doppelten Ruhm erworben habe. Es gehört doch wahrlich etwas mehr dazu, als eine kaufmännische Seele, um die Kosten zur Mobilisirung der Armee nicht zu achten, Verzicht auf Eroberungen zu thun, und da dem Feinde selbst die Hand zum Frieden zu biethen, wo es etwas kleines gewesen wäre, ihn durch Krieg vollends aufzureiben. Und so war unser liberale König in meinen Augen doppelt groß! Als ich daher zu Merzdorf bei einem Leinweber sein Bild- niß auf einem Kupferstich erblickte, worauf sein Kö- nigliches Kostüme ziemlich getroffen war, außer dem Kopf, so schrieb ich, ob ich gleich kein Versifer bin, folgendes Distichon darunter:
Armato brachio patriae das munera pacis: Non habuere parem Teutonis arva Tibi!i)
Ich weiß wohl, daß diese Zeiten nicht weit her sind: da sie aber meine damalige Empfindung aus- drücken, so mögen sie hingehen.
Wir nahmen bis Sagan beinahe denselben Rückweg, worauf wir hingezogen waren; doch ka- men wir auf andern Dörfern ins Quartier. Das Obst fing an zu reifen, und der vollste Baum war oft in einer halben Stunde leer. Die Soldaten machen es einmal nicht anders! Die Landleute schie-
i) Gerüstet schenktest Du dem Vaterland den Frieden: Wer glich auf Deutschlands Fluren Dir!
doppelten Ruhm erworben habe. Es gehoͤrt doch wahrlich etwas mehr dazu, als eine kaufmaͤnniſche Seele, um die Koſten zur Mobiliſirung der Armee nicht zu achten, Verzicht auf Eroberungen zu thun, und da dem Feinde ſelbſt die Hand zum Frieden zu biethen, wo es etwas kleines geweſen waͤre, ihn durch Krieg vollends aufzureiben. Und ſo war unſer liberale Koͤnig in meinen Augen doppelt groß! Als ich daher zu Merzdorf bei einem Leinweber ſein Bild- niß auf einem Kupferſtich erblickte, worauf ſein Koͤ- nigliches Koſtuͤme ziemlich getroffen war, außer dem Kopf, ſo ſchrieb ich, ob ich gleich kein Verſifer bin, folgendes Diſtichon darunter:
Armato brachio patriae das munera pacis: Non habuere parem Teutonis arva Tibi!i)
Ich weiß wohl, daß dieſe Zeiten nicht weit her ſind: da ſie aber meine damalige Empfindung aus- druͤcken, ſo moͤgen ſie hingehen.
Wir nahmen bis Sagan beinahe denſelben Ruͤckweg, worauf wir hingezogen waren; doch ka- men wir auf andern Doͤrfern ins Quartier. Das Obſt fing an zu reifen, und der vollſte Baum war oft in einer halben Stunde leer. Die Soldaten machen es einmal nicht anders! Die Landleute ſchie-
i) Geruͤſtet ſchenkteſt Du dem Vaterland den Frieden: Wer glich auf Deutſchlands Fluren Dir!
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0449"n="445[447]"/>
doppelten Ruhm erworben habe. Es gehoͤrt doch<lb/>
wahrlich etwas mehr dazu, als eine kaufmaͤnniſche<lb/>
Seele, um die Koſten zur Mobiliſirung der Armee<lb/>
nicht zu achten, Verzicht auf Eroberungen zu thun,<lb/>
und da dem Feinde ſelbſt die Hand zum Frieden<lb/>
zu biethen, wo es etwas kleines geweſen waͤre, ihn<lb/>
durch Krieg vollends aufzureiben. Und ſo war unſer<lb/>
liberale Koͤnig in meinen Augen doppelt groß! Als<lb/>
ich daher zu Merzdorf bei einem Leinweber ſein Bild-<lb/>
niß auf einem Kupferſtich erblickte, worauf ſein Koͤ-<lb/>
nigliches Koſtuͤme ziemlich getroffen war, außer dem<lb/>
Kopf, ſo ſchrieb ich, ob ich gleich kein Verſifer bin,<lb/>
folgendes Diſtichon darunter:</p><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#et"><hirendition="#aq">Armato brachio patriae das munera pacis:</hi></hi></l><lb/><l><hirendition="#et"><hirendition="#aq">Non habuere parem Teutonis arva Tibi!</hi><noteplace="foot"n="i)">Geruͤſtet ſchenkteſt Du dem Vaterland den Frieden:<lb/>
Wer glich auf Deutſchlands Fluren Dir!</note></hi></l></lg><lb/><p>Ich weiß wohl, daß dieſe Zeiten nicht weit her<lb/>ſind: da ſie aber meine damalige Empfindung aus-<lb/>
druͤcken, ſo moͤgen ſie hingehen.</p><lb/><p>Wir nahmen bis <hirendition="#g">Sagan</hi> beinahe denſelben<lb/>
Ruͤckweg, worauf wir hingezogen waren; doch ka-<lb/>
men wir auf andern Doͤrfern ins Quartier. Das<lb/>
Obſt fing an zu reifen, und der vollſte Baum war<lb/>
oft in einer halben Stunde leer. Die Soldaten<lb/>
machen es einmal nicht anders! Die Landleute ſchie-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[445[447]/0449]
doppelten Ruhm erworben habe. Es gehoͤrt doch
wahrlich etwas mehr dazu, als eine kaufmaͤnniſche
Seele, um die Koſten zur Mobiliſirung der Armee
nicht zu achten, Verzicht auf Eroberungen zu thun,
und da dem Feinde ſelbſt die Hand zum Frieden
zu biethen, wo es etwas kleines geweſen waͤre, ihn
durch Krieg vollends aufzureiben. Und ſo war unſer
liberale Koͤnig in meinen Augen doppelt groß! Als
ich daher zu Merzdorf bei einem Leinweber ſein Bild-
niß auf einem Kupferſtich erblickte, worauf ſein Koͤ-
nigliches Koſtuͤme ziemlich getroffen war, außer dem
Kopf, ſo ſchrieb ich, ob ich gleich kein Verſifer bin,
folgendes Diſtichon darunter:
Armato brachio patriae das munera pacis:
Non habuere parem Teutonis arva Tibi! i)
Ich weiß wohl, daß dieſe Zeiten nicht weit her
ſind: da ſie aber meine damalige Empfindung aus-
druͤcken, ſo moͤgen ſie hingehen.
Wir nahmen bis Sagan beinahe denſelben
Ruͤckweg, worauf wir hingezogen waren; doch ka-
men wir auf andern Doͤrfern ins Quartier. Das
Obſt fing an zu reifen, und der vollſte Baum war
oft in einer halben Stunde leer. Die Soldaten
machen es einmal nicht anders! Die Landleute ſchie-
i) Geruͤſtet ſchenkteſt Du dem Vaterland den Frieden:
Wer glich auf Deutſchlands Fluren Dir!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 445[447]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/449>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.