Herrlichkeit? mit Theil zu nehmen an ihren schwel- gerischen Gastmalen und Festen?"
"So was ist schon allein für eine Sklavenseele das non plus ultra des menschlichen Glücks. Aber welche blendende, welche bezaubernde Aussicht both ihm zugleich die Zukunft dar, wenn es ihm ge- lingen sollte, sich in das Vertrauen der Prinzen einzustehlen, und ihre Gunst in so hohem Grade zu fesseln, daß er zur Ausführung ihrer chimäri- schen Entwürfe als Mitwerkzeug gebraucht würde!"
"Seine Parthie war auf der Stelle genommen. Von erster Jugend auf, zu der Kunst angeführt, sich ja der Gnade seines Fürsten auf alle nur mög- liche Weise zu versichern -- es ja nie an sklavischen Verbeugungen, kriechenden Ehrfurchtsbezeugungen und übertriebnen Schmeicheleyen fehlen zu lassen -- vor allem die schwache Seite des Fürsten aus- zuspähen; seine Gesinnungen, Neigungen, Launen und Leidenschaften zu studiren, um ihnen zu lieb- kosen -- und nun endlich zu einem vollkommnen Höfling gereift, was war leichter für einen Du- minique, als die Prinzen, besonders den Artois, der als die Seele des in der Geburt begriffnen Riesen- werks der Gegenrevolution anzusehen war, in kur- zem ganz für sich einzunehmen, ganz zu gewinnen, besonders, da es sein Posten mit sich brachte dessen täglicher Gesellschafter zu seyn; und da --
Herrlichkeit? mit Theil zu nehmen an ihren ſchwel- geriſchen Gaſtmalen und Feſten?“
„So was iſt ſchon allein fuͤr eine Sklavenſeele das non plus ultra des menſchlichen Gluͤcks. Aber welche blendende, welche bezaubernde Ausſicht both ihm zugleich die Zukunft dar, wenn es ihm ge- lingen ſollte, ſich in das Vertrauen der Prinzen einzuſtehlen, und ihre Gunſt in ſo hohem Grade zu feſſeln, daß er zur Ausfuͤhrung ihrer chimaͤri- ſchen Entwuͤrfe als Mitwerkzeug gebraucht wuͤrde!“
„Seine Parthie war auf der Stelle genommen. Von erſter Jugend auf, zu der Kunſt angefuͤhrt, ſich ja der Gnade ſeines Fuͤrſten auf alle nur moͤg- liche Weiſe zu verſichern — es ja nie an ſklaviſchen Verbeugungen, kriechenden Ehrfurchtsbezeugungen und uͤbertriebnen Schmeicheleyen fehlen zu laſſen — vor allem die ſchwache Seite des Fuͤrſten aus- zuſpaͤhen; ſeine Geſinnungen, Neigungen, Launen und Leidenſchaften zu ſtudiren, um ihnen zu lieb- koſen — und nun endlich zu einem vollkommnen Hoͤfling gereift, was war leichter fuͤr einen Du- minique, als die Prinzen, beſonders den Artois, der als die Seele des in der Geburt begriffnen Rieſen- werks der Gegenrevolution anzuſehen war, in kur- zem ganz fuͤr ſich einzunehmen, ganz zu gewinnen, beſonders, da es ſein Poſten mit ſich brachte deſſen taͤglicher Geſellſchafter zu ſeyn; und da —
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Herrlichkeit? mit Theil zu nehmen an ihren ſchwel-
geriſchen Gaſtmalen und Feſten?“
„So was iſt ſchon allein fuͤr eine Sklavenſeele
das non plus ultra des menſchlichen Gluͤcks. Aber
welche blendende, welche bezaubernde Ausſicht both
ihm zugleich die Zukunft dar, wenn es ihm ge-
lingen ſollte, ſich in das Vertrauen der Prinzen
einzuſtehlen, und ihre Gunſt in ſo hohem Grade
zu feſſeln, daß er zur Ausfuͤhrung ihrer chimaͤri-
ſchen Entwuͤrfe als Mitwerkzeug gebraucht wuͤrde!“
„Seine Parthie war auf der Stelle genommen.
Von erſter Jugend auf, zu der Kunſt angefuͤhrt,
ſich ja der Gnade ſeines Fuͤrſten auf alle nur moͤg-
liche Weiſe zu verſichern — es ja nie an ſklaviſchen
Verbeugungen, kriechenden Ehrfurchtsbezeugungen
und uͤbertriebnen Schmeicheleyen fehlen zu laſſen
— vor allem die ſchwache Seite des Fuͤrſten aus-
zuſpaͤhen; ſeine Geſinnungen, Neigungen, Launen
und Leidenſchaften zu ſtudiren, um ihnen zu lieb-
koſen — und nun endlich zu einem vollkommnen
Hoͤfling gereift, was war leichter fuͤr einen Du-
minique, als die Prinzen, beſonders den Artois,
der als die Seele des in der Geburt begriffnen Rieſen-
werks der Gegenrevolution anzuſehen war, in kur-
zem ganz fuͤr ſich einzunehmen, ganz zu gewinnen,
beſonders, da es ſein Poſten mit ſich brachte
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/97>, abgerufen am 22.11.2024.
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