föttischen Patrioten! kommt her, leckt! -- Von diesem unanständigen Verfahren hat man sogar in Frankreich gesprochen. Auch ist es richtig, daß man durch dergleichen mehr sich als den Feind be- schimpft. --
Anekdoten von dieser und weit ärgerer Art wer- den wir gewiß bald aus Frankreich mehr als zuviel erhalten. Ich weiß, daß Franzosen bey der Rhein- armee sich ein eignes Geschäft daraus gemacht haben, sich allenthalben nach dem Betragen der Oestreicher und der Preußen zu erkundigen, und in ein eignes Buch das einzutragen, was zur Charakteristik von beyden dient. Ich habe ein Buch dieser Art in Händen gehabt; und kömmt es heraus: wehe Manchem!
Unter andern mislungenen Versuchen auf die Festung war auch die Errichtung gewisser schwim- mender Batterien, wozu, ich weiß nicht, welcher unerfahrne Mensch, den Anschlag gegeben hatte. Selbst unsre Offiziere erklärten das ganze Unter- nehmen für ein unausführliches Hirngespinst: allein einige Herren waren davon eingenommen (embetes würde ich auf französisch sagen) und es mußte we- nigstens ins Werk gesezt werden. Aber leider, es gieng schief: das ganze Ding fuhr den Rhein hin- ab, und wurde von den Franzosen an der Brücke aufgefangen. Sechs und siebzig Mann und meh-
foͤttiſchen Patrioten! kommt her, leckt! — Von dieſem unanſtaͤndigen Verfahren hat man ſogar in Frankreich geſprochen. Auch iſt es richtig, daß man durch dergleichen mehr ſich als den Feind be- ſchimpft. —
Anekdoten von dieſer und weit aͤrgerer Art wer- den wir gewiß bald aus Frankreich mehr als zuviel erhalten. Ich weiß, daß Franzoſen bey der Rhein- armee ſich ein eignes Geſchaͤft daraus gemacht haben, ſich allenthalben nach dem Betragen der Oeſtreicher und der Preußen zu erkundigen, und in ein eignes Buch das einzutragen, was zur Charakteriſtik von beyden dient. Ich habe ein Buch dieſer Art in Haͤnden gehabt; und koͤmmt es heraus: wehe Manchem!
Unter andern mislungenen Verſuchen auf die Feſtung war auch die Errichtung gewiſſer ſchwim- mender Batterien, wozu, ich weiß nicht, welcher unerfahrne Menſch, den Anſchlag gegeben hatte. Selbſt unſre Offiziere erklaͤrten das ganze Unter- nehmen fuͤr ein unausfuͤhrliches Hirngeſpinſt: allein einige Herren waren davon eingenommen (embêtés wuͤrde ich auf franzoͤſiſch ſagen) und es mußte we- nigſtens ins Werk geſezt werden. Aber leider, es gieng ſchief: das ganze Ding fuhr den Rhein hin- ab, und wurde von den Franzoſen an der Bruͤcke aufgefangen. Sechs und ſiebzig Mann und meh-
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foͤttiſchen Patrioten! kommt her, leckt! — Von
dieſem unanſtaͤndigen Verfahren hat man ſogar in
Frankreich geſprochen. Auch iſt es richtig, daß
man durch dergleichen mehr ſich als den Feind be-
ſchimpft. —
Anekdoten von dieſer und weit aͤrgerer Art wer-
den wir gewiß bald aus Frankreich mehr als zuviel
erhalten. Ich weiß, daß Franzoſen bey der Rhein-
armee ſich ein eignes Geſchaͤft daraus gemacht haben,
ſich allenthalben nach dem Betragen der Oeſtreicher
und der Preußen zu erkundigen, und in ein eignes
Buch das einzutragen, was zur Charakteriſtik von
beyden dient. Ich habe ein Buch dieſer Art in
Haͤnden gehabt; und koͤmmt es heraus: wehe
Manchem!
Unter andern mislungenen Verſuchen auf die
Feſtung war auch die Errichtung gewiſſer ſchwim-
mender Batterien, wozu, ich weiß nicht, welcher
unerfahrne Menſch, den Anſchlag gegeben hatte.
Selbſt unſre Offiziere erklaͤrten das ganze Unter-
nehmen fuͤr ein unausfuͤhrliches Hirngeſpinſt: allein
einige Herren waren davon eingenommen (embêtés
wuͤrde ich auf franzoͤſiſch ſagen) und es mußte we-
nigſtens ins Werk geſezt werden. Aber leider, es
gieng ſchief: das ganze Ding fuhr den Rhein hin-
ab, und wurde von den Franzoſen an der Bruͤcke
aufgefangen. Sechs und ſiebzig Mann und meh-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/396>, abgerufen am 22.11.2024.
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