Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

macht hat: so muß, so kann sie wahrlich nicht so
elend und gottlos seyn, als man dieselbe in Deutsch-
land verschrieen hat, und hin und wieder noch
verschreit.

Mehrmals hat man schon in Vorschlag gebracht,
ein Gesetz auszuwürken, nach welchem alle Mäd-
chen in ganz Frankreich nicht mehr als 1000 Li-
vres, oder 250 Rthlr. Heurathsgut haben sollten.
Dieses Gesetz ist aber nicht zu Stande gekommen;
und so will ich mich mit der nähern Entwickelung
der dahin gehörigen Vorschläge auch nicht auf-
halten.

Dieses Gesetz würde aber viel Gutes gestiftet
haben: denn alsdann wären alle Mädchen in Ab-
sicht ihres Vermögens eben so gleich geworden,
als sie es jezt in Absicht ihres Standes sind; und
da würden denn blos die gesunden, häuslichen,
geschickten, schönen oder tugendhaften -- Männer
bekommen haben; die entgegengesezten aber, wie
die, welche den Ehestand lediger Weise getrieben
hätten, oder sonst übelberüchtigte Schwestern ge-
wesen wären, wären sitzen geblieben: und das
hatten sie denn auch verdient! Zu Lacedämon
gab es ehemals ein ähnliches Gesetz, und man
sagt, daß die Ehen zu Lacedämon weit glücklicher
gewesen sind, als da, wo es heißt: -- quaerenda
pecunia primum; virtus post numos.
--


macht hat: ſo muß, ſo kann ſie wahrlich nicht ſo
elend und gottlos ſeyn, als man dieſelbe in Deutſch-
land verſchrieen hat, und hin und wieder noch
verſchreit.

Mehrmals hat man ſchon in Vorſchlag gebracht,
ein Geſetz auszuwuͤrken, nach welchem alle Maͤd-
chen in ganz Frankreich nicht mehr als 1000 Li-
vres, oder 250 Rthlr. Heurathsgut haben ſollten.
Dieſes Geſetz iſt aber nicht zu Stande gekommen;
und ſo will ich mich mit der naͤhern Entwickelung
der dahin gehoͤrigen Vorſchlaͤge auch nicht auf-
halten.

Dieſes Geſetz wuͤrde aber viel Gutes geſtiftet
haben: denn alsdann waͤren alle Maͤdchen in Ab-
ſicht ihres Vermoͤgens eben ſo gleich geworden,
als ſie es jezt in Abſicht ihres Standes ſind; und
da wuͤrden denn blos die geſunden, haͤuslichen,
geſchickten, ſchoͤnen oder tugendhaften — Maͤnner
bekommen haben; die entgegengeſezten aber, wie
die, welche den Eheſtand lediger Weiſe getrieben
haͤtten, oder ſonſt uͤbelberuͤchtigte Schweſtern ge-
weſen waͤren, waͤren ſitzen geblieben: und das
hatten ſie denn auch verdient! Zu Lacedaͤmon
gab es ehemals ein aͤhnliches Geſetz, und man
ſagt, daß die Ehen zu Lacedaͤmon weit gluͤcklicher
geweſen ſind, als da, wo es heißt: — quaerenda
pecunia primum; virtus poſt numos.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0145" n="141"/>
macht hat: &#x017F;o muß, &#x017F;o kann &#x017F;ie wahrlich nicht &#x017F;o<lb/>
elend und gottlos &#x017F;eyn, als man die&#x017F;elbe in Deut&#x017F;ch-<lb/>
land ver&#x017F;chrieen hat, und hin und wieder noch<lb/>
ver&#x017F;chreit.</p><lb/>
        <p>Mehrmals hat man &#x017F;chon in Vor&#x017F;chlag gebracht,<lb/>
ein Ge&#x017F;etz auszuwu&#x0364;rken, nach welchem alle Ma&#x0364;d-<lb/>
chen in ganz Frankreich nicht mehr als 1000 Li-<lb/>
vres, oder 250 Rthlr. Heurathsgut haben &#x017F;ollten.<lb/>
Die&#x017F;es Ge&#x017F;etz i&#x017F;t aber nicht zu Stande gekommen;<lb/>
und &#x017F;o will ich mich mit der na&#x0364;hern Entwickelung<lb/>
der dahin geho&#x0364;rigen Vor&#x017F;chla&#x0364;ge auch nicht auf-<lb/>
halten.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;es Ge&#x017F;etz wu&#x0364;rde aber viel Gutes ge&#x017F;tiftet<lb/>
haben: denn alsdann wa&#x0364;ren alle Ma&#x0364;dchen in Ab-<lb/>
&#x017F;icht ihres Vermo&#x0364;gens eben &#x017F;o gleich geworden,<lb/>
als &#x017F;ie es jezt in Ab&#x017F;icht ihres Standes &#x017F;ind; und<lb/>
da wu&#x0364;rden denn blos die ge&#x017F;unden, ha&#x0364;uslichen,<lb/>
ge&#x017F;chickten, &#x017F;cho&#x0364;nen oder tugendhaften &#x2014; Ma&#x0364;nner<lb/>
bekommen haben; die entgegenge&#x017F;ezten aber, wie<lb/>
die, welche den Ehe&#x017F;tand lediger Wei&#x017F;e getrieben<lb/>
ha&#x0364;tten, oder &#x017F;on&#x017F;t u&#x0364;belberu&#x0364;chtigte Schwe&#x017F;tern ge-<lb/>
we&#x017F;en wa&#x0364;ren, wa&#x0364;ren &#x017F;itzen geblieben: und das<lb/>
hatten &#x017F;ie denn auch verdient! Zu <hi rendition="#g">Laceda&#x0364;mon</hi><lb/>
gab es ehemals ein a&#x0364;hnliches Ge&#x017F;etz, und man<lb/>
&#x017F;agt, daß die Ehen zu Laceda&#x0364;mon weit glu&#x0364;cklicher<lb/>
gewe&#x017F;en &#x017F;ind, als da, wo es heißt: &#x2014; <hi rendition="#aq">quaerenda<lb/>
pecunia primum; virtus po&#x017F;t numos.</hi> &#x2014;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0145] macht hat: ſo muß, ſo kann ſie wahrlich nicht ſo elend und gottlos ſeyn, als man dieſelbe in Deutſch- land verſchrieen hat, und hin und wieder noch verſchreit. Mehrmals hat man ſchon in Vorſchlag gebracht, ein Geſetz auszuwuͤrken, nach welchem alle Maͤd- chen in ganz Frankreich nicht mehr als 1000 Li- vres, oder 250 Rthlr. Heurathsgut haben ſollten. Dieſes Geſetz iſt aber nicht zu Stande gekommen; und ſo will ich mich mit der naͤhern Entwickelung der dahin gehoͤrigen Vorſchlaͤge auch nicht auf- halten. Dieſes Geſetz wuͤrde aber viel Gutes geſtiftet haben: denn alsdann waͤren alle Maͤdchen in Ab- ſicht ihres Vermoͤgens eben ſo gleich geworden, als ſie es jezt in Abſicht ihres Standes ſind; und da wuͤrden denn blos die geſunden, haͤuslichen, geſchickten, ſchoͤnen oder tugendhaften — Maͤnner bekommen haben; die entgegengeſezten aber, wie die, welche den Eheſtand lediger Weiſe getrieben haͤtten, oder ſonſt uͤbelberuͤchtigte Schweſtern ge- weſen waͤren, waͤren ſitzen geblieben: und das hatten ſie denn auch verdient! Zu Lacedaͤmon gab es ehemals ein aͤhnliches Geſetz, und man ſagt, daß die Ehen zu Lacedaͤmon weit gluͤcklicher geweſen ſind, als da, wo es heißt: — quaerenda pecunia primum; virtus poſt numos. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/145
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/145>, abgerufen am 18.12.2024.