Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

ich sey 32000 Mann stark, und erwartete blos noch
Verstärkung; sobald ich die würde erhalten haben,
würde ich ihn angreifen, schlagen, und dann Na-
varra erobern. Das sind meine Anschläge, welche
euer General ohne Zweifel durch euch hat erfahren
wollen. Nun könnt ihr sie ihm berichten, und ihm
noch sagen, daß wenn er künftig etwas von meinen
Absichten wissen wolle, er sich nur an mich wen-
den dürfe: ich wolle ihm allemal richtige Nachricht
geben. Jezt packt euch!" -- Ich glaube, daß
der brave Moncey Recht hatte, wenigstens handelte
er edel, und es wäre Schade, wenn diese edle
Handlung vergessen würde. Es war freylich nur
ein französischer General; aber der Herzog von
Braunschweig hat, wie ich zu seiner Zeit erzählen
werde, eine ähnliche edle Handlung ausgeübt.

Von Luxemburg bis auf die französische Gränze
hatten wir noch zwey Märsche, die aber gut ge-
messen waren. Wir plünderten unterwegs die Erb-
sen- und Kartoffel-Aecker, ob diese gleich noch im
Kaiserlichen lagen, und rückten am 19ten August
1792 über die Gränzen in Wälschlotharingen ein.

Daß man uns den Tag vor unserm Einmarsche
in Frankreich es noch erlaubte, die in der Nähe
des Lagers befindlichen Aecker der östreichischen Un-
terthanen, wenn gleich ihr Landesherr mit uns
verbündet war, auszuplündern, war mir eine

ich ſey 32000 Mann ſtark, und erwartete blos noch
Verſtaͤrkung; ſobald ich die wuͤrde erhalten haben,
wuͤrde ich ihn angreifen, ſchlagen, und dann Na-
varra erobern. Das ſind meine Anſchlaͤge, welche
euer General ohne Zweifel durch euch hat erfahren
wollen. Nun koͤnnt ihr ſie ihm berichten, und ihm
noch ſagen, daß wenn er kuͤnftig etwas von meinen
Abſichten wiſſen wolle, er ſich nur an mich wen-
den duͤrfe: ich wolle ihm allemal richtige Nachricht
geben. Jezt packt euch!“ — Ich glaube, daß
der brave Moncey Recht hatte, wenigſtens handelte
er edel, und es waͤre Schade, wenn dieſe edle
Handlung vergeſſen wuͤrde. Es war freylich nur
ein franzoͤſiſcher General; aber der Herzog von
Braunſchweig hat, wie ich zu ſeiner Zeit erzaͤhlen
werde, eine aͤhnliche edle Handlung ausgeuͤbt.

Von Luxemburg bis auf die franzoͤſiſche Graͤnze
hatten wir noch zwey Maͤrſche, die aber gut ge-
meſſen waren. Wir pluͤnderten unterwegs die Erb-
ſen- und Kartoffel-Aecker, ob dieſe gleich noch im
Kaiſerlichen lagen, und ruͤckten am 19ten Auguſt
1792 uͤber die Graͤnzen in Waͤlſchlotharingen ein.

Daß man uns den Tag vor unſerm Einmarſche
in Frankreich es noch erlaubte, die in der Naͤhe
des Lagers befindlichen Aecker der oͤſtreichiſchen Un-
terthanen, wenn gleich ihr Landesherr mit uns
verbuͤndet war, auszupluͤndern, war mir eine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0115" n="103"/>
ich &#x017F;ey 32000 Mann &#x017F;tark, und erwartete blos noch<lb/>
Ver&#x017F;ta&#x0364;rkung; &#x017F;obald ich die wu&#x0364;rde erhalten haben,<lb/>
wu&#x0364;rde ich ihn angreifen, &#x017F;chlagen, und dann Na-<lb/>
varra erobern. Das &#x017F;ind meine An&#x017F;chla&#x0364;ge, welche<lb/>
euer General ohne Zweifel durch euch hat erfahren<lb/>
wollen. Nun ko&#x0364;nnt ihr &#x017F;ie ihm berichten, und ihm<lb/>
noch &#x017F;agen, daß wenn er ku&#x0364;nftig etwas von meinen<lb/>
Ab&#x017F;ichten wi&#x017F;&#x017F;en wolle, er &#x017F;ich nur an mich wen-<lb/>
den du&#x0364;rfe: ich wolle ihm allemal richtige Nachricht<lb/>
geben. Jezt packt euch!&#x201C; &#x2014; Ich glaube, daß<lb/>
der brave Moncey Recht hatte, wenig&#x017F;tens handelte<lb/>
er edel, und es wa&#x0364;re Schade, wenn die&#x017F;e edle<lb/>
Handlung verge&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde. Es war freylich nur<lb/>
ein franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;cher General; aber der Herzog von<lb/>
Braun&#x017F;chweig hat, wie ich zu &#x017F;einer Zeit erza&#x0364;hlen<lb/>
werde, eine a&#x0364;hnliche edle Handlung ausgeu&#x0364;bt.</p><lb/>
        <p>Von Luxemburg bis auf die franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Gra&#x0364;nze<lb/>
hatten wir noch zwey Ma&#x0364;r&#x017F;che, die aber gut ge-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;en waren. Wir plu&#x0364;nderten unterwegs die Erb-<lb/>
&#x017F;en- und Kartoffel-Aecker, ob die&#x017F;e gleich noch im<lb/>
Kai&#x017F;erlichen lagen, und ru&#x0364;ckten am 19ten Augu&#x017F;t<lb/>
1792 u&#x0364;ber die Gra&#x0364;nzen in Wa&#x0364;l&#x017F;chlotharingen ein.</p><lb/>
        <p>Daß man uns den Tag vor un&#x017F;erm Einmar&#x017F;che<lb/>
in Frankreich es noch erlaubte, die in der Na&#x0364;he<lb/>
des Lagers befindlichen Aecker der o&#x0364;&#x017F;treichi&#x017F;chen Un-<lb/>
terthanen, wenn gleich ihr Landesherr mit uns<lb/>
verbu&#x0364;ndet war, auszuplu&#x0364;ndern, war mir eine<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0115] ich ſey 32000 Mann ſtark, und erwartete blos noch Verſtaͤrkung; ſobald ich die wuͤrde erhalten haben, wuͤrde ich ihn angreifen, ſchlagen, und dann Na- varra erobern. Das ſind meine Anſchlaͤge, welche euer General ohne Zweifel durch euch hat erfahren wollen. Nun koͤnnt ihr ſie ihm berichten, und ihm noch ſagen, daß wenn er kuͤnftig etwas von meinen Abſichten wiſſen wolle, er ſich nur an mich wen- den duͤrfe: ich wolle ihm allemal richtige Nachricht geben. Jezt packt euch!“ — Ich glaube, daß der brave Moncey Recht hatte, wenigſtens handelte er edel, und es waͤre Schade, wenn dieſe edle Handlung vergeſſen wuͤrde. Es war freylich nur ein franzoͤſiſcher General; aber der Herzog von Braunſchweig hat, wie ich zu ſeiner Zeit erzaͤhlen werde, eine aͤhnliche edle Handlung ausgeuͤbt. Von Luxemburg bis auf die franzoͤſiſche Graͤnze hatten wir noch zwey Maͤrſche, die aber gut ge- meſſen waren. Wir pluͤnderten unterwegs die Erb- ſen- und Kartoffel-Aecker, ob dieſe gleich noch im Kaiſerlichen lagen, und ruͤckten am 19ten Auguſt 1792 uͤber die Graͤnzen in Waͤlſchlotharingen ein. Daß man uns den Tag vor unſerm Einmarſche in Frankreich es noch erlaubte, die in der Naͤhe des Lagers befindlichen Aecker der oͤſtreichiſchen Un- terthanen, wenn gleich ihr Landesherr mit uns verbuͤndet war, auszupluͤndern, war mir eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/115
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/115>, abgerufen am 16.05.2024.