Was von Vieh noch übrig war, wurde mitge- schleppt, und im Lager in Töpfen und Kesseln, die man gleichfalls in den Dörfern gelangt hatte, ge- kocht und verzehrt. Unter allen zeichneten sich die Soldaten vom Regimente Romberg als brave Beutemacher und Köche aus.
Einer unsrer Offiziere, der Hr. Major von Massow, wollte dem gräulichen Plündern und Anzünden steuren, aber seine Bemühungen waren fruchtlos: man stellte ihm vor, daß eben jezt, den Tag vor einem wahrscheinlichen Angriffe auf den Feind, ein scharfes Verfahren wider die Beute- macher am unrechten Orte seyn würde.
So dachten alle: denn ich sahe die Generale selbst ganz ruhig am Feuer sitzen, und den Solda- ten, als sie ihre geraubten Hüner u. s. w. zurecht machten, zusehen, ohne ein Wort darüber zu sagen. In solchen Tagen kann man ihnen das auch gar nicht zumuthen, ob ich gleich überzeugt bin, daß die wenigsten von ihnen diese Gräuel billigten.
Mehrere Dörfer sind in dieser garstigen Nacht durch den Brand sehr beschädiget worden, und eins derselben stand noch in vollen Flammen, als wir den andern Morgen um 9 Uhr vorbeymaschierten.
Vorfälle von dieser Art, welche unserm Mili- tär eben keine Ehre machen, berichte ich sehr un- gern: aber ich muß einmal schreiben, was ich gese-
Was von Vieh noch uͤbrig war, wurde mitge- ſchleppt, und im Lager in Toͤpfen und Keſſeln, die man gleichfalls in den Doͤrfern gelangt hatte, ge- kocht und verzehrt. Unter allen zeichneten ſich die Soldaten vom Regimente Romberg als brave Beutemacher und Koͤche aus.
Einer unſrer Offiziere, der Hr. Major von Maſſow, wollte dem graͤulichen Pluͤndern und Anzuͤnden ſteuren, aber ſeine Bemuͤhungen waren fruchtlos: man ſtellte ihm vor, daß eben jezt, den Tag vor einem wahrſcheinlichen Angriffe auf den Feind, ein ſcharfes Verfahren wider die Beute- macher am unrechten Orte ſeyn wuͤrde.
So dachten alle: denn ich ſahe die Generale ſelbſt ganz ruhig am Feuer ſitzen, und den Solda- ten, als ſie ihre geraubten Huͤner u. ſ. w. zurecht machten, zuſehen, ohne ein Wort daruͤber zu ſagen. In ſolchen Tagen kann man ihnen das auch gar nicht zumuthen, ob ich gleich uͤberzeugt bin, daß die wenigſten von ihnen dieſe Graͤuel billigten.
Mehrere Doͤrfer ſind in dieſer garſtigen Nacht durch den Brand ſehr beſchaͤdiget worden, und eins derſelben ſtand noch in vollen Flammen, als wir den andern Morgen um 9 Uhr vorbeymaſchierten.
Vorfaͤlle von dieſer Art, welche unſerm Mili- taͤr eben keine Ehre machen, berichte ich ſehr un- gern: aber ich muß einmal ſchreiben, was ich geſe-
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Was von Vieh noch uͤbrig war, wurde mitge-
ſchleppt, und im Lager in Toͤpfen und Keſſeln, die
man gleichfalls in den Doͤrfern gelangt hatte, ge-
kocht und verzehrt. Unter allen zeichneten ſich die
Soldaten vom Regimente Romberg als brave
Beutemacher und Koͤche aus.
Einer unſrer Offiziere, der Hr. Major von
Maſſow, wollte dem graͤulichen Pluͤndern und
Anzuͤnden ſteuren, aber ſeine Bemuͤhungen waren
fruchtlos: man ſtellte ihm vor, daß eben jezt, den
Tag vor einem wahrſcheinlichen Angriffe auf den
Feind, ein ſcharfes Verfahren wider die Beute-
macher am unrechten Orte ſeyn wuͤrde.
So dachten alle: denn ich ſahe die Generale
ſelbſt ganz ruhig am Feuer ſitzen, und den Solda-
ten, als ſie ihre geraubten Huͤner u. ſ. w. zurecht
machten, zuſehen, ohne ein Wort daruͤber zu ſagen.
In ſolchen Tagen kann man ihnen das auch gar
nicht zumuthen, ob ich gleich uͤberzeugt bin, daß
die wenigſten von ihnen dieſe Graͤuel billigten.
Mehrere Doͤrfer ſind in dieſer garſtigen Nacht
durch den Brand ſehr beſchaͤdiget worden, und eins
derſelben ſtand noch in vollen Flammen, als wir
den andern Morgen um 9 Uhr vorbeymaſchierten.
Vorfaͤlle von dieſer Art, welche unſerm Mili-
taͤr eben keine Ehre machen, berichte ich ſehr un-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/164>, abgerufen am 26.11.2024.
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