versuchten damals schon, durch die Linien, welche kurz vorher von den Oestreichern waren erobert wor- den, durchzubrechen, um Landau zu entsetzen. Um nun der Garnison Schreck einzujagen, und sie zu verhindern, einen bey solcher Gelegenheit sehr rathsamen Ausfall zu wagen, ließ der Kronprinz einige Haubitzen aus einer an der Ostseite von Lan- dau angelegten Batterie, in die Stadt werfen. Die Haubitzen thaten sofort ihre Wirkung, und schlugen einige Häuser zu Schaden; auch wurde eine alte Frau, ein Kanonier und ein Pferd ge- tödtet.
Da die Landauer so was niemals erfahren hat- ten, so fuhren sie gar mächtig zusammen, und glaubten nun, der jüngste Tag sey vorhanden. Aber der General ließ in allen Straßen ausrufen, daß er gewiß wisse, daß die Preußen für dieses Mal das Bombardiren nicht fortsetzen würden: denn sie hätten noch keine hinreichende Munition dazu: die- ses sey ihm durch zuverlässige Spionen hinterbracht worden. Er hatte sich auch nicht geirrt: denn ge- gen Mittag hörte das Bombardiren von Seiten der Preußen schon auf.
Da aber doch das Schießen bey den Weißen- burger Linien noch immer fort gehört wurde, so entschloß sich der General Delmas, einen Aus- fall zu wagen. Man sagte, Laubadere habe
verſuchten damals ſchon, durch die Linien, welche kurz vorher von den Oeſtreichern waren erobert wor- den, durchzubrechen, um Landau zu entſetzen. Um nun der Garniſon Schreck einzujagen, und ſie zu verhindern, einen bey ſolcher Gelegenheit ſehr rathſamen Ausfall zu wagen, ließ der Kronprinz einige Haubitzen aus einer an der Oſtſeite von Lan- dau angelegten Batterie, in die Stadt werfen. Die Haubitzen thaten ſofort ihre Wirkung, und ſchlugen einige Haͤuſer zu Schaden; auch wurde eine alte Frau, ein Kanonier und ein Pferd ge- toͤdtet.
Da die Landauer ſo was niemals erfahren hat- ten, ſo fuhren ſie gar maͤchtig zuſammen, und glaubten nun, der juͤngſte Tag ſey vorhanden. Aber der General ließ in allen Straßen ausrufen, daß er gewiß wiſſe, daß die Preußen fuͤr dieſes Mal das Bombardiren nicht fortſetzen wuͤrden: denn ſie haͤtten noch keine hinreichende Munition dazu: die- ſes ſey ihm durch zuverlaͤſſige Spionen hinterbracht worden. Er hatte ſich auch nicht geirrt: denn ge- gen Mittag hoͤrte das Bombardiren von Seiten der Preußen ſchon auf.
Da aber doch das Schießen bey den Weißen- burger Linien noch immer fort gehoͤrt wurde, ſo entſchloß ſich der General Delmas, einen Aus- fall zu wagen. Man ſagte, Laubadere habe
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verſuchten damals ſchon, durch die Linien, welche
kurz vorher von den Oeſtreichern waren erobert wor-
den, durchzubrechen, um Landau zu entſetzen.
Um nun der Garniſon Schreck einzujagen, und ſie
zu verhindern, einen bey ſolcher Gelegenheit ſehr
rathſamen Ausfall zu wagen, ließ der Kronprinz
einige Haubitzen aus einer an der Oſtſeite von Lan-
dau angelegten Batterie, in die Stadt werfen.
Die Haubitzen thaten ſofort ihre Wirkung, und
ſchlugen einige Haͤuſer zu Schaden; auch wurde
eine alte Frau, ein Kanonier und ein Pferd ge-
toͤdtet.
Da die Landauer ſo was niemals erfahren hat-
ten, ſo fuhren ſie gar maͤchtig zuſammen, und
glaubten nun, der juͤngſte Tag ſey vorhanden.
Aber der General ließ in allen Straßen ausrufen,
daß er gewiß wiſſe, daß die Preußen fuͤr dieſes Mal
das Bombardiren nicht fortſetzen wuͤrden: denn ſie
haͤtten noch keine hinreichende Munition dazu: die-
ſes ſey ihm durch zuverlaͤſſige Spionen hinterbracht
worden. Er hatte ſich auch nicht geirrt: denn ge-
gen Mittag hoͤrte das Bombardiren von Seiten der
Preußen ſchon auf.
Da aber doch das Schießen bey den Weißen-
burger Linien noch immer fort gehoͤrt wurde, ſo
entſchloß ſich der General Delmas, einen Aus-
fall zu wagen. Man ſagte, Laubadere habe
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/126>, abgerufen am 24.11.2024.
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