größte Sünde halte. -- Es muß also wohl wahr seyn, was man so oft gesagt, und so oft geläug- net hat, daß LudwigXVI. es mit seinem Volke niemals gut gemeynt habe, und daß er niemals aufrichtig zu Werke gegangen sey.
Siebzehntes Kapitel.
Fortsetzung des Vorigen.
Unter allen bisher von der irrgeleiteten menschli- chen Vernunft ausgeheckten Religionssystemen, ist keins so zusammenhängend, keins so konsequent, als das Römisch-Katholische. Alles ist da, wie in einer Kette: fehlt nur ein Gelenke, so bricht sie; und nimmt man aus dem Römischen Kirchen-Sy- steme auch nur den allergeringsten Lehrsatz, z.B. den von der Zahl der Sakramente, von der ewig- währenden Kraft der Priesterweihe, u. dgl. so fällt das ganze System, das ganze Gebäude übern Haufen. *)
Mit den andern z. B. protestantischen Syste- men verhält sich die Sache schon anders. Da
*) Keiner hat dieß einleuchtender gezeigt, als der scharfsinnige und freymüthige Verfasser des Beytrags zur Berich- tigung der Urtheile des Publikums über die französische Nation. II. Th.
groͤßte Suͤnde halte. — Es muß alſo wohl wahr ſeyn, was man ſo oft geſagt, und ſo oft gelaͤug- net hat, daß LudwigXVI. es mit ſeinem Volke niemals gut gemeynt habe, und daß er niemals aufrichtig zu Werke gegangen ſey.
Siebzehntes Kapitel.
Fortſetzung des Vorigen.
Unter allen bisher von der irrgeleiteten menſchli- chen Vernunft ausgeheckten Religionsſyſtemen, iſt keins ſo zuſammenhaͤngend, keins ſo konſequent, als das Roͤmiſch-Katholiſche. Alles iſt da, wie in einer Kette: fehlt nur ein Gelenke, ſo bricht ſie; und nimmt man aus dem Roͤmiſchen Kirchen-Sy- ſteme auch nur den allergeringſten Lehrſatz, z.B. den von der Zahl der Sakramente, von der ewig- waͤhrenden Kraft der Prieſterweihe, u. dgl. ſo faͤllt das ganze Syſtem, das ganze Gebaͤude uͤbern Haufen. *)
Mit den andern z. B. proteſtantiſchen Syſte- men verhaͤlt ſich die Sache ſchon anders. Da
*) Keiner hat dieß einleuchtender gezeigt, als der ſcharfſinnige und freymüthige Verfaſſer des Beytrags zur Berich- tigung der Urtheile des Publikums über die franzöſiſche Nation. II. Th.
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groͤßte Suͤnde halte. — Es muß alſo wohl wahr
ſeyn, was man ſo oft geſagt, und ſo oft gelaͤug-
net hat, daß Ludwig XVI. es mit ſeinem Volke
niemals gut gemeynt habe, und daß er niemals
aufrichtig zu Werke gegangen ſey.
Siebzehntes Kapitel.
Fortſetzung des Vorigen.
Unter allen bisher von der irrgeleiteten menſchli-
chen Vernunft ausgeheckten Religionsſyſtemen,
iſt keins ſo zuſammenhaͤngend, keins ſo konſequent,
als das Roͤmiſch-Katholiſche. Alles iſt da, wie
in einer Kette: fehlt nur ein Gelenke, ſo bricht ſie;
und nimmt man aus dem Roͤmiſchen Kirchen-Sy-
ſteme auch nur den allergeringſten Lehrſatz, z.B.
den von der Zahl der Sakramente, von der ewig-
waͤhrenden Kraft der Prieſterweihe, u. dgl. ſo
faͤllt das ganze Syſtem, das ganze Gebaͤude uͤbern
Haufen. *)
Mit den andern z. B. proteſtantiſchen Syſte-
men verhaͤlt ſich die Sache ſchon anders. Da
*) Keiner hat dieß einleuchtender gezeigt, als der ſcharfſinnige
und freymüthige Verfaſſer des Beytrags zur Berich-
tigung der Urtheile des Publikums über die
franzöſiſche Nation. II. Th.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/251>, abgerufen am 21.11.2024.
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