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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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zu denken gewohnt sind, welche nichts sehen und
hören wollen, als Fürsten und Sklaven.

Pr: Schön, das ist brav! Aber glaubt Er
denn, daß die Franzosen jezt auf dem lezten Loche
blasen?

Ich: Nein, das glaube ich nicht. Die Fran-
zosen haben noch zu viele Hülfsmittel, sich zu be-
haupten, und es wird noch schwer halten, sie zu
bezwingen, geschweige denn, ihre Macht ganz und
gar zu tilgen.

Pr: Er hat doch die römische Historie studiert,
Laukhard?

Ich: Ja, gnädigster Herr!

Pr: Nun, so weis Er ja auch, daß die Sol-
daten, welche an der Wohlfahrt des Vaterlandes
zweifelten, gestraft wurden.

Ich: Ey, gnädigster Herr, ich zweifle an der
Wohlfahrt des Vaterlandes gar nicht; ich wünsche
und hoffe, daß es Deutschland und besonders Preu-
ßen recht gut gehen möge: aber ich kann doch auch
nicht behaupten, was unmöglich, und was un-
wahrscheinlich ist: und von dieser Art wäre die
gänzliche Niederlage der Franzosen durch uns.

Pr: Lassen wir das jezt. Es denkt ein jeder,
was er will; man muß nur ein ehrlicher Mann
seyn. -- Aber a propos Laukhard, ich habe gehört, Er
kenne den Repräsentant zu Landau, den Dentzel?


zu denken gewohnt ſind, welche nichts ſehen und
hoͤren wollen, als Fuͤrſten und Sklaven.

Pr: Schoͤn, das iſt brav! Aber glaubt Er
denn, daß die Franzoſen jezt auf dem lezten Loche
blaſen?

Ich: Nein, das glaube ich nicht. Die Fran-
zoſen haben noch zu viele Huͤlfsmittel, ſich zu be-
haupten, und es wird noch ſchwer halten, ſie zu
bezwingen, geſchweige denn, ihre Macht ganz und
gar zu tilgen.

Pr: Er hat doch die roͤmiſche Hiſtorie ſtudiert,
Laukhard?

Ich: Ja, gnaͤdigſter Herr!

Pr: Nun, ſo weis Er ja auch, daß die Sol-
daten, welche an der Wohlfahrt des Vaterlandes
zweifelten, geſtraft wurden.

Ich: Ey, gnaͤdigſter Herr, ich zweifle an der
Wohlfahrt des Vaterlandes gar nicht; ich wuͤnſche
und hoffe, daß es Deutſchland und beſonders Preu-
ßen recht gut gehen moͤge: aber ich kann doch auch
nicht behaupten, was unmoͤglich, und was un-
wahrſcheinlich iſt: und von dieſer Art waͤre die
gaͤnzliche Niederlage der Franzoſen durch uns.

Pr: Laſſen wir das jezt. Es denkt ein jeder,
was er will; man muß nur ein ehrlicher Mann
ſeyn. — Aber à propos Laukhard, ich habe gehoͤrt, Er
kenne den Repraͤſentant zu Landau, den Dentzel?


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[492/0504] zu denken gewohnt ſind, welche nichts ſehen und hoͤren wollen, als Fuͤrſten und Sklaven. Pr: Schoͤn, das iſt brav! Aber glaubt Er denn, daß die Franzoſen jezt auf dem lezten Loche blaſen? Ich: Nein, das glaube ich nicht. Die Fran- zoſen haben noch zu viele Huͤlfsmittel, ſich zu be- haupten, und es wird noch ſchwer halten, ſie zu bezwingen, geſchweige denn, ihre Macht ganz und gar zu tilgen. Pr: Er hat doch die roͤmiſche Hiſtorie ſtudiert, Laukhard? Ich: Ja, gnaͤdigſter Herr! Pr: Nun, ſo weis Er ja auch, daß die Sol- daten, welche an der Wohlfahrt des Vaterlandes zweifelten, geſtraft wurden. Ich: Ey, gnaͤdigſter Herr, ich zweifle an der Wohlfahrt des Vaterlandes gar nicht; ich wuͤnſche und hoffe, daß es Deutſchland und beſonders Preu- ßen recht gut gehen moͤge: aber ich kann doch auch nicht behaupten, was unmoͤglich, und was un- wahrſcheinlich iſt: und von dieſer Art waͤre die gaͤnzliche Niederlage der Franzoſen durch uns. Pr: Laſſen wir das jezt. Es denkt ein jeder, was er will; man muß nur ein ehrlicher Mann ſeyn. — Aber à propos Laukhard, ich habe gehoͤrt, Er kenne den Repraͤſentant zu Landau, den Dentzel?

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/504>, abgerufen am 23.11.2024.