Pater: Sie haben da eine Wiese, wofür ih- nen der Schafwirth jährlich gerade einen Louisd'or oder 24 Livres Pacht giebt: wie wär' es, wenn Sie unserm armen Kloster die Wiese eigen zuschreiben ließen?
Brion wurde über die unverschämte Zumu- thung des Paters so aufgebracht, daß er ihm ge- rade heraus sagte, daß er von nun an von ihm keinen Heller mehr bekommen sollte. -- Madame Brion, die ihres Mannes Anhänglichkeit an die Augustiner schon lange nicht leiden konnte, und überhaupt jeden vertrauten Zuspruch von Pfaffen als eine gar schlechte Empfehlung für die Einsicht des Zugesprochenen betrachtete -- freilich gegen die Mode des lieben Frauenzimmers, welches den Pfaffen in und außer den Klöstern, sonst gar nicht abgeneigt ist --, bestärkte ihren Mann in seinem Unwillen gegen die Herren; und Pater Marcelli- nus verschrie von nun an, den edlen Brion, als einen schlechten Christen und als einen Verächter der Religion und der Geistlichkeit. Von dieser Zeit an, dachte Brion über die Pfafferey ernst- licher nach, und war bey dem Anfange der Revo- lution schon so weit, daß er dieses heilige Gesin- del -- wie er die Pfaffen nannte -- für die ärg- ste Pest der Gesellschaft hielt. Er hatte seit 1790 weder gebeichtet noch kommunicirt, und war doch
Pater: Sie haben da eine Wieſe, wofuͤr ih- nen der Schafwirth jaͤhrlich gerade einen Louisd'or oder 24 Livres Pacht giebt: wie waͤr' es, wenn Sie unſerm armen Kloſter die Wieſe eigen zuſchreiben ließen?
Brion wurde uͤber die unverſchaͤmte Zumu- thung des Paters ſo aufgebracht, daß er ihm ge- rade heraus ſagte, daß er von nun an von ihm keinen Heller mehr bekommen ſollte. — Madame Brion, die ihres Mannes Anhaͤnglichkeit an die Auguſtiner ſchon lange nicht leiden konnte, und uͤberhaupt jeden vertrauten Zuſpruch von Pfaffen als eine gar ſchlechte Empfehlung fuͤr die Einſicht des Zugeſprochenen betrachtete — freilich gegen die Mode des lieben Frauenzimmers, welches den Pfaffen in und außer den Kloͤſtern, ſonſt gar nicht abgeneigt iſt —, beſtaͤrkte ihren Mann in ſeinem Unwillen gegen die Herren; und Pater Marcelli- nus verſchrie von nun an, den edlen Brion, als einen ſchlechten Chriſten und als einen Veraͤchter der Religion und der Geiſtlichkeit. Von dieſer Zeit an, dachte Brion uͤber die Pfafferey ernſt- licher nach, und war bey dem Anfange der Revo- lution ſchon ſo weit, daß er dieſes heilige Geſin- del — wie er die Pfaffen nannte — fuͤr die aͤrg- ſte Peſt der Geſellſchaft hielt. Er hatte ſeit 1790 weder gebeichtet noch kommunicirt, und war doch
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Pater: Sie haben da eine Wieſe, wofuͤr ih-
nen der Schafwirth jaͤhrlich gerade einen Louisd'or
oder 24 Livres Pacht giebt: wie waͤr' es, wenn Sie
unſerm armen Kloſter die Wieſe eigen zuſchreiben
ließen?
Brion wurde uͤber die unverſchaͤmte Zumu-
thung des Paters ſo aufgebracht, daß er ihm ge-
rade heraus ſagte, daß er von nun an von ihm
keinen Heller mehr bekommen ſollte. — Madame
Brion, die ihres Mannes Anhaͤnglichkeit an die
Auguſtiner ſchon lange nicht leiden konnte, und
uͤberhaupt jeden vertrauten Zuſpruch von Pfaffen
als eine gar ſchlechte Empfehlung fuͤr die Einſicht
des Zugeſprochenen betrachtete — freilich gegen
die Mode des lieben Frauenzimmers, welches den
Pfaffen in und außer den Kloͤſtern, ſonſt gar nicht
abgeneigt iſt —, beſtaͤrkte ihren Mann in ſeinem
Unwillen gegen die Herren; und Pater Marcelli-
nus verſchrie von nun an, den edlen Brion, als
einen ſchlechten Chriſten und als einen Veraͤchter
der Religion und der Geiſtlichkeit. Von dieſer
Zeit an, dachte Brion uͤber die Pfafferey ernſt-
licher nach, und war bey dem Anfange der Revo-
lution ſchon ſo weit, daß er dieſes heilige Geſin-
del — wie er die Pfaffen nannte — fuͤr die aͤrg-
ſte Peſt der Geſellſchaft hielt. Er hatte ſeit 1790
weder gebeichtet noch kommunicirt, und war doch
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/174>, abgerufen am 04.12.2024.
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