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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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gend eines rechtschaffenen Mannes genossen hatte.
Da sah ich, was auch ich hätte werden können, und
fühlte nun meinen Abstand schmerzlicher. Freilich
war ich zu stark verdorben, als daß ich in Allem hätte
auf einmal gut werden können. Gute und böse Fer-
tigkeiten entstehen nur nach und nach durch wieder-
holte Uebungen; und so wenig jemand auf einmal
ein Teufel wird, so wenig wird er auch auf einmal
ein Engel. Sprünge giebt es nirgend, trotz Predigt,
Sakramenten, Gnade und Allmacht. Dies erfuhr
ich nun auch an mir. Immer leuchteten die Spu-
ren der alten Verirrungen hervor, immer wollte
meine Sinnlichkeit mit meiner Vernunft davon lau-
fen, immer kämpften meine verjährten bösen Ge-
wohnheiten wider meine neuen guten Entschlüsse.
Allein absichtlich aufgetragene oder selbst gewählte
Arbeiten ließen mir keine Zeit, auf böse Foderungen
von der Art zu hören. Auch der Gedanke, daß sich
selbst überwinden, der Siege schönster sey, nebst
der Hoffnung, durch meine Beschäftigung und mein
Betragen den Beifall guter Menschen zu verdienen,
halfen mir sehr oft, meinen Kampf mit Ehren zu be-
stehen. Hierdurch gewann ich allmälig an Selbstge-
fühl, Selbstmacht und Selbstständigkeit: und so ge-
lang es mir größtentheils, als ein moralisches Men-
schen-Wesen zu handeln, und nicht immer als ein ver-
wöhntes sinnliches Thier. Das Gesetz der moralischen

gend eines rechtſchaffenen Mannes genoſſen hatte.
Da ſah ich, was auch ich haͤtte werden koͤnnen, und
fuͤhlte nun meinen Abſtand ſchmerzlicher. Freilich
war ich zu ſtark verdorben, als daß ich in Allem haͤtte
auf einmal gut werden koͤnnen. Gute und boͤſe Fer-
tigkeiten entſtehen nur nach und nach durch wieder-
holte Uebungen; und ſo wenig jemand auf einmal
ein Teufel wird, ſo wenig wird er auch auf einmal
ein Engel. Spruͤnge giebt es nirgend, trotz Predigt,
Sakramenten, Gnade und Allmacht. Dies erfuhr
ich nun auch an mir. Immer leuchteten die Spu-
ren der alten Verirrungen hervor, immer wollte
meine Sinnlichkeit mit meiner Vernunft davon lau-
fen, immer kaͤmpften meine verjaͤhrten boͤſen Ge-
wohnheiten wider meine neuen guten Entſchluͤſſe.
Allein abſichtlich aufgetragene oder ſelbſt gewaͤhlte
Arbeiten ließen mir keine Zeit, auf boͤſe Foderungen
von der Art zu hoͤren. Auch der Gedanke, daß ſich
ſelbſt uͤberwinden, der Siege ſchoͤnſter ſey, nebſt
der Hoffnung, durch meine Beſchaͤftigung und mein
Betragen den Beifall guter Menſchen zu verdienen,
halfen mir ſehr oft, meinen Kampf mit Ehren zu be-
ſtehen. Hierdurch gewann ich allmaͤlig an Selbſtge-
fuͤhl, Selbſtmacht und Selbſtſtaͤndigkeit: und ſo ge-
lang es mir groͤßtentheils, als ein moraliſches Men-
ſchen-Weſen zu handeln, und nicht immer als ein ver-
woͤhntes ſinnliches Thier. Das Geſetz der moraliſchen

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[473[475]/0477] gend eines rechtſchaffenen Mannes genoſſen hatte. Da ſah ich, was auch ich haͤtte werden koͤnnen, und fuͤhlte nun meinen Abſtand ſchmerzlicher. Freilich war ich zu ſtark verdorben, als daß ich in Allem haͤtte auf einmal gut werden koͤnnen. Gute und boͤſe Fer- tigkeiten entſtehen nur nach und nach durch wieder- holte Uebungen; und ſo wenig jemand auf einmal ein Teufel wird, ſo wenig wird er auch auf einmal ein Engel. Spruͤnge giebt es nirgend, trotz Predigt, Sakramenten, Gnade und Allmacht. Dies erfuhr ich nun auch an mir. Immer leuchteten die Spu- ren der alten Verirrungen hervor, immer wollte meine Sinnlichkeit mit meiner Vernunft davon lau- fen, immer kaͤmpften meine verjaͤhrten boͤſen Ge- wohnheiten wider meine neuen guten Entſchluͤſſe. Allein abſichtlich aufgetragene oder ſelbſt gewaͤhlte Arbeiten ließen mir keine Zeit, auf boͤſe Foderungen von der Art zu hoͤren. Auch der Gedanke, daß ſich ſelbſt uͤberwinden, der Siege ſchoͤnſter ſey, nebſt der Hoffnung, durch meine Beſchaͤftigung und mein Betragen den Beifall guter Menſchen zu verdienen, halfen mir ſehr oft, meinen Kampf mit Ehren zu be- ſtehen. Hierdurch gewann ich allmaͤlig an Selbſtge- fuͤhl, Selbſtmacht und Selbſtſtaͤndigkeit: und ſo ge- lang es mir groͤßtentheils, als ein moraliſches Men- ſchen-Weſen zu handeln, und nicht immer als ein ver- woͤhntes ſinnliches Thier. Das Geſetz der moraliſchen

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 473[475]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/477>, abgerufen am 21.11.2024.