unterstützt haben; ja, ich habe in meinem Kränz- chen, dessen Senior ich damals war, eine Kollekte für ihn angestellt.
So versorgt, studierte Herr Schnaubert Jura, und ward mit den Studenten so fideel, daß er für einen ordentlichen Kerl und guten Zotologen gehalten wurde. Durch Fleiß und Bücherlesen erlangte er in kurzer Zeit eine artige Kenntniß der Rechte, und sein kriechendes jesuitisch-pfaffisches Wesen erwarb ihm die Gunst des Kanzlers Koch in hohem Grade, und er wußte sich derselben durch Anbringung neuer Mähren von allerlei Art, besonders von Studen- tenhistörchen immer mehr zu versichern. Alles, was in der Stadt bei den Burschen-Parlamentern im Rappen und Stern, bei den Expeditionen aufm Schießhause u. s. w. vorging, wußte Herr Koch, und warf es bei Gelegenheit den Studenten vor. Man untersuchte, woher wo[ - 1 Zeichen fehlt] Koch das alles wissen möchte: und siehe da, Meister Schnaubert ward als Mährenträger entdeckt. Als er hierauf einmal zu Wiesek beim Schwarzen -- wie wir den einen der dortigen Wirthe nannten -- in eine Studenten- gesellschaft eintrat; so wurde er nicht nur erbärmlich ausgehunzt, sondern obendrein noch mit hundert Rippenstößen aus der Stube herausgeschmissen. Von der Zeit an hatte Schnauberts Umgang mit den Studenten ein Ende.
unterſtuͤtzt haben; ja, ich habe in meinem Kraͤnz- chen, deſſen Senior ich damals war, eine Kollekte fuͤr ihn angeſtellt.
So verſorgt, ſtudierte Herr Schnaubert Jura, und ward mit den Studenten ſo fideel, daß er fuͤr einen ordentlichen Kerl und guten Zotologen gehalten wurde. Durch Fleiß und Buͤcherleſen erlangte er in kurzer Zeit eine artige Kenntniß der Rechte, und ſein kriechendes jeſuitiſch-pfaffiſches Weſen erwarb ihm die Gunſt des Kanzlers Koch in hohem Grade, und er wußte ſich derſelben durch Anbringung neuer Maͤhren von allerlei Art, beſonders von Studen- tenhiſtoͤrchen immer mehr zu verſichern. Alles, was in der Stadt bei den Burſchen-Parlamentern im Rappen und Stern, bei den Expeditionen aufm Schießhauſe u. ſ. w. vorging, wußte Herr Koch, und warf es bei Gelegenheit den Studenten vor. Man unterſuchte, woher wo[ – 1 Zeichen fehlt] Koch das alles wiſſen moͤchte: und ſiehe da, Meiſter Schnaubert ward als Maͤhrentraͤger entdeckt. Als er hierauf einmal zu Wieſek beim Schwarzen — wie wir den einen der dortigen Wirthe nannten — in eine Studenten- geſellſchaft eintrat; ſo wurde er nicht nur erbaͤrmlich ausgehunzt, ſondern obendrein noch mit hundert Rippenſtoͤßen aus der Stube herausgeſchmiſſen. Von der Zeit an hatte Schnauberts Umgang mit den Studenten ein Ende.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0333"n="321[331]"/>
unterſtuͤtzt haben; ja, ich habe in meinem Kraͤnz-<lb/>
chen, deſſen Senior ich damals war, eine Kollekte<lb/>
fuͤr ihn angeſtellt.</p><lb/><p>So verſorgt, ſtudierte Herr Schnaubert Jura,<lb/>
und ward mit den Studenten ſo fideel, daß er fuͤr<lb/>
einen ordentlichen Kerl und guten Zotologen gehalten<lb/>
wurde. Durch Fleiß und Buͤcherleſen erlangte er<lb/>
in kurzer Zeit eine artige Kenntniß der Rechte, und<lb/>ſein kriechendes jeſuitiſch-pfaffiſches Weſen erwarb<lb/>
ihm die Gunſt des Kanzlers <hirendition="#g">Koch</hi> in hohem Grade,<lb/>
und er wußte ſich derſelben durch Anbringung neuer<lb/>
Maͤhren von allerlei Art, beſonders von Studen-<lb/>
tenhiſtoͤrchen immer mehr zu verſichern. Alles, was<lb/>
in der Stadt bei den Burſchen-Parlamentern im<lb/>
Rappen und Stern, bei den Expeditionen aufm<lb/>
Schießhauſe u. ſ. w. vorging, wußte Herr Koch,<lb/>
und warf es bei Gelegenheit den Studenten vor.<lb/>
Man unterſuchte, woher wo<gapunit="chars"quantity="1"/> Koch das alles wiſſen<lb/>
moͤchte: und ſiehe da, Meiſter Schnaubert ward<lb/>
als Maͤhrentraͤger entdeckt. Als er hierauf einmal<lb/>
zu Wieſek beim <hirendition="#g">Schwarzen</hi>— wie wir den einen<lb/>
der dortigen Wirthe nannten — in eine Studenten-<lb/>
geſellſchaft eintrat; ſo wurde er nicht nur erbaͤrmlich<lb/>
ausgehunzt, ſondern obendrein noch mit hundert<lb/>
Rippenſtoͤßen aus der Stube herausgeſchmiſſen. Von<lb/>
der Zeit an hatte Schnauberts Umgang mit den<lb/>
Studenten ein Ende.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[321[331]/0333]
unterſtuͤtzt haben; ja, ich habe in meinem Kraͤnz-
chen, deſſen Senior ich damals war, eine Kollekte
fuͤr ihn angeſtellt.
So verſorgt, ſtudierte Herr Schnaubert Jura,
und ward mit den Studenten ſo fideel, daß er fuͤr
einen ordentlichen Kerl und guten Zotologen gehalten
wurde. Durch Fleiß und Buͤcherleſen erlangte er
in kurzer Zeit eine artige Kenntniß der Rechte, und
ſein kriechendes jeſuitiſch-pfaffiſches Weſen erwarb
ihm die Gunſt des Kanzlers Koch in hohem Grade,
und er wußte ſich derſelben durch Anbringung neuer
Maͤhren von allerlei Art, beſonders von Studen-
tenhiſtoͤrchen immer mehr zu verſichern. Alles, was
in der Stadt bei den Burſchen-Parlamentern im
Rappen und Stern, bei den Expeditionen aufm
Schießhauſe u. ſ. w. vorging, wußte Herr Koch,
und warf es bei Gelegenheit den Studenten vor.
Man unterſuchte, woher wo_ Koch das alles wiſſen
moͤchte: und ſiehe da, Meiſter Schnaubert ward
als Maͤhrentraͤger entdeckt. Als er hierauf einmal
zu Wieſek beim Schwarzen — wie wir den einen
der dortigen Wirthe nannten — in eine Studenten-
geſellſchaft eintrat; ſo wurde er nicht nur erbaͤrmlich
ausgehunzt, ſondern obendrein noch mit hundert
Rippenſtoͤßen aus der Stube herausgeſchmiſſen. Von
der Zeit an hatte Schnauberts Umgang mit den
Studenten ein Ende.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 321[331]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/333>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.