den größtentheils in Koblenz verfertiget, und so hatten die dasigen Schwerdfeger Arbeit und Ver- dienst genug.
Daß Leute von dieser Art mir nicht gefielen, nicht gefallen konnten, ist für sich klar. Ich nannte sie, wie ich sie fand, die Pest für unser Vaterland -- in jeder Rücksicht, physisch, politisch und moralisch. Man widersprach mir, berief sich auf die Ausge- wanderten unter Ludwig, dem Vierzehnten, und schloß von den Vortheilen durch diese auf Vortheile durch jene. Ich versezte, daß es mit jenen ge- rühmten Vortheilen nur so und so stünde; daß, deutsch zu sprechen, auch jene Emigration für un- ser Vaterland in mancher Rücksicht eher schädlich als nützlich gewesen sey, und dieß wohl noch sey. Allein auch zugegeben, aber noch lange nicht als Wahrheit eingeräumt, daß jene Hugenotten, welche nach dem Widerruf des Ediktes von Nantes nach Deutschland gewandert sind, für Deutschland wirklich nützlich gewesen seyen, so wären doch jene Emigranten mit den jetzigen im geringsten nicht zu vergleichen. Jene wanderten aus, weil sie muß- ten, weil ihr Gewissen sie drückte, und sie Sankt Cal- vins Lehre mit der des heiligen Vaters zu Rom nicht vertauschen wollten. *) Uebrigens -- fügte ich hin-
*) Daß sie dieß gerade darum hätten thun müssen, um der Lehre des St. Calvins nachzukommen, suchte vorzeiten darzuthun
den groͤßtentheils in Koblenz verfertiget, und ſo hatten die daſigen Schwerdfeger Arbeit und Ver- dienſt genug.
Daß Leute von dieſer Art mir nicht gefielen, nicht gefallen konnten, iſt fuͤr ſich klar. Ich nannte ſie, wie ich ſie fand, die Peſt fuͤr unſer Vaterland — in jeder Ruͤckſicht, phyſiſch, politiſch und moraliſch. Man widerſprach mir, berief ſich auf die Ausge- wanderten unter Ludwig, dem Vierzehnten, und ſchloß von den Vortheilen durch dieſe auf Vortheile durch jene. Ich verſezte, daß es mit jenen ge- ruͤhmten Vortheilen nur ſo und ſo ſtuͤnde; daß, deutſch zu ſprechen, auch jene Emigration fuͤr un- ſer Vaterland in mancher Ruͤckſicht eher ſchaͤdlich als nuͤtzlich geweſen ſey, und dieß wohl noch ſey. Allein auch zugegeben, aber noch lange nicht als Wahrheit eingeraͤumt, daß jene Hugenotten, welche nach dem Widerruf des Ediktes von Nantes nach Deutſchland gewandert ſind, fuͤr Deutſchland wirklich nuͤtzlich geweſen ſeyen, ſo waͤren doch jene Emigranten mit den jetzigen im geringſten nicht zu vergleichen. Jene wanderten aus, weil ſie muß- ten, weil ihr Gewiſſen ſie druͤckte, und ſie Sankt Cal- vins Lehre mit der des heiligen Vaters zu Rom nicht vertauſchen wollten. *) Uebrigens — fuͤgte ich hin-
*) Daß ſie dieß gerade darum haͤtten thun muͤſſen, um der Lehre des St. Calvins nachzukommen, ſuchte vorzeiten darzuthun
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0050"n="38"/>
den groͤßtentheils in Koblenz verfertiget, und ſo<lb/>
hatten die daſigen Schwerdfeger Arbeit und Ver-<lb/>
dienſt genug.</p><lb/><p>Daß Leute von dieſer Art mir nicht gefielen,<lb/>
nicht gefallen konnten, iſt fuͤr ſich klar. Ich nannte<lb/>ſie, wie ich ſie fand, die Peſt fuͤr unſer Vaterland —<lb/>
in jeder Ruͤckſicht, phyſiſch, politiſch und moraliſch.<lb/>
Man widerſprach mir, berief ſich auf die Ausge-<lb/>
wanderten unter Ludwig, dem Vierzehnten, und<lb/>ſchloß von den Vortheilen durch dieſe auf Vortheile<lb/>
durch jene. Ich verſezte, daß es mit jenen ge-<lb/>
ruͤhmten Vortheilen nur ſo und ſo ſtuͤnde; daß,<lb/>
deutſch zu ſprechen, auch jene Emigration fuͤr un-<lb/>ſer Vaterland in mancher Ruͤckſicht eher ſchaͤdlich<lb/>
als nuͤtzlich geweſen ſey, und dieß wohl noch ſey.<lb/>
Allein auch zugegeben, aber noch lange nicht als<lb/>
Wahrheit eingeraͤumt, daß jene <hirendition="#g">Hugenotten</hi>,<lb/>
welche nach dem Widerruf des Ediktes von Nantes<lb/>
nach Deutſchland gewandert ſind, fuͤr Deutſchland<lb/>
wirklich nuͤtzlich geweſen ſeyen, ſo waͤren doch jene<lb/>
Emigranten mit den jetzigen im geringſten nicht zu<lb/>
vergleichen. Jene wanderten aus, weil ſie <hirendition="#g">muß</hi>-<lb/><hirendition="#g">ten</hi>, weil ihr Gewiſſen ſie druͤckte, und ſie Sankt Cal-<lb/>
vins Lehre mit der des heiligen Vaters zu Rom nicht<lb/>
vertauſchen wollten. <notexml:id="note-0051"next="#note-0052"place="foot"n="*)">Daß ſie dieß gerade darum haͤtten thun muͤſſen, um der Lehre<lb/>
des St. Calvins nachzukommen, ſuchte vorzeiten darzuthun</note> Uebrigens — fuͤgte ich hin-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[38/0050]
den groͤßtentheils in Koblenz verfertiget, und ſo
hatten die daſigen Schwerdfeger Arbeit und Ver-
dienſt genug.
Daß Leute von dieſer Art mir nicht gefielen,
nicht gefallen konnten, iſt fuͤr ſich klar. Ich nannte
ſie, wie ich ſie fand, die Peſt fuͤr unſer Vaterland —
in jeder Ruͤckſicht, phyſiſch, politiſch und moraliſch.
Man widerſprach mir, berief ſich auf die Ausge-
wanderten unter Ludwig, dem Vierzehnten, und
ſchloß von den Vortheilen durch dieſe auf Vortheile
durch jene. Ich verſezte, daß es mit jenen ge-
ruͤhmten Vortheilen nur ſo und ſo ſtuͤnde; daß,
deutſch zu ſprechen, auch jene Emigration fuͤr un-
ſer Vaterland in mancher Ruͤckſicht eher ſchaͤdlich
als nuͤtzlich geweſen ſey, und dieß wohl noch ſey.
Allein auch zugegeben, aber noch lange nicht als
Wahrheit eingeraͤumt, daß jene Hugenotten,
welche nach dem Widerruf des Ediktes von Nantes
nach Deutſchland gewandert ſind, fuͤr Deutſchland
wirklich nuͤtzlich geweſen ſeyen, ſo waͤren doch jene
Emigranten mit den jetzigen im geringſten nicht zu
vergleichen. Jene wanderten aus, weil ſie muß-
ten, weil ihr Gewiſſen ſie druͤckte, und ſie Sankt Cal-
vins Lehre mit der des heiligen Vaters zu Rom nicht
vertauſchen wollten. *) Uebrigens — fuͤgte ich hin-
*) Daß ſie dieß gerade darum haͤtten thun muͤſſen, um der Lehre
des St. Calvins nachzukommen, ſuchte vorzeiten darzuthun
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/50>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.