Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

"Nation zu feindseligen Vorkehrungen ausgedeutet
"werden könnten."

"Und welchen Erfolg hatten sowohl diese als
die vielen nachfolgenden Vorstellungen, deren jede,
so wie die Gefahr des Landes stieg, immer frey-
müthiger, dringender und flehender entworfen und
übergeben wurde?"

"Clemens (der Kurfürst von Trier) gehört
nicht in jene Klasse der Regenten, die mit eindrin-
gendem Blicke das Ganze einer Sache, mit ihren
Verkettungen, ihren nahen und entfernten Ver-
hältnissen, ihren natürlichen, wahrscheinlichen und
möglichen Folgen durchschauen, und diesemnach
die zweckmäßigsten Maaßregeln selbst ergreifen. --
Clemens legte die Sache seinem damaligen Mi-
nisterio vor; und die Hauptperson, die an der
Spitze desselben stand, war -- im Solde der Prin-
zen, war ihr erster Anhänger."

"Ach, wäre unser Kurfürst durch kluge, ein-
sichtsvolle, seines Vertrauens würdige Männer
geleitet worden; -- ganz Europa würde ihm viel-
leicht Ruhe und Glück zu danken haben! Jener
Krieg, einzig in seiner Art, wogegen die verderb-
lichsten und mörderischten Kriege des Alterthums
und der neuern Zeiten, als Knabenspiele anzusehen
sind, würde vielleicht im Keime erstickt worden
seyn."


„Nation zu feindſeligen Vorkehrungen ausgedeutet
„werden koͤnnten.“

„Und welchen Erfolg hatten ſowohl dieſe als
die vielen nachfolgenden Vorſtellungen, deren jede,
ſo wie die Gefahr des Landes ſtieg, immer frey-
muͤthiger, dringender und flehender entworfen und
uͤbergeben wurde?“

Clemens (der Kurfuͤrſt von Trier) gehoͤrt
nicht in jene Klaſſe der Regenten, die mit eindrin-
gendem Blicke das Ganze einer Sache, mit ihren
Verkettungen, ihren nahen und entfernten Ver-
haͤltniſſen, ihren natuͤrlichen, wahrſcheinlichen und
moͤglichen Folgen durchſchauen, und dieſemnach
die zweckmaͤßigſten Maaßregeln ſelbſt ergreifen. —
Clemens legte die Sache ſeinem damaligen Mi-
niſterio vor; und die Hauptperſon, die an der
Spitze deſſelben ſtand, war — im Solde der Prin-
zen, war ihr erſter Anhaͤnger.“

„Ach, waͤre unſer Kurfuͤrſt durch kluge, ein-
ſichtsvolle, ſeines Vertrauens wuͤrdige Maͤnner
geleitet worden; — ganz Europa wuͤrde ihm viel-
leicht Ruhe und Gluͤck zu danken haben! Jener
Krieg, einzig in ſeiner Art, wogegen die verderb-
lichſten und moͤrderiſchten Kriege des Alterthums
und der neuern Zeiten, als Knabenſpiele anzuſehen
ſind, wuͤrde vielleicht im Keime erſtickt worden
ſeyn.“


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0095" n="83"/>
&#x201E;Nation zu feind&#x017F;eligen Vorkehrungen ausgedeutet<lb/>
&#x201E;werden ko&#x0364;nnten.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Und welchen Erfolg hatten &#x017F;owohl die&#x017F;e als<lb/>
die vielen nachfolgenden Vor&#x017F;tellungen, deren jede,<lb/>
&#x017F;o wie die Gefahr des Landes &#x017F;tieg, immer frey-<lb/>
mu&#x0364;thiger, dringender und flehender entworfen und<lb/>
u&#x0364;bergeben wurde?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;<hi rendition="#g">Clemens</hi> (der Kurfu&#x0364;r&#x017F;t von Trier) geho&#x0364;rt<lb/>
nicht in jene Kla&#x017F;&#x017F;e der Regenten, die mit eindrin-<lb/>
gendem Blicke das Ganze einer Sache, mit ihren<lb/>
Verkettungen, ihren nahen und entfernten Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en, ihren natu&#x0364;rlichen, wahr&#x017F;cheinlichen und<lb/>
mo&#x0364;glichen Folgen durch&#x017F;chauen, und die&#x017F;emnach<lb/>
die zweckma&#x0364;ßig&#x017F;ten Maaßregeln &#x017F;elb&#x017F;t ergreifen. &#x2014;<lb/><hi rendition="#g">Clemens</hi> legte die Sache &#x017F;einem damaligen Mi-<lb/>
ni&#x017F;terio vor; und die Hauptper&#x017F;on, die an der<lb/>
Spitze de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;tand, war &#x2014; im Solde der Prin-<lb/>
zen, war ihr er&#x017F;ter Anha&#x0364;nger.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ach, wa&#x0364;re un&#x017F;er Kurfu&#x0364;r&#x017F;t durch kluge, ein-<lb/>
&#x017F;ichtsvolle, &#x017F;eines Vertrauens wu&#x0364;rdige Ma&#x0364;nner<lb/>
geleitet worden; &#x2014; ganz Europa wu&#x0364;rde ihm viel-<lb/>
leicht Ruhe und Glu&#x0364;ck zu danken haben! Jener<lb/>
Krieg, einzig in &#x017F;einer Art, wogegen die verderb-<lb/>
lich&#x017F;ten und mo&#x0364;rderi&#x017F;chten Kriege des Alterthums<lb/>
und der neuern Zeiten, als Knaben&#x017F;piele anzu&#x017F;ehen<lb/>
&#x017F;ind, wu&#x0364;rde vielleicht im Keime er&#x017F;tickt worden<lb/>
&#x017F;eyn.&#x201C;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0095] „Nation zu feindſeligen Vorkehrungen ausgedeutet „werden koͤnnten.“ „Und welchen Erfolg hatten ſowohl dieſe als die vielen nachfolgenden Vorſtellungen, deren jede, ſo wie die Gefahr des Landes ſtieg, immer frey- muͤthiger, dringender und flehender entworfen und uͤbergeben wurde?“ „Clemens (der Kurfuͤrſt von Trier) gehoͤrt nicht in jene Klaſſe der Regenten, die mit eindrin- gendem Blicke das Ganze einer Sache, mit ihren Verkettungen, ihren nahen und entfernten Ver- haͤltniſſen, ihren natuͤrlichen, wahrſcheinlichen und moͤglichen Folgen durchſchauen, und dieſemnach die zweckmaͤßigſten Maaßregeln ſelbſt ergreifen. — Clemens legte die Sache ſeinem damaligen Mi- niſterio vor; und die Hauptperſon, die an der Spitze deſſelben ſtand, war — im Solde der Prin- zen, war ihr erſter Anhaͤnger.“ „Ach, waͤre unſer Kurfuͤrſt durch kluge, ein- ſichtsvolle, ſeines Vertrauens wuͤrdige Maͤnner geleitet worden; — ganz Europa wuͤrde ihm viel- leicht Ruhe und Gluͤck zu danken haben! Jener Krieg, einzig in ſeiner Art, wogegen die verderb- lichſten und moͤrderiſchten Kriege des Alterthums und der neuern Zeiten, als Knabenſpiele anzuſehen ſind, wuͤrde vielleicht im Keime erſtickt worden ſeyn.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/95
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/95>, abgerufen am 16.05.2024.