rathen mußte. Von sich selbst spricht er indeß in sehr hohem Ton, und wundert sich höchlich, daß man seine Verdienste verkenne, und ihn, wer weiß, wozu! noch immer nicht mache. Ich den- ke gar, er will das Privilegium haben, ausschließ- lich mit Pfeifenspitzen und Zahnstöchern zu han- deln! --
Wie wichtig aber Meister Dreyßigen der Wisch über Bahrdts Tod habe vorkommen mögen, sehe ich aus dem diesjährigen hiesigen Intelligenzblatt St. 45. Hier berichtet er auf die abgeschmackteste Art: daß der genannte Wisch allein bei ihm, und nicht auch beim Bücherverleiher Bispink zu haben sey. Dies ist so ein Seitenblick nach dreyßigscher Manier! Der gute Mann hätte aber bedenken sollen, daß Herr Bispink zu viel Einsicht, Geschmack und Achtung gegen sein Publikum hat, als daß er es sich auch nur aus der Ferne je sollte beigehen las- sen, Wische von der Art aus dem dreyßigschen Scho- felarchiv zum Lesen aufzustellen. Herr Bispink ist indeß über dergleichen Kleinigkeiten hinaus und wür- diget sie nicht einmal eines Seitenblicks: ich aber habe mich über die Impertinenz des Menschen nicht wenig geärgert. Daß Herr Bispink Bücher ver- leiht, und recht ausgesuchte neuere verleiht, und da- durch die Lücken der hiesigen Universitätsbibliothek
rathen mußte. Von ſich ſelbſt ſpricht er indeß in ſehr hohem Ton, und wundert ſich hoͤchlich, daß man ſeine Verdienſte verkenne, und ihn, wer weiß, wozu! noch immer nicht mache. Ich den- ke gar, er will das Privilegium haben, ausſchließ- lich mit Pfeifenſpitzen und Zahnſtoͤchern zu han- deln! —
Wie wichtig aber Meiſter Dreyßigen der Wiſch uͤber Bahrdts Tod habe vorkommen moͤgen, ſehe ich aus dem diesjaͤhrigen hieſigen Intelligenzblatt St. 45. Hier berichtet er auf die abgeſchmackteſte Art: daß der genannte Wiſch allein bei ihm, und nicht auch beim Buͤcherverleiher Bispink zu haben ſey. Dies iſt ſo ein Seitenblick nach dreyßigſcher Manier! Der gute Mann haͤtte aber bedenken ſollen, daß Herr Bispink zu viel Einſicht, Geſchmack und Achtung gegen ſein Publikum hat, als daß er es ſich auch nur aus der Ferne je ſollte beigehen laſ- ſen, Wiſche von der Art aus dem dreyßigſchen Scho- felarchiv zum Leſen aufzuſtellen. Herr Bispink iſt indeß uͤber dergleichen Kleinigkeiten hinaus und wuͤr- diget ſie nicht einmal eines Seitenblicks: ich aber habe mich uͤber die Impertinenz des Menſchen nicht wenig geaͤrgert. Daß Herr Bispink Buͤcher ver- leiht, und recht ausgeſuchte neuere verleiht, und da- durch die Luͤcken der hieſigen Univerſitaͤtsbibliothek
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0502"n="498[500]"/>
rathen mußte. Von ſich ſelbſt ſpricht er indeß<lb/>
in ſehr hohem Ton, und wundert ſich hoͤchlich,<lb/>
daß man ſeine Verdienſte verkenne, und ihn, wer<lb/>
weiß, wozu! noch immer nicht mache. Ich den-<lb/>
ke gar, er will das Privilegium haben, ausſchließ-<lb/>
lich mit Pfeifenſpitzen und Zahnſtoͤchern zu han-<lb/>
deln! —</p><lb/><p>Wie wichtig aber Meiſter Dreyßigen der Wiſch<lb/>
uͤber Bahrdts Tod habe vorkommen moͤgen, ſehe<lb/>
ich aus dem diesjaͤhrigen hieſigen Intelligenzblatt<lb/>
St. 45. Hier berichtet er auf die abgeſchmackteſte<lb/>
Art: daß der genannte Wiſch allein bei ihm, und<lb/>
nicht auch beim Buͤcherverleiher Bispink zu haben<lb/>ſey. Dies iſt ſo ein Seitenblick nach dreyßigſcher<lb/>
Manier! Der gute Mann haͤtte aber bedenken ſollen,<lb/>
daß Herr <hirendition="#g">Bispink</hi> zu viel Einſicht, Geſchmack<lb/>
und Achtung gegen ſein Publikum hat, als daß er<lb/>
es ſich auch nur aus der Ferne je ſollte beigehen laſ-<lb/>ſen, Wiſche von der Art aus dem dreyßigſchen Scho-<lb/>
felarchiv zum Leſen aufzuſtellen. Herr Bispink iſt<lb/>
indeß uͤber dergleichen Kleinigkeiten hinaus und wuͤr-<lb/>
diget ſie nicht einmal eines Seitenblicks: ich aber<lb/>
habe mich uͤber die Impertinenz des Menſchen nicht<lb/>
wenig geaͤrgert. Daß Herr <hirendition="#g">Bispink</hi> Buͤcher ver-<lb/>
leiht, und recht ausgeſuchte neuere verleiht, und da-<lb/>
durch die Luͤcken der hieſigen Univerſitaͤtsbibliothek<lb/></p></div></body></text></TEI>
[498[500]/0502]
rathen mußte. Von ſich ſelbſt ſpricht er indeß
in ſehr hohem Ton, und wundert ſich hoͤchlich,
daß man ſeine Verdienſte verkenne, und ihn, wer
weiß, wozu! noch immer nicht mache. Ich den-
ke gar, er will das Privilegium haben, ausſchließ-
lich mit Pfeifenſpitzen und Zahnſtoͤchern zu han-
deln! —
Wie wichtig aber Meiſter Dreyßigen der Wiſch
uͤber Bahrdts Tod habe vorkommen moͤgen, ſehe
ich aus dem diesjaͤhrigen hieſigen Intelligenzblatt
St. 45. Hier berichtet er auf die abgeſchmackteſte
Art: daß der genannte Wiſch allein bei ihm, und
nicht auch beim Buͤcherverleiher Bispink zu haben
ſey. Dies iſt ſo ein Seitenblick nach dreyßigſcher
Manier! Der gute Mann haͤtte aber bedenken ſollen,
daß Herr Bispink zu viel Einſicht, Geſchmack
und Achtung gegen ſein Publikum hat, als daß er
es ſich auch nur aus der Ferne je ſollte beigehen laſ-
ſen, Wiſche von der Art aus dem dreyßigſchen Scho-
felarchiv zum Leſen aufzuſtellen. Herr Bispink iſt
indeß uͤber dergleichen Kleinigkeiten hinaus und wuͤr-
diget ſie nicht einmal eines Seitenblicks: ich aber
habe mich uͤber die Impertinenz des Menſchen nicht
wenig geaͤrgert. Daß Herr Bispink Buͤcher ver-
leiht, und recht ausgeſuchte neuere verleiht, und da-
durch die Luͤcken der hieſigen Univerſitaͤtsbibliothek
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 498[500]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/502>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.