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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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ging uns nichts an: ich wenigstens hielt von hundert
Sätzen allemal 99 für ganz falsch, und den hunder-
sten für schief. Was meine Scholaren sonst noch da-
bei dachten, kümmerte mich nicht. So viel weiß ich
aber doch, daß ich einige recht gut zum Examen zu-
bereitet habe, welches auch um so leichter ward, da
ich jedesmal und zwar auf lateinisch, den ganzen
Brast mit allem seinem Anhange von Beweisstellen,
wie ehedem, forschweise durchnahm. Meine Vor-
bereitungsbücher waren Döderleins größere
Dogmatik, Schuberts Institutiones Theo-
logiae dogmat.
und Bahrdts systema or-
thodoxum.

So beschäftigte ich mich auf eine sehr anständige
Art, und meine Herren Scholaren fanden Genüge
und behandelten mich sehr freundlich. Gaben sie
mir gleich keine reichlichen Honorare, so bekam ich
doch so viel, daß ich ziemlich auskommen konnte.
Ich muß hier besonders den Herrn Baron von
Wülknitz rühmen, welcher sich über alle Maaßen
freundschaftlich und gütig gegen mich bewiesen
hat. Ich danke allen diesen guten Leuten für ihre
Liebe!

Gute Menschen machen wieder gute Menschen,
und ich fühlte immer neue Kraft und Muth, im Gu-
ten fortzufahren, zumal, wenn ich den Umgang ir-

ging uns nichts an: ich wenigſtens hielt von hundert
Saͤtzen allemal 99 fuͤr ganz falſch, und den hunder-
ſten fuͤr ſchief. Was meine Scholaren ſonſt noch da-
bei dachten, kuͤmmerte mich nicht. So viel weiß ich
aber doch, daß ich einige recht gut zum Examen zu-
bereitet habe, welches auch um ſo leichter ward, da
ich jedesmal und zwar auf lateiniſch, den ganzen
Braſt mit allem ſeinem Anhange von Beweisſtellen,
wie ehedem, forſchweiſe durchnahm. Meine Vor-
bereitungsbuͤcher waren Doͤderleins groͤßere
Dogmatik, Schuberts Inſtitutiones Theo-
logiae dogmat.
und Bahrdts ſyſtema or-
thodoxum.

So beſchaͤftigte ich mich auf eine ſehr anſtaͤndige
Art, und meine Herren Scholaren fanden Genuͤge
und behandelten mich ſehr freundlich. Gaben ſie
mir gleich keine reichlichen Honorare, ſo bekam ich
doch ſo viel, daß ich ziemlich auskommen konnte.
Ich muß hier beſonders den Herrn Baron von
Wuͤlknitz ruͤhmen, welcher ſich uͤber alle Maaßen
freundſchaftlich und guͤtig gegen mich bewieſen
hat. Ich danke allen dieſen guten Leuten fuͤr ihre
Liebe!

Gute Menſchen machen wieder gute Menſchen,
und ich fuͤhlte immer neue Kraft und Muth, im Gu-
ten fortzufahren, zumal, wenn ich den Umgang ir-

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[472[474]/0476] ging uns nichts an: ich wenigſtens hielt von hundert Saͤtzen allemal 99 fuͤr ganz falſch, und den hunder- ſten fuͤr ſchief. Was meine Scholaren ſonſt noch da- bei dachten, kuͤmmerte mich nicht. So viel weiß ich aber doch, daß ich einige recht gut zum Examen zu- bereitet habe, welches auch um ſo leichter ward, da ich jedesmal und zwar auf lateiniſch, den ganzen Braſt mit allem ſeinem Anhange von Beweisſtellen, wie ehedem, forſchweiſe durchnahm. Meine Vor- bereitungsbuͤcher waren Doͤderleins groͤßere Dogmatik, Schuberts Inſtitutiones Theo- logiae dogmat. und Bahrdts ſyſtema or- thodoxum. So beſchaͤftigte ich mich auf eine ſehr anſtaͤndige Art, und meine Herren Scholaren fanden Genuͤge und behandelten mich ſehr freundlich. Gaben ſie mir gleich keine reichlichen Honorare, ſo bekam ich doch ſo viel, daß ich ziemlich auskommen konnte. Ich muß hier beſonders den Herrn Baron von Wuͤlknitz ruͤhmen, welcher ſich uͤber alle Maaßen freundſchaftlich und guͤtig gegen mich bewieſen hat. Ich danke allen dieſen guten Leuten fuͤr ihre Liebe! Gute Menſchen machen wieder gute Menſchen, und ich fuͤhlte immer neue Kraft und Muth, im Gu- ten fortzufahren, zumal, wenn ich den Umgang ir-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 472[474]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/476>, abgerufen am 21.11.2024.