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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Ich: Ja, Ihre Durchlaucht, den kenne ich
schon seit vielen Jahren.

Pr: Genau?

Ich: So ziemlich: wir haben manchesmal mit
einander gezecht, und sonst Abentheuer bestanden.
Ich glaube gar, daß wir noch Vetter sind.

Pr: Was ist denn das für ein Mann?

Ich: Gnädigster Herr, in der Lage, worin ich
und Dentzel uns befanden, habe ich seinen Ka-
rakter nicht kennen lernen: ich habe mich auch nicht
einmal drum bekümmert. Es ist, soviel ich weis, ein
unternehmender Kopf, und sonst kein falscher Kerl.

Pr: Je nun, wir sprechen vielleicht ein ander-
mal mehr davon. Jezt getrunken und lustig!

Es wurde getrunken aus großen Gläsern scharf,
und die Zotologie wurde ziemlich herumgeholt.
Gegen Abend ging ich in mein Zelt, und fand eben
einen Brief von meinem redlichen Bispink,
welcher das Vergnügen dieses Tages krönte.

Gleich am folgenden Morgen schickte der Hr.
Hauptmann von Nieweschütz, welcher die Kom-
pagnie des Prinzen damals kommandirte, zu mir,
und ließ mich holen. Dieser edle Mann, der mir
sehr viel Freundschaft in der kurzen Zeit, die wir
noch zusammen waren, erwiesen hat, traktirte mich
mit Malaga; und nach einem langen Gespräche
über diesen und jenen Gegenstand aus den Wissen-

Ich: Ja, Ihre Durchlaucht, den kenne ich
ſchon ſeit vielen Jahren.

Pr: Genau?

Ich: So ziemlich: wir haben manchesmal mit
einander gezecht, und ſonſt Abentheuer beſtanden.
Ich glaube gar, daß wir noch Vetter ſind.

Pr: Was iſt denn das fuͤr ein Mann?

Ich: Gnaͤdigſter Herr, in der Lage, worin ich
und Dentzel uns befanden, habe ich ſeinen Ka-
rakter nicht kennen lernen: ich habe mich auch nicht
einmal drum bekuͤmmert. Es iſt, ſoviel ich weis, ein
unternehmender Kopf, und ſonſt kein falſcher Kerl.

Pr: Je nun, wir ſprechen vielleicht ein ander-
mal mehr davon. Jezt getrunken und luſtig!

Es wurde getrunken aus großen Glaͤſern ſcharf,
und die Zotologie wurde ziemlich herumgeholt.
Gegen Abend ging ich in mein Zelt, und fand eben
einen Brief von meinem redlichen Bispink,
welcher das Vergnuͤgen dieſes Tages kroͤnte.

Gleich am folgenden Morgen ſchickte der Hr.
Hauptmann von Nieweſchuͤtz, welcher die Kom-
pagnie des Prinzen damals kommandirte, zu mir,
und ließ mich holen. Dieſer edle Mann, der mir
ſehr viel Freundſchaft in der kurzen Zeit, die wir
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mit Malaga; und nach einem langen Geſpraͤche
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[493/0505] Ich: Ja, Ihre Durchlaucht, den kenne ich ſchon ſeit vielen Jahren. Pr: Genau? Ich: So ziemlich: wir haben manchesmal mit einander gezecht, und ſonſt Abentheuer beſtanden. Ich glaube gar, daß wir noch Vetter ſind. Pr: Was iſt denn das fuͤr ein Mann? Ich: Gnaͤdigſter Herr, in der Lage, worin ich und Dentzel uns befanden, habe ich ſeinen Ka- rakter nicht kennen lernen: ich habe mich auch nicht einmal drum bekuͤmmert. Es iſt, ſoviel ich weis, ein unternehmender Kopf, und ſonſt kein falſcher Kerl. Pr: Je nun, wir ſprechen vielleicht ein ander- mal mehr davon. Jezt getrunken und luſtig! Es wurde getrunken aus großen Glaͤſern ſcharf, und die Zotologie wurde ziemlich herumgeholt. Gegen Abend ging ich in mein Zelt, und fand eben einen Brief von meinem redlichen Bispink, welcher das Vergnuͤgen dieſes Tages kroͤnte. Gleich am folgenden Morgen ſchickte der Hr. Hauptmann von Nieweſchuͤtz, welcher die Kom- pagnie des Prinzen damals kommandirte, zu mir, und ließ mich holen. Dieſer edle Mann, der mir ſehr viel Freundſchaft in der kurzen Zeit, die wir noch zuſammen waren, erwieſen hat, traktirte mich mit Malaga; und nach einem langen Geſpraͤche uͤber dieſen und jenen Gegenſtand aus den Wiſſen-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/505>, abgerufen am 16.05.2024.