und exemplarisch lebte: doch auch hieraus sogen seine Verläumder ein subtiles Gift.
Es ist ordentlich, als wäre die royalistische Parthey in Strasburg mit Blindheit geschlagen gewesen: so thätig und unverdrossen arbeitete sie wider sich selbst. Ueberall gab sie Blößen, und Schneider war zu sehr Volksfreund, als daß er diese nicht zur Demüthigung jener Herren hätte benutzen sollen. Die selbstsüchtigen Herren trieben ihr Wesen, wie ihre hergebrachte Gewohnheit und ihre Herrschsucht es mit sich brachte: und darum sollte das Volk in seiner alten Finsterniß und Un- terjochung bleiben. Das aber wollte Schneider und sein patriotischer Anhang nicht, und dieß er- regte Trubel über Trubel. "Ist es ein Wunder, sagte Schneider, wenn dem Volke die Geduld ausgeht? Soll etwa das Volk allein philoso- phische Mäßigung beobachten, indeß der Aristo- kratismus, gestüzt von Verwaltern und Rich- tern, sich Alles erlaubt?" --
Um den Hinterhalt und den Gipfelzweck der Aristokraten zu bestürmen, that Schneider alles, was warme, ungefärbte und edle Volksliebe -- wie er sie dachte und fühlte -- ihm gegen das Kö- nigthum in Frankreich eingab. Er griff ohne Schonung darauf ein, und drang endlich; als der Stärkere, durch. Als der Kampf darüber
und exemplariſch lebte: doch auch hieraus ſogen ſeine Verlaͤumder ein ſubtiles Gift.
Es iſt ordentlich, als waͤre die royaliſtiſche Parthey in Strasburg mit Blindheit geſchlagen geweſen: ſo thaͤtig und unverdroſſen arbeitete ſie wider ſich ſelbſt. Ueberall gab ſie Bloͤßen, und Schneider war zu ſehr Volksfreund, als daß er dieſe nicht zur Demuͤthigung jener Herren haͤtte benutzen ſollen. Die ſelbſtſuͤchtigen Herren trieben ihr Weſen, wie ihre hergebrachte Gewohnheit und ihre Herrſchſucht es mit ſich brachte: und darum ſollte das Volk in ſeiner alten Finſterniß und Un- terjochung bleiben. Das aber wollte Schneider und ſein patriotiſcher Anhang nicht, und dieß er- regte Trubel uͤber Trubel. „Iſt es ein Wunder, ſagte Schneider, wenn dem Volke die Geduld ausgeht? Soll etwa das Volk allein philoſo- phiſche Maͤßigung beobachten, indeß der Ariſto- kratismus, geſtuͤzt von Verwaltern und Rich- tern, ſich Alles erlaubt?“ —
Um den Hinterhalt und den Gipfelzweck der Ariſtokraten zu beſtuͤrmen, that Schneider alles, was warme, ungefaͤrbte und edle Volksliebe — wie er ſie dachte und fuͤhlte — ihm gegen das Koͤ- nigthum in Frankreich eingab. Er griff ohne Schonung darauf ein, und drang endlich; als der Staͤrkere, durch. Als der Kampf daruͤber
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0224"n="220"/>
und exemplariſch lebte: doch auch hieraus ſogen<lb/>ſeine Verlaͤumder ein ſubtiles Gift.</p><lb/><p>Es iſt ordentlich, als waͤre die royaliſtiſche<lb/>
Parthey in Strasburg mit Blindheit geſchlagen<lb/>
geweſen: ſo thaͤtig und unverdroſſen arbeitete ſie<lb/>
wider ſich ſelbſt. Ueberall gab ſie Bloͤßen, und<lb/><hirendition="#g">Schneider</hi> war zu ſehr Volksfreund, als daß<lb/>
er dieſe nicht zur Demuͤthigung jener Herren haͤtte<lb/>
benutzen ſollen. Die ſelbſtſuͤchtigen Herren trieben<lb/>
ihr Weſen, wie ihre hergebrachte Gewohnheit und<lb/>
ihre Herrſchſucht es mit ſich brachte: und darum<lb/>ſollte das Volk in ſeiner alten Finſterniß und Un-<lb/>
terjochung bleiben. Das aber wollte <hirendition="#g">Schneider</hi><lb/>
und ſein patriotiſcher Anhang nicht, und dieß er-<lb/>
regte Trubel uͤber Trubel. „Iſt es ein Wunder,<lb/>ſagte <hirendition="#g">Schneider</hi>, wenn dem Volke die Geduld<lb/>
ausgeht? Soll etwa das <hirendition="#g">Volk allein</hi> philoſo-<lb/>
phiſche Maͤßigung beobachten, indeß der <hirendition="#g">Ariſto</hi>-<lb/><hirendition="#g">kratismus</hi>, geſtuͤzt von Verwaltern und Rich-<lb/>
tern, ſich Alles erlaubt?“—</p><lb/><p>Um den Hinterhalt und den Gipfelzweck der<lb/>
Ariſtokraten zu beſtuͤrmen, that Schneider alles,<lb/>
was warme, ungefaͤrbte und edle Volksliebe —<lb/>
wie er ſie dachte und fuͤhlte — ihm gegen das Koͤ-<lb/>
nigthum in Frankreich eingab. Er griff ohne<lb/>
Schonung darauf ein, und drang endlich; als<lb/>
der Staͤrkere, durch. Als der Kampf daruͤber<lb/></p></div></body></text></TEI>
[220/0224]
und exemplariſch lebte: doch auch hieraus ſogen
ſeine Verlaͤumder ein ſubtiles Gift.
Es iſt ordentlich, als waͤre die royaliſtiſche
Parthey in Strasburg mit Blindheit geſchlagen
geweſen: ſo thaͤtig und unverdroſſen arbeitete ſie
wider ſich ſelbſt. Ueberall gab ſie Bloͤßen, und
Schneider war zu ſehr Volksfreund, als daß
er dieſe nicht zur Demuͤthigung jener Herren haͤtte
benutzen ſollen. Die ſelbſtſuͤchtigen Herren trieben
ihr Weſen, wie ihre hergebrachte Gewohnheit und
ihre Herrſchſucht es mit ſich brachte: und darum
ſollte das Volk in ſeiner alten Finſterniß und Un-
terjochung bleiben. Das aber wollte Schneider
und ſein patriotiſcher Anhang nicht, und dieß er-
regte Trubel uͤber Trubel. „Iſt es ein Wunder,
ſagte Schneider, wenn dem Volke die Geduld
ausgeht? Soll etwa das Volk allein philoſo-
phiſche Maͤßigung beobachten, indeß der Ariſto-
kratismus, geſtuͤzt von Verwaltern und Rich-
tern, ſich Alles erlaubt?“ —
Um den Hinterhalt und den Gipfelzweck der
Ariſtokraten zu beſtuͤrmen, that Schneider alles,
was warme, ungefaͤrbte und edle Volksliebe —
wie er ſie dachte und fuͤhlte — ihm gegen das Koͤ-
nigthum in Frankreich eingab. Er griff ohne
Schonung darauf ein, und drang endlich; als
der Staͤrkere, durch. Als der Kampf daruͤber
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/224>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.