Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

ihr Bissel Kommißbrod, auf einige Tage geborgen.
Ich muß es nochmals wiederholen, daß ich dem
braven Lutze manche Sätigung verdankte, wo
die übrigen, sogar die Offiziere, hungern musten.

Am dritten Tage nach der Kanonade änderten
wir die Stellung unsers Lagers.

Als der Brodtag wieder kam, war kein Brod
da. Man gab vor, die Wagen könnten nicht vor-
wärts wegen des entsetzlichen Kothes; und da wir
den Weg, welchen die Wagen von Grandpree
kommen mußten, sehr wohl kannten, so beruhigten
sich die Leute. Die wahre Ursache aber war, daß
die Franzosen viele Wagen weggenommen hatten,
und die andern sich nun nicht getrauten, vorwärts
zu fahren, und also liegen blieben. Man hatte
zwar in den umliegenden Dörfern alles ausge-
plündert, und daselbst allerley Eßwaaren noch vor-
gefunden: allein das war doch für eine solche
Menge wie nichts! Wenige hatten etwas erhascht,
und die meisten hatten gar nichts.

Es wurde daher bey der Parole -- man denke
doch an die Fürsorge! -- befohlen, Waizen zu
dreschen, ihn bis zum Zerplatzen zu sieden mit
Butter und Speck zu schmälzen, und dann zu
essen. Das war nun so ein Stück von Parole-
befehl, deren es in der Art mehrere gab -- ein
[ - 2 Zeichen fehlen]ausführlicher Befehl!


ihr Biſſel Kommißbrod, auf einige Tage geborgen.
Ich muß es nochmals wiederholen, daß ich dem
braven Lutze manche Saͤtigung verdankte, wo
die uͤbrigen, ſogar die Offiziere, hungern muſten.

Am dritten Tage nach der Kanonade aͤnderten
wir die Stellung unſers Lagers.

Als der Brodtag wieder kam, war kein Brod
da. Man gab vor, die Wagen koͤnnten nicht vor-
waͤrts wegen des entſetzlichen Kothes; und da wir
den Weg, welchen die Wagen von Grandprée
kommen mußten, ſehr wohl kannten, ſo beruhigten
ſich die Leute. Die wahre Urſache aber war, daß
die Franzoſen viele Wagen weggenommen hatten,
und die andern ſich nun nicht getrauten, vorwaͤrts
zu fahren, und alſo liegen blieben. Man hatte
zwar in den umliegenden Doͤrfern alles ausge-
pluͤndert, und daſelbſt allerley Eßwaaren noch vor-
gefunden: allein das war doch fuͤr eine ſolche
Menge wie nichts! Wenige hatten etwas erhaſcht,
und die meiſten hatten gar nichts.

Es wurde daher bey der Parole — man denke
doch an die Fuͤrſorge! — befohlen, Waizen zu
dreſchen, ihn bis zum Zerplatzen zu ſieden mit
Butter und Speck zu ſchmaͤlzen, und dann zu
eſſen. Das war nun ſo ein Stuͤck von Parole-
befehl, deren es in der Art mehrere gab — ein
[ – 2 Zeichen fehlen]ausfuͤhrlicher Befehl!


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0186" n="174"/>
ihr Bi&#x017F;&#x017F;el Kommißbrod, auf einige Tage geborgen.<lb/>
Ich muß es nochmals wiederholen, daß ich dem<lb/>
braven <hi rendition="#g">Lutze</hi> manche Sa&#x0364;tigung verdankte, wo<lb/>
die u&#x0364;brigen, &#x017F;ogar die Offiziere, hungern mu&#x017F;ten.</p><lb/>
        <p>Am dritten Tage nach der Kanonade a&#x0364;nderten<lb/>
wir die Stellung un&#x017F;ers Lagers.</p><lb/>
        <p>Als der Brodtag wieder kam, war kein Brod<lb/>
da. Man gab vor, die Wagen ko&#x0364;nnten nicht vor-<lb/>
wa&#x0364;rts wegen des ent&#x017F;etzlichen Kothes; und da wir<lb/>
den Weg, welchen die Wagen von Grandpr<hi rendition="#aq">é</hi>e<lb/>
kommen mußten, &#x017F;ehr wohl kannten, &#x017F;o beruhigten<lb/>
&#x017F;ich die Leute. Die wahre Ur&#x017F;ache aber war, daß<lb/>
die Franzo&#x017F;en viele Wagen weggenommen hatten,<lb/>
und die andern &#x017F;ich nun nicht getrauten, vorwa&#x0364;rts<lb/>
zu fahren, und al&#x017F;o liegen blieben. Man hatte<lb/>
zwar in den umliegenden Do&#x0364;rfern alles ausge-<lb/>
plu&#x0364;ndert, und da&#x017F;elb&#x017F;t allerley Eßwaaren noch vor-<lb/>
gefunden: allein das war doch fu&#x0364;r eine &#x017F;olche<lb/>
Menge wie nichts! Wenige hatten etwas erha&#x017F;cht,<lb/>
und die mei&#x017F;ten hatten gar nichts.</p><lb/>
        <p>Es wurde daher bey der Parole &#x2014; man denke<lb/>
doch an die Fu&#x0364;r&#x017F;orge! &#x2014; befohlen, Waizen zu<lb/>
dre&#x017F;chen, ihn bis zum Zerplatzen zu &#x017F;ieden mit<lb/>
Butter und Speck zu &#x017F;chma&#x0364;lzen, und dann zu<lb/>
e&#x017F;&#x017F;en. Das war nun &#x017F;o ein Stu&#x0364;ck von Parole-<lb/>
befehl, deren es in der Art mehrere gab &#x2014; ein<lb/><gap unit="chars" quantity="2"/>ausfu&#x0364;hrlicher Befehl!</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0186] ihr Biſſel Kommißbrod, auf einige Tage geborgen. Ich muß es nochmals wiederholen, daß ich dem braven Lutze manche Saͤtigung verdankte, wo die uͤbrigen, ſogar die Offiziere, hungern muſten. Am dritten Tage nach der Kanonade aͤnderten wir die Stellung unſers Lagers. Als der Brodtag wieder kam, war kein Brod da. Man gab vor, die Wagen koͤnnten nicht vor- waͤrts wegen des entſetzlichen Kothes; und da wir den Weg, welchen die Wagen von Grandprée kommen mußten, ſehr wohl kannten, ſo beruhigten ſich die Leute. Die wahre Urſache aber war, daß die Franzoſen viele Wagen weggenommen hatten, und die andern ſich nun nicht getrauten, vorwaͤrts zu fahren, und alſo liegen blieben. Man hatte zwar in den umliegenden Doͤrfern alles ausge- pluͤndert, und daſelbſt allerley Eßwaaren noch vor- gefunden: allein das war doch fuͤr eine ſolche Menge wie nichts! Wenige hatten etwas erhaſcht, und die meiſten hatten gar nichts. Es wurde daher bey der Parole — man denke doch an die Fuͤrſorge! — befohlen, Waizen zu dreſchen, ihn bis zum Zerplatzen zu ſieden mit Butter und Speck zu ſchmaͤlzen, und dann zu eſſen. Das war nun ſo ein Stuͤck von Parole- befehl, deren es in der Art mehrere gab — ein __ausfuͤhrlicher Befehl!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/186
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/186>, abgerufen am 24.11.2024.