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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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oder ich schwuppe ihn hier herum, wie einen Tanz-
bär!" Dieß sagte er, und der Hr. Leutnant schob
ab, und sagte kein Wort. Mich hatte er nicht be-
merkt, denn ich saß hinterm Ofen. Dieß im Vor-
beygehen!

Unsere Leute hatten auf den Dörfern die Schaf-
hürden und Schweinställe geöfnet; und so sah man
auf den Feldern viele Schaafe und Schweine herum
laufen. Diese wurden, wie leicht zu denken steht,
haufenweise aufgefangen und nach dem Lager ge-
schleppt. Ich muß gestehen, daß ich mich auch
unter den Haufen der Räuber mischte, und ein
Schaaf, nach meinem Zelte brachte: ich dachte,
wenn du's nicht nimmst, so nimmt es ein anderer
oder es verläuft sich: und dieser Grund bestimmte
mich, an der allgemeinen Plünderey Theil zu neh-
men. Der rechte Eigenthümer, dachte ich ferner, ge-
winnt doch nichts, wenn auch ich sein Eigenthum
nicht berühre; ja, ich werde alsdann noch oben-
drein für einen Pinsel gehalten, der seinen Vortheil
nicht zu benutzen wisse. Kurz, alle Imputabilität des
Plünderns gehört, wie mich dünkt, für die Aufseher
über die Disciplin und den Lebensunterhalt: diese
haben zunächst alles zu verantworten.

Das Hämmel- und Schweinefleisch wurde ge-
kocht, oder an den Säbel gesteckt, und so in der
Flamme gebraten, und hernach ohne Brod und ohne

oder ich ſchwuppe ihn hier herum, wie einen Tanz-
baͤr!“ Dieß ſagte er, und der Hr. Leutnant ſchob
ab, und ſagte kein Wort. Mich hatte er nicht be-
merkt, denn ich ſaß hinterm Ofen. Dieß im Vor-
beygehen!

Unſere Leute hatten auf den Doͤrfern die Schaf-
huͤrden und Schweinſtaͤlle geoͤfnet; und ſo ſah man
auf den Feldern viele Schaafe und Schweine herum
laufen. Dieſe wurden, wie leicht zu denken ſteht,
haufenweiſe aufgefangen und nach dem Lager ge-
ſchleppt. Ich muß geſtehen, daß ich mich auch
unter den Haufen der Raͤuber miſchte, und ein
Schaaf, nach meinem Zelte brachte: ich dachte,
wenn du's nicht nimmſt, ſo nimmt es ein anderer
oder es verlaͤuft ſich: und dieſer Grund beſtimmte
mich, an der allgemeinen Pluͤnderey Theil zu neh-
men. Der rechte Eigenthuͤmer, dachte ich ferner, ge-
winnt doch nichts, wenn auch ich ſein Eigenthum
nicht beruͤhre; ja, ich werde alsdann noch oben-
drein fuͤr einen Pinſel gehalten, der ſeinen Vortheil
nicht zu benutzen wiſſe. Kurz, alle Imputabilitaͤt des
Pluͤnderns gehoͤrt, wie mich duͤnkt, fuͤr die Aufſeher
uͤber die Disciplin und den Lebensunterhalt: dieſe
haben zunaͤchſt alles zu verantworten.

Das Haͤmmel- und Schweinefleiſch wurde ge-
kocht, oder an den Saͤbel geſteckt, und ſo in der
Flamme gebraten, und hernach ohne Brod und ohne

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[109/0121] oder ich ſchwuppe ihn hier herum, wie einen Tanz- baͤr!“ Dieß ſagte er, und der Hr. Leutnant ſchob ab, und ſagte kein Wort. Mich hatte er nicht be- merkt, denn ich ſaß hinterm Ofen. Dieß im Vor- beygehen! Unſere Leute hatten auf den Doͤrfern die Schaf- huͤrden und Schweinſtaͤlle geoͤfnet; und ſo ſah man auf den Feldern viele Schaafe und Schweine herum laufen. Dieſe wurden, wie leicht zu denken ſteht, haufenweiſe aufgefangen und nach dem Lager ge- ſchleppt. Ich muß geſtehen, daß ich mich auch unter den Haufen der Raͤuber miſchte, und ein Schaaf, nach meinem Zelte brachte: ich dachte, wenn du's nicht nimmſt, ſo nimmt es ein anderer oder es verlaͤuft ſich: und dieſer Grund beſtimmte mich, an der allgemeinen Pluͤnderey Theil zu neh- men. Der rechte Eigenthuͤmer, dachte ich ferner, ge- winnt doch nichts, wenn auch ich ſein Eigenthum nicht beruͤhre; ja, ich werde alsdann noch oben- drein fuͤr einen Pinſel gehalten, der ſeinen Vortheil nicht zu benutzen wiſſe. Kurz, alle Imputabilitaͤt des Pluͤnderns gehoͤrt, wie mich duͤnkt, fuͤr die Aufſeher uͤber die Disciplin und den Lebensunterhalt: dieſe haben zunaͤchſt alles zu verantworten. Das Haͤmmel- und Schweinefleiſch wurde ge- kocht, oder an den Saͤbel geſteckt, und ſo in der Flamme gebraten, und hernach ohne Brod und ohne

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/121>, abgerufen am 17.05.2024.