politiſchen Neuigkeiten
ſchwadronirte: ſeine Frau und Toͤchter waren auch
recht gute Dinger. Der Mann ſchien Vermoͤgen zu
haben. Ich muſte vier ganze Tage da bleiben, bis
mein Fuß wieder fort konnte. Um mir die Zeit zu
vertreiben, las ich in einem lateiniſchen alten theo-
logiſchen Schmoͤcher, den mir der Hr. Kantor borg-
te — es war Waltheri Harmonia Biblica — und
unterhielt mich des Abends mit dem Herrn Kantor.
Dieſer Mann, ſonſt ein großer Liebhaber vom
Schnapps, liebte das Sprechen uͤber theologiſche
Sachen, und haßte alle Freigeiſterei. Doch war
er, wie er ſagte, dem Aberglauben gram, und ſprach
von Geſpenſtern, Hexen und Kobolten mit Verach-

n) Meine Leſer verzeihen, daß ich nicht — mit Erlaub-
niß zu melden — oder ſo was ſage. Wir Soldaten
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[314[324]/0326] hatten mir die Fuͤße n) aufgerieben. Schon in Naumburg merkte ich das, und wuſch mir das Ge- ſchundene mit Spiritus: aber es ward auf dem hol- pricht-gefrornen Wege nur noch ſchlimmer, und noͤthigte mich, in einem weimariſchen Doͤrfchen liegen zu bleiben. Das Doͤrfchen hieß Neuſtaͤdt, gemein- hin Neiſcht, und der Wirth Krippenſtapel. Dieſer war Bierbrauer, Branteweinbrenner und maͤſtete beiher auch Schweine. Es war ein luſtiger, mun- trer Mann, der gern von politiſchen Neuigkeiten ſchwadronirte: ſeine Frau und Toͤchter waren auch recht gute Dinger. Der Mann ſchien Vermoͤgen zu haben. Ich muſte vier ganze Tage da bleiben, bis mein Fuß wieder fort konnte. Um mir die Zeit zu vertreiben, las ich in einem lateiniſchen alten theo- logiſchen Schmoͤcher, den mir der Hr. Kantor borg- te — es war Waltheri Harmonia Biblica — und unterhielt mich des Abends mit dem Herrn Kantor. Dieſer Mann, ſonſt ein großer Liebhaber vom Schnapps, liebte das Sprechen uͤber theologiſche Sachen, und haßte alle Freigeiſterei. Doch war er, wie er ſagte, dem Aberglauben gram, und ſprach von Geſpenſtern, Hexen und Kobolten mit Verach- n) Meine Leſer verzeihen, daß ich nicht — mit Erlaub- niß zu melden — oder ſo was ſage. Wir Soldaten nehmens nicht ſo genau.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 314[324]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/326>, abgerufen am 24.11.2024.