Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

rade in Frankfurt bey meinem Freunde, dem Herrn
Dambmann, und ärgerte mich recht sehr über den
Unfug, den der vornehme und geringere Frankfur-
ter Pöbel an den Kriegsgefangnen begieng. --
Hr. Dambmann, Hr. Hofrath Stiehl, Hr.
Prediger Sussenbeth und mein Vetter, der
Kaufmann Dietsch, erwiesen mir damals sehr
viele Freundschaft, und dieses machte, daß ich
Frankfurt den Winter über von Nied aus fleißig
besucht habe. Dank noch einmal den guten Seelen!

In Nied lernte ich zwey schnurrige Menschen
kennen, den katholischen Schulmeister, und einen
Schneider, der zugleich Branntweinbrenner war.
Der erste war ehedem Husar gewesen, hatte nach-
her fromme Gedanken bekommen, und war Einsied-
ler geworden. Als aber der Kurfürst alle Einsie-
deleyen aufhob, gieng auch seine Klause zu Ende.
Seine Landsleute die Nieder-Bauren, nahmen ihn
zum Schulmeister an, er behielt aber troz des Be-
fehls des Vikariats seinen Habit oder die Kutte
bey. Der andre war protestantischer Religion und
ein guter Freund des Schulmeisters, und beyde arbei-

ich nachher besucht habe, gedrungen. Die Wirkung davon
läßt sich denken und mich dünkt, man hat sie erfahren, und er-
fährt sie noch. Aber wahrlich, die Franzosen sind gutmüthig
und groß; und dieß wird die Nachwelt gerechter erkennen, als
viele von uns.
Dritter Theil. T

rade in Frankfurt bey meinem Freunde, dem Herrn
Dambmann, und aͤrgerte mich recht ſehr uͤber den
Unfug, den der vornehme und geringere Frankfur-
ter Poͤbel an den Kriegsgefangnen begieng. —
Hr. Dambmann, Hr. Hofrath Stiehl, Hr.
Prediger Suſſenbeth und mein Vetter, der
Kaufmann Dietſch, erwieſen mir damals ſehr
viele Freundſchaft, und dieſes machte, daß ich
Frankfurt den Winter uͤber von Nied aus fleißig
beſucht habe. Dank noch einmal den guten Seelen!

In Nied lernte ich zwey ſchnurrige Menſchen
kennen, den katholiſchen Schulmeiſter, und einen
Schneider, der zugleich Branntweinbrenner war.
Der erſte war ehedem Huſar geweſen, hatte nach-
her fromme Gedanken bekommen, und war Einſied-
ler geworden. Als aber der Kurfuͤrſt alle Einſie-
deleyen aufhob, gieng auch ſeine Klauſe zu Ende.
Seine Landsleute die Nieder-Bauren, nahmen ihn
zum Schulmeiſter an, er behielt aber troz des Be-
fehls des Vikariats ſeinen Habit oder die Kutte
bey. Der andre war proteſtantiſcher Religion und
ein guter Freund des Schulmeiſters, und beyde arbei-

ich nachher beſucht habe, gedrungen. Die Wirkung davon
laͤßt ſich denken und mich duͤnkt, man hat ſie erfahren, und er-
faͤhrt ſie noch. Aber wahrlich, die Franzoſen ſind gutmuͤthig
und groß; und dieß wird die Nachwelt gerechter erkennen, als
viele von uns.
Dritter Theil. T
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0301" n="289"/>
rade in Frankfurt bey meinem Freunde, dem Herrn<lb/>
Dambmann, und a&#x0364;rgerte mich recht &#x017F;ehr u&#x0364;ber den<lb/>
Unfug, den der vornehme und geringere Frankfur-<lb/>
ter Po&#x0364;bel an den Kriegsgefangnen begieng. &#x2014;<lb/>
Hr. <hi rendition="#g">Dambmann</hi>, Hr. Hofrath <hi rendition="#g">Stiehl</hi>, Hr.<lb/>
Prediger <hi rendition="#g">Su&#x017F;&#x017F;enbeth</hi> und mein Vetter, der<lb/>
Kaufmann <hi rendition="#g">Diet&#x017F;ch</hi>, erwie&#x017F;en mir damals &#x017F;ehr<lb/>
viele Freund&#x017F;chaft, und die&#x017F;es machte, daß ich<lb/>
Frankfurt den Winter u&#x0364;ber von Nied aus fleißig<lb/>
be&#x017F;ucht habe. Dank noch einmal den guten Seelen!</p><lb/>
        <p>In Nied lernte ich zwey &#x017F;chnurrige Men&#x017F;chen<lb/>
kennen, den katholi&#x017F;chen Schulmei&#x017F;ter, und einen<lb/>
Schneider, der zugleich Branntweinbrenner war.<lb/>
Der er&#x017F;te war ehedem Hu&#x017F;ar gewe&#x017F;en, hatte nach-<lb/>
her fromme Gedanken bekommen, und war Ein&#x017F;ied-<lb/>
ler geworden. Als aber der Kurfu&#x0364;r&#x017F;t alle Ein&#x017F;ie-<lb/>
deleyen aufhob, gieng auch &#x017F;eine Klau&#x017F;e zu Ende.<lb/>
Seine Landsleute die Nieder-Bauren, nahmen ihn<lb/>
zum Schulmei&#x017F;ter an, er behielt aber troz des Be-<lb/>
fehls des Vikariats &#x017F;einen Habit oder die Kutte<lb/>
bey. Der andre war prote&#x017F;tanti&#x017F;cher Religion und<lb/>
ein guter Freund des Schulmei&#x017F;ters, und beyde arbei-<lb/><note xml:id="note-0301" prev="#note-0300" place="foot" n="**)">ich nachher be&#x017F;ucht habe, gedrungen. Die Wirkung davon<lb/>
la&#x0364;ßt &#x017F;ich denken und mich du&#x0364;nkt, man hat &#x017F;ie erfahren, und er-<lb/>
fa&#x0364;hrt &#x017F;ie noch. Aber wahrlich, die Franzo&#x017F;en &#x017F;ind gutmu&#x0364;thig<lb/>
und groß; und dieß wird die Nachwelt gerechter erkennen, als<lb/>
viele von uns.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Dritter Theil. T</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[289/0301] rade in Frankfurt bey meinem Freunde, dem Herrn Dambmann, und aͤrgerte mich recht ſehr uͤber den Unfug, den der vornehme und geringere Frankfur- ter Poͤbel an den Kriegsgefangnen begieng. — Hr. Dambmann, Hr. Hofrath Stiehl, Hr. Prediger Suſſenbeth und mein Vetter, der Kaufmann Dietſch, erwieſen mir damals ſehr viele Freundſchaft, und dieſes machte, daß ich Frankfurt den Winter uͤber von Nied aus fleißig beſucht habe. Dank noch einmal den guten Seelen! In Nied lernte ich zwey ſchnurrige Menſchen kennen, den katholiſchen Schulmeiſter, und einen Schneider, der zugleich Branntweinbrenner war. Der erſte war ehedem Huſar geweſen, hatte nach- her fromme Gedanken bekommen, und war Einſied- ler geworden. Als aber der Kurfuͤrſt alle Einſie- deleyen aufhob, gieng auch ſeine Klauſe zu Ende. Seine Landsleute die Nieder-Bauren, nahmen ihn zum Schulmeiſter an, er behielt aber troz des Be- fehls des Vikariats ſeinen Habit oder die Kutte bey. Der andre war proteſtantiſcher Religion und ein guter Freund des Schulmeiſters, und beyde arbei- **) **) ich nachher beſucht habe, gedrungen. Die Wirkung davon laͤßt ſich denken und mich duͤnkt, man hat ſie erfahren, und er- faͤhrt ſie noch. Aber wahrlich, die Franzoſen ſind gutmuͤthig und groß; und dieß wird die Nachwelt gerechter erkennen, als viele von uns. Dritter Theil. T

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/301
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/301>, abgerufen am 31.10.2024.