lution darin fand, und zwar in der Offenbarung Johannis und dem Propheten Ezechiel vorzüglich. Unsre Soldaten hatten ihm gesagt, daß ich so ein Stück von einem Studierten sey: er machte mir also seine Weisheit bekannt, und fragte mich um mein Gutachten. Da ich ihm aber nach meiner Einsicht antwortete, erboßte er heftig, und sagte mir gerade ins Gesicht: daß er gar nicht verstünde, wie man so einen gottlosen Freygeist bey der Armee leiden könnte! Dann könnte freilich Gott der Herr kein Glück und Seegen geben, wenn dergleichen ab- scheuliche Menschen, die gar nichts glaubten, und die Bibel für ein heilloses Schwärmerbuch hielten, bey dem Heere geduldet würden! -- Ich schmun- zelte, und ließ ihn nach dem praktischen Spruch:
Vergebens bleicht man einen Mohren, Vergebens straft man einen Thoren: Der Mohr bleibt schwarz, der Thor bleibt dumm. Sie bessern, ist nicht meine Sache. Ich laß die Narren seyn, und lache: Das ist mein Privilegium.
lution darin fand, und zwar in der Offenbarung Johannis und dem Propheten Ezechiel vorzuͤglich. Unſre Soldaten hatten ihm geſagt, daß ich ſo ein Stuͤck von einem Studierten ſey: er machte mir alſo ſeine Weisheit bekannt, und fragte mich um mein Gutachten. Da ich ihm aber nach meiner Einſicht antwortete, erboßte er heftig, und ſagte mir gerade ins Geſicht: daß er gar nicht verſtuͤnde, wie man ſo einen gottloſen Freygeiſt bey der Armee leiden koͤnnte! Dann koͤnnte freilich Gott der Herr kein Gluͤck und Seegen geben, wenn dergleichen ab- ſcheuliche Menſchen, die gar nichts glaubten, und die Bibel fuͤr ein heilloſes Schwaͤrmerbuch hielten, bey dem Heere geduldet wuͤrden! — Ich ſchmun- zelte, und ließ ihn nach dem praktiſchen Spruch:
Vergebens bleicht man einen Mohren, Vergebens ſtraft man einen Thoren: Der Mohr bleibt ſchwarz, der Thor bleibt dumm. Sie beſſern, iſt nicht meine Sache. Ich laß die Narren ſeyn, und lache: Das iſt mein Privilegium.
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lution darin fand, und zwar in der Offenbarung
Johannis und dem Propheten Ezechiel vorzuͤglich.
Unſre Soldaten hatten ihm geſagt, daß ich ſo ein
Stuͤck von einem Studierten ſey: er machte mir
alſo ſeine Weisheit bekannt, und fragte mich um
mein Gutachten. Da ich ihm aber nach meiner
Einſicht antwortete, erboßte er heftig, und ſagte
mir gerade ins Geſicht: daß er gar nicht verſtuͤnde,
wie man ſo einen gottloſen Freygeiſt bey der Armee
leiden koͤnnte! Dann koͤnnte freilich Gott der Herr
kein Gluͤck und Seegen geben, wenn dergleichen ab-
ſcheuliche Menſchen, die gar nichts glaubten, und
die Bibel fuͤr ein heilloſes Schwaͤrmerbuch hielten,
bey dem Heere geduldet wuͤrden! — Ich ſchmun-
zelte, und ließ ihn nach dem praktiſchen Spruch:
Vergebens bleicht man einen Mohren,
Vergebens ſtraft man einen Thoren:
Der Mohr bleibt ſchwarz, der Thor bleibt dumm.
Sie beſſern, iſt nicht meine Sache.
Ich laß die Narren ſeyn, und lache:
Das iſt mein Privilegium.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/447>, abgerufen am 21.11.2024.
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