Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

und dazu fanden sie in und um Frankfurt Nahrung
genug. Dem Hochweisen Magistrate dieser Reichs-
stadt muß man es zwar nachrühmen, daß er die
Hurerey unter dem Schutz der Gesetze nicht so er-
laubt, wie z. B. Berlin, wo noch 1792 eine Ver-
ordnung, die Lohnhuren betreffend, herauskam:
aber demohnerachtet hat es in Frankfurt an feilen
Schwestern niemals gefehlt. Seit der Emigran-
tenzeit war auch dort in der ganzen Gegend das
Sittenverderben sehr eingerissen und das Frauen-
zimmer, welches ohnehin in den Rheingegenden
fürchterlich verliebt ist, hatte nun alle Schaam und
Scheu abgelegt, und war für jeden. Frankfurt
war besonders der Sammelplatz feiler Menscher
von hohem Kaliber und niedrer Ordnung, wie man
sie haben wollte, von sechs Kreuzern an bis zu
sechs Thalern Rheinisch. Auf den Dörfern liefen
auch Nymphchen dieser Art in Menge herum, welche
meist aus dem Darmstädtischen hinkamen: selbst
Baurenweiber und Baurenmädel machten sich kein
groß Gewissen daraus, einem lüsternen Kerl aus
der Noth zu helfen.

Aus diesem liederlichen Wesen entstanden nun
häufige veuerische Krankheiten, welche bisher lange
unbekannt bey uns gewesen waren, und gaben den
Feldscheeren, welche sich seither nur mit der Ruhr
und dem Durchfall beschäftiget hatten, neue Arbeit.


und dazu fanden ſie in und um Frankfurt Nahrung
genug. Dem Hochweiſen Magiſtrate dieſer Reichs-
ſtadt muß man es zwar nachruͤhmen, daß er die
Hurerey unter dem Schutz der Geſetze nicht ſo er-
laubt, wie z. B. Berlin, wo noch 1792 eine Ver-
ordnung, die Lohnhuren betreffend, herauskam:
aber demohnerachtet hat es in Frankfurt an feilen
Schweſtern niemals gefehlt. Seit der Emigran-
tenzeit war auch dort in der ganzen Gegend das
Sittenverderben ſehr eingeriſſen und das Frauen-
zimmer, welches ohnehin in den Rheingegenden
fuͤrchterlich verliebt iſt, hatte nun alle Schaam und
Scheu abgelegt, und war fuͤr jeden. Frankfurt
war beſonders der Sammelplatz feiler Menſcher
von hohem Kaliber und niedrer Ordnung, wie man
ſie haben wollte, von ſechs Kreuzern an bis zu
ſechs Thalern Rheiniſch. Auf den Doͤrfern liefen
auch Nymphchen dieſer Art in Menge herum, welche
meiſt aus dem Darmſtaͤdtiſchen hinkamen: ſelbſt
Baurenweiber und Baurenmaͤdel machten ſich kein
groß Gewiſſen daraus, einem luͤſternen Kerl aus
der Noth zu helfen.

Aus dieſem liederlichen Weſen entſtanden nun
haͤufige veueriſche Krankheiten, welche bisher lange
unbekannt bey uns geweſen waren, und gaben den
Feldſcheeren, welche ſich ſeither nur mit der Ruhr
und dem Durchfall beſchaͤftiget hatten, neue Arbeit.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0311" n="299"/>
und dazu fanden &#x017F;ie in und um Frankfurt Nahrung<lb/>
genug. Dem Hochwei&#x017F;en Magi&#x017F;trate die&#x017F;er Reichs-<lb/>
&#x017F;tadt muß man es zwar nachru&#x0364;hmen, daß er die<lb/>
Hurerey unter dem Schutz der Ge&#x017F;etze nicht &#x017F;o er-<lb/>
laubt, wie z. B. Berlin, wo noch 1792 eine Ver-<lb/>
ordnung, die Lohnhuren betreffend, herauskam:<lb/>
aber demohnerachtet hat es in Frankfurt an feilen<lb/>
Schwe&#x017F;tern niemals gefehlt. Seit der Emigran-<lb/>
tenzeit war auch dort in der ganzen Gegend das<lb/>
Sittenverderben &#x017F;ehr <choice><sic>eingeri&#x017F;&#x017F;eu</sic><corr>eingeri&#x017F;&#x017F;en</corr></choice> und das Frauen-<lb/>
zimmer, welches ohnehin in den Rheingegenden<lb/>
fu&#x0364;rchterlich verliebt i&#x017F;t, hatte nun alle Schaam und<lb/>
Scheu abgelegt, und war fu&#x0364;r jeden. Frankfurt<lb/>
war be&#x017F;onders der Sammelplatz feiler Men&#x017F;cher<lb/>
von hohem Kaliber und niedrer Ordnung, wie man<lb/>
&#x017F;ie haben wollte, von &#x017F;echs Kreuzern an bis zu<lb/>
&#x017F;echs Thalern Rheini&#x017F;ch. Auf den Do&#x0364;rfern liefen<lb/>
auch Nymphchen die&#x017F;er Art in Menge herum, welche<lb/>
mei&#x017F;t aus dem Darm&#x017F;ta&#x0364;dti&#x017F;chen hinkamen: &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
Baurenweiber und Baurenma&#x0364;del machten &#x017F;ich kein<lb/>
groß Gewi&#x017F;&#x017F;en daraus, einem lu&#x0364;&#x017F;ternen Kerl aus<lb/>
der Noth zu helfen.</p><lb/>
        <p>Aus die&#x017F;em liederlichen We&#x017F;en ent&#x017F;tanden nun<lb/>
ha&#x0364;ufige veueri&#x017F;che Krankheiten, welche bisher lange<lb/>
unbekannt bey uns gewe&#x017F;en waren, und gaben den<lb/>
Feld&#x017F;cheeren, welche &#x017F;ich &#x017F;either nur mit der Ruhr<lb/>
und dem Durchfall be&#x017F;cha&#x0364;ftiget hatten, neue Arbeit.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[299/0311] und dazu fanden ſie in und um Frankfurt Nahrung genug. Dem Hochweiſen Magiſtrate dieſer Reichs- ſtadt muß man es zwar nachruͤhmen, daß er die Hurerey unter dem Schutz der Geſetze nicht ſo er- laubt, wie z. B. Berlin, wo noch 1792 eine Ver- ordnung, die Lohnhuren betreffend, herauskam: aber demohnerachtet hat es in Frankfurt an feilen Schweſtern niemals gefehlt. Seit der Emigran- tenzeit war auch dort in der ganzen Gegend das Sittenverderben ſehr eingeriſſen und das Frauen- zimmer, welches ohnehin in den Rheingegenden fuͤrchterlich verliebt iſt, hatte nun alle Schaam und Scheu abgelegt, und war fuͤr jeden. Frankfurt war beſonders der Sammelplatz feiler Menſcher von hohem Kaliber und niedrer Ordnung, wie man ſie haben wollte, von ſechs Kreuzern an bis zu ſechs Thalern Rheiniſch. Auf den Doͤrfern liefen auch Nymphchen dieſer Art in Menge herum, welche meiſt aus dem Darmſtaͤdtiſchen hinkamen: ſelbſt Baurenweiber und Baurenmaͤdel machten ſich kein groß Gewiſſen daraus, einem luͤſternen Kerl aus der Noth zu helfen. Aus dieſem liederlichen Weſen entſtanden nun haͤufige veueriſche Krankheiten, welche bisher lange unbekannt bey uns geweſen waren, und gaben den Feldſcheeren, welche ſich ſeither nur mit der Ruhr und dem Durchfall beſchaͤftiget hatten, neue Arbeit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/311
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/311>, abgerufen am 31.10.2024.