Solche Gespräche fielen oft zwischen unsern Leuten und den Deutschen unter den Franzosen vor, und man hatte seinen Spaß daran und lachte dar- über. Aehnliche und noch derbere Ausdrücke über Tyrannen und Tyrannensklaven u. dgl. haben uns unsre Zeitungsschreiber, Journalisten und andere Zeitschriftsteller in ihren Auszügen aus den Volks- und Conventsverhandlungen der Franzosen, wie auch aus den Invectiven der englischen Oppositions- parthey aufgehoben: und was hats geschadet! Der Mensch, im Durchschnitt, ist eine passive Ge- wohnheitsmaschine, der endlich -- so lange es ihm bey heiler Haut nur halbweg erträglich geht -- sich an Mordscenen und den Zeitungsberichten darüber gewöhnt, ohne davon nur noch menschlich gerührt zu werden: warum denn nicht auch an Schimpfen und Brandmarken! Man muß die Menschen gar wenig kennen, wenn man glaubt, daß Schrift- steller auf sie bis zum Aufstand wirken können: dieß ist nur der Erfolg von dem Harpiensystem der Für- sten oder ihrer Finanzminister. Eberhard und Tieftrunk haben recht, wenn sie sagen: Fürsten seyd gerecht: und eure Throne stehen unerschüt- terlich!
Wie gesagt, unsre Soldaten lachten über die Invectiven der Franzosen, und reizten sie oft dazu,
Fr. Weil ihr gehorchen wollt. u. ſ. w.
Solche Geſpraͤche fielen oft zwiſchen unſern Leuten und den Deutſchen unter den Franzoſen vor, und man hatte ſeinen Spaß daran und lachte dar- uͤber. Aehnliche und noch derbere Ausdruͤcke uͤber Tyrannen und Tyrannenſklaven u. dgl. haben uns unſre Zeitungsſchreiber, Journaliſten und andere Zeitſchriftſteller in ihren Auszuͤgen aus den Volks- und Conventsverhandlungen der Franzoſen, wie auch aus den Invectiven der engliſchen Oppoſitions- parthey aufgehoben: und was hats geſchadet! Der Menſch, im Durchſchnitt, iſt eine paſſive Ge- wohnheitsmaſchine, der endlich — ſo lange es ihm bey heiler Haut nur halbweg ertraͤglich geht — ſich an Mordſcenen und den Zeitungsberichten daruͤber gewoͤhnt, ohne davon nur noch menſchlich geruͤhrt zu werden: warum denn nicht auch an Schimpfen und Brandmarken! Man muß die Menſchen gar wenig kennen, wenn man glaubt, daß Schrift- ſteller auf ſie bis zum Aufſtand wirken koͤnnen: dieß iſt nur der Erfolg von dem Harpienſyſtem der Fuͤr- ſten oder ihrer Finanzminiſter. Eberhard und Tieftrunk haben recht, wenn ſie ſagen: Fuͤrſten ſeyd gerecht: und eure Throne ſtehen unerſchuͤt- terlich!
Wie geſagt, unſre Soldaten lachten uͤber die Invectiven der Franzoſen, und reizten ſie oft dazu,
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0394"n="382"/><p><hirendition="#g">Fr</hi>. Weil ihr gehorchen wollt. u. ſ. w.</p><lb/><p>Solche Geſpraͤche fielen oft zwiſchen unſern<lb/>
Leuten und den Deutſchen unter den Franzoſen vor,<lb/>
und man hatte ſeinen Spaß daran und lachte dar-<lb/>
uͤber. Aehnliche und noch derbere Ausdruͤcke uͤber<lb/>
Tyrannen und Tyrannenſklaven u. dgl. haben uns<lb/>
unſre Zeitungsſchreiber, Journaliſten und andere<lb/>
Zeitſchriftſteller in ihren Auszuͤgen aus den Volks-<lb/>
und Conventsverhandlungen der Franzoſen, wie<lb/>
auch aus den Invectiven der engliſchen Oppoſitions-<lb/>
parthey aufgehoben: und was hats geſchadet! Der<lb/>
Menſch, im Durchſchnitt, iſt eine paſſive Ge-<lb/>
wohnheitsmaſchine, der endlich —ſo lange es ihm<lb/>
bey heiler Haut nur halbweg ertraͤglich geht —ſich<lb/>
an Mordſcenen und den Zeitungsberichten daruͤber<lb/>
gewoͤhnt, ohne davon nur noch menſchlich geruͤhrt<lb/>
zu werden: warum denn nicht auch an Schimpfen<lb/>
und Brandmarken! Man muß die Menſchen gar<lb/>
wenig kennen, wenn man glaubt, daß Schrift-<lb/>ſteller auf ſie bis zum Aufſtand wirken koͤnnen: dieß<lb/>
iſt nur der Erfolg von dem Harpienſyſtem der Fuͤr-<lb/>ſten oder ihrer Finanzminiſter. <hirendition="#g">Eberhard</hi> und<lb/><hirendition="#g">Tieftrunk</hi> haben recht, wenn ſie ſagen: Fuͤrſten<lb/>ſeyd gerecht: und eure Throne ſtehen unerſchuͤt-<lb/>
terlich!</p><lb/><p>Wie geſagt, unſre Soldaten lachten uͤber die<lb/>
Invectiven der Franzoſen, und reizten ſie oft dazu,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[382/0394]
Fr. Weil ihr gehorchen wollt. u. ſ. w.
Solche Geſpraͤche fielen oft zwiſchen unſern
Leuten und den Deutſchen unter den Franzoſen vor,
und man hatte ſeinen Spaß daran und lachte dar-
uͤber. Aehnliche und noch derbere Ausdruͤcke uͤber
Tyrannen und Tyrannenſklaven u. dgl. haben uns
unſre Zeitungsſchreiber, Journaliſten und andere
Zeitſchriftſteller in ihren Auszuͤgen aus den Volks-
und Conventsverhandlungen der Franzoſen, wie
auch aus den Invectiven der engliſchen Oppoſitions-
parthey aufgehoben: und was hats geſchadet! Der
Menſch, im Durchſchnitt, iſt eine paſſive Ge-
wohnheitsmaſchine, der endlich — ſo lange es ihm
bey heiler Haut nur halbweg ertraͤglich geht — ſich
an Mordſcenen und den Zeitungsberichten daruͤber
gewoͤhnt, ohne davon nur noch menſchlich geruͤhrt
zu werden: warum denn nicht auch an Schimpfen
und Brandmarken! Man muß die Menſchen gar
wenig kennen, wenn man glaubt, daß Schrift-
ſteller auf ſie bis zum Aufſtand wirken koͤnnen: dieß
iſt nur der Erfolg von dem Harpienſyſtem der Fuͤr-
ſten oder ihrer Finanzminiſter. Eberhard und
Tieftrunk haben recht, wenn ſie ſagen: Fuͤrſten
ſeyd gerecht: und eure Throne ſtehen unerſchuͤt-
terlich!
Wie geſagt, unſre Soldaten lachten uͤber die
Invectiven der Franzoſen, und reizten ſie oft dazu,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/394>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.