haben nicht wenig beygetragen, die schon damals so verhaßten Emigranten noch verhaßter zu machen.
Als wir den folgenden Tag von Monthabauer weg und näher nach Koblenz zu rückten, wurden die Schuhe aller Regimenter nachgesehen von eini- gen vom Könige dazu bestimmten Majoren, welche allen Obersten, Majoren und Hauptleuten erklären mußten, daß Se. Majestät durchaus verlangten, daß den Leuten gute Schuhe gegeben werden soll- ten, welches nun eher geschehen könnte, als vor kurzem. Aber auch dieser gewiß ernstlich und gut- gemeynte Befehl ist doch auch nur zum Theil be- folgt worden: denn so lange ich wenigstens bey der Armee gewesen bin, hat man für Schuhe und Montirung nicht so gesorgt, als man hätte sollen und können: und daß auch dieses während der fol- genden Feldzüge nicht geschehen sey, habe ich nach- her von Andern erfahren.
Die Regimenter wurden sehr aus einander ge- zogen, und in die Gegenden an der Lahne in Kan- tonnirung gelegt. Das Dorf, worin unsre Kom- pagnie lag, hieß Edelborn. Weit und breit habe ich nichts roheres und abergläubigers ange- troffen, als die gemeinen trierischen Bauren, und doch liebten sie ihren Erzbischof nicht, und waren der neufränkischen Revolution gar gewogen. -- Da wir hier eine Zeitlang blieben, so konnten die,
haben nicht wenig beygetragen, die ſchon damals ſo verhaßten Emigranten noch verhaßter zu machen.
Als wir den folgenden Tag von Monthabauer weg und naͤher nach Koblenz zu ruͤckten, wurden die Schuhe aller Regimenter nachgeſehen von eini- gen vom Koͤnige dazu beſtimmten Majoren, welche allen Oberſten, Majoren und Hauptleuten erklaͤren mußten, daß Se. Majeſtaͤt durchaus verlangten, daß den Leuten gute Schuhe gegeben werden ſoll- ten, welches nun eher geſchehen koͤnnte, als vor kurzem. Aber auch dieſer gewiß ernſtlich und gut- gemeynte Befehl iſt doch auch nur zum Theil be- folgt worden: denn ſo lange ich wenigſtens bey der Armee geweſen bin, hat man fuͤr Schuhe und Montirung nicht ſo geſorgt, als man haͤtte ſollen und koͤnnen: und daß auch dieſes waͤhrend der fol- genden Feldzuͤge nicht geſchehen ſey, habe ich nach- her von Andern erfahren.
Die Regimenter wurden ſehr aus einander ge- zogen, und in die Gegenden an der Lahne in Kan- tonnirung gelegt. Das Dorf, worin unſre Kom- pagnie lag, hieß Edelborn. Weit und breit habe ich nichts roheres und aberglaͤubigers ange- troffen, als die gemeinen trieriſchen Bauren, und doch liebten ſie ihren Erzbiſchof nicht, und waren der neufraͤnkiſchen Revolution gar gewogen. — Da wir hier eine Zeitlang blieben, ſo konnten die,
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haben nicht wenig beygetragen, die ſchon damals
ſo verhaßten Emigranten noch verhaßter zu machen.
Als wir den folgenden Tag von Monthabauer
weg und naͤher nach Koblenz zu ruͤckten, wurden
die Schuhe aller Regimenter nachgeſehen von eini-
gen vom Koͤnige dazu beſtimmten Majoren, welche
allen Oberſten, Majoren und Hauptleuten erklaͤren
mußten, daß Se. Majeſtaͤt durchaus verlangten,
daß den Leuten gute Schuhe gegeben werden ſoll-
ten, welches nun eher geſchehen koͤnnte, als vor
kurzem. Aber auch dieſer gewiß ernſtlich und gut-
gemeynte Befehl iſt doch auch nur zum Theil be-
folgt worden: denn ſo lange ich wenigſtens bey der
Armee geweſen bin, hat man fuͤr Schuhe und
Montirung nicht ſo geſorgt, als man haͤtte ſollen
und koͤnnen: und daß auch dieſes waͤhrend der fol-
genden Feldzuͤge nicht geſchehen ſey, habe ich nach-
her von Andern erfahren.
Die Regimenter wurden ſehr aus einander ge-
zogen, und in die Gegenden an der Lahne in Kan-
tonnirung gelegt. Das Dorf, worin unſre Kom-
pagnie lag, hieß Edelborn. Weit und breit
habe ich nichts roheres und aberglaͤubigers ange-
troffen, als die gemeinen trieriſchen Bauren, und
doch liebten ſie ihren Erzbiſchof nicht, und waren
der neufraͤnkiſchen Revolution gar gewogen. —
Da wir hier eine Zeitlang blieben, ſo konnten die,
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/284>, abgerufen am 31.10.2024.
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