wache abführen. Die Geistlichen sind davon aus- genommen, für welche -- unter diesen Umständen -- eine Wache ein gar zu profaner Aufenthalt seyn würde. (Man denke!) Anfänglich, wie man mir gesagt hat, wurden auch viele Franzosen mit ihren feilen Liebchen dahin abgeführt, und troz ihres Fut- terns, Protestirens und Geldbietens bis an den Tag dort gehalten, und dann an die Polizey gemeldet. Da aber diese für gut fand, es mit den französi- schen Herren nicht gar strenge zu nehmen: so wur- den die Koblenzer Soldaten bald gewitzigt, ließen sich bezahlen, und die Winkel-Mosjehs treiben, was sie wollten; ja endlich wurden sie gar selbst ihre Spediteurs, und hatten an ihrer Caserne, für einige Batzen, Waare von der Art nach Belieben.
Die Mädchen zu Coblenz reichten nicht hin für die Emigranten, und für die daselbst hernach häu- fig durchziehenden deutschen Völker: es kam daher von weit und breit viel Gesindel dorthin zusammen, und theilte mit den Koblenzerinnen ihre verdienstliche Arbeit. Anfänglich giengen die lockern Thierchen schlecht gekleidet, warfen sich aber, durch die Frei- gebigkeit der Franzosen, bald ins Zeug, und er- höheten hernach auch, wie billig, den Preis ihrer Reize, welche zwar an innerer Konsistenz durch den starken Gebrauch sehr verloren hatten, doch aber immer mit bessern Lappen ausstaffirt wurden.
wache abfuͤhren. Die Geiſtlichen ſind davon aus- genommen, fuͤr welche — unter dieſen Umſtaͤnden — eine Wache ein gar zu profaner Aufenthalt ſeyn wuͤrde. (Man denke!) Anfaͤnglich, wie man mir geſagt hat, wurden auch viele Franzoſen mit ihren feilen Liebchen dahin abgefuͤhrt, und troz ihres Fut- terns, Proteſtirens und Geldbietens bis an den Tag dort gehalten, und dann an die Polizey gemeldet. Da aber dieſe fuͤr gut fand, es mit den franzoͤſi- ſchen Herren nicht gar ſtrenge zu nehmen: ſo wur- den die Koblenzer Soldaten bald gewitzigt, ließen ſich bezahlen, und die Winkel-Mosjehs treiben, was ſie wollten; ja endlich wurden ſie gar ſelbſt ihre Spediteurs, und hatten an ihrer Caſerne, fuͤr einige Batzen, Waare von der Art nach Belieben.
Die Maͤdchen zu Coblenz reichten nicht hin fuͤr die Emigranten, und fuͤr die daſelbſt hernach haͤu- fig durchziehenden deutſchen Voͤlker: es kam daher von weit und breit viel Geſindel dorthin zuſammen, und theilte mit den Koblenzerinnen ihre verdienſtliche Arbeit. Anfaͤnglich giengen die lockern Thierchen ſchlecht gekleidet, warfen ſich aber, durch die Frei- gebigkeit der Franzoſen, bald ins Zeug, und er- hoͤheten hernach auch, wie billig, den Preis ihrer Reize, welche zwar an innerer Konſiſtenz durch den ſtarken Gebrauch ſehr verloren hatten, doch aber immer mit beſſern Lappen ausſtaffirt wurden.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0066"n="54"/>
wache abfuͤhren. Die Geiſtlichen ſind davon aus-<lb/>
genommen, fuͤr welche — unter dieſen Umſtaͤnden —<lb/>
eine Wache ein gar zu profaner Aufenthalt ſeyn<lb/>
wuͤrde. (Man denke!) Anfaͤnglich, wie man mir<lb/>
geſagt hat, wurden auch viele Franzoſen mit ihren<lb/>
feilen Liebchen dahin abgefuͤhrt, und troz ihres Fut-<lb/>
terns, Proteſtirens und Geldbietens bis an den Tag<lb/>
dort gehalten, und dann an die Polizey gemeldet.<lb/>
Da aber dieſe fuͤr gut fand, es mit den franzoͤſi-<lb/>ſchen Herren nicht gar ſtrenge zu nehmen: ſo wur-<lb/>
den die Koblenzer Soldaten bald gewitzigt, ließen<lb/>ſich bezahlen, und die Winkel-Mosjehs treiben,<lb/>
was ſie wollten; ja endlich wurden ſie gar ſelbſt ihre<lb/>
Spediteurs, und hatten an ihrer Caſerne, fuͤr einige<lb/>
Batzen, Waare von der Art nach Belieben.</p><lb/><p>Die Maͤdchen zu Coblenz reichten nicht hin fuͤr<lb/>
die Emigranten, und fuͤr die daſelbſt hernach haͤu-<lb/>
fig durchziehenden deutſchen Voͤlker: es kam daher<lb/>
von weit und breit viel Geſindel dorthin zuſammen,<lb/>
und theilte mit den Koblenzerinnen ihre verdienſtliche<lb/>
Arbeit. Anfaͤnglich giengen die lockern Thierchen<lb/>ſchlecht gekleidet, warfen ſich aber, durch die Frei-<lb/>
gebigkeit der Franzoſen, bald ins Zeug, und er-<lb/>
hoͤheten hernach auch, wie billig, den Preis ihrer<lb/>
Reize, welche zwar an innerer Konſiſtenz durch<lb/>
den ſtarken Gebrauch ſehr verloren hatten, doch aber<lb/>
immer mit beſſern Lappen ausſtaffirt wurden.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[54/0066]
wache abfuͤhren. Die Geiſtlichen ſind davon aus-
genommen, fuͤr welche — unter dieſen Umſtaͤnden —
eine Wache ein gar zu profaner Aufenthalt ſeyn
wuͤrde. (Man denke!) Anfaͤnglich, wie man mir
geſagt hat, wurden auch viele Franzoſen mit ihren
feilen Liebchen dahin abgefuͤhrt, und troz ihres Fut-
terns, Proteſtirens und Geldbietens bis an den Tag
dort gehalten, und dann an die Polizey gemeldet.
Da aber dieſe fuͤr gut fand, es mit den franzoͤſi-
ſchen Herren nicht gar ſtrenge zu nehmen: ſo wur-
den die Koblenzer Soldaten bald gewitzigt, ließen
ſich bezahlen, und die Winkel-Mosjehs treiben,
was ſie wollten; ja endlich wurden ſie gar ſelbſt ihre
Spediteurs, und hatten an ihrer Caſerne, fuͤr einige
Batzen, Waare von der Art nach Belieben.
Die Maͤdchen zu Coblenz reichten nicht hin fuͤr
die Emigranten, und fuͤr die daſelbſt hernach haͤu-
fig durchziehenden deutſchen Voͤlker: es kam daher
von weit und breit viel Geſindel dorthin zuſammen,
und theilte mit den Koblenzerinnen ihre verdienſtliche
Arbeit. Anfaͤnglich giengen die lockern Thierchen
ſchlecht gekleidet, warfen ſich aber, durch die Frei-
gebigkeit der Franzoſen, bald ins Zeug, und er-
hoͤheten hernach auch, wie billig, den Preis ihrer
Reize, welche zwar an innerer Konſiſtenz durch
den ſtarken Gebrauch ſehr verloren hatten, doch aber
immer mit beſſern Lappen ausſtaffirt wurden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/66>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.