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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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Ihr wißt, daß die Beichte ein wesentliches Stück
der Religion ist, und daß niemand Vergebung der
Sünden von dem gerechten Gott erhalten kann,
als wer die Absolution seiner Uebertretungen von
einem Priester erhalten hat. Aber wo soll der ar-
me Franzose jezt beichten? Die Priester, welche
ihr habet, sind Abtrünnige: sie sind vom Ober-
haupte der Kirche für unfähig erklärt, auf erlaubte
und gültige Art, Sakramente auszutheilen. Man-
che sind von unrechtmäßigen Bischöfen geweiht,
und folglich nicht einmal ächte Priester. Ihr wis-
set dieses, und wisset auch, daß wer bey einem
solchen Priester beichtet, kommunicirt oder Messe
hört, sich eines Kirchenraubs und der schrecklich-
sten Todsünde schuldig macht."

"Die Kirche Gottes hat so lange bestanden,
fuhren diese Herren fort: sie trägt das Zeichen ih-
rer Aechtheit in ihrem Alterthume; und seit Jesu
und seiner Apostel Zeiten hat diese heilige Mutter
aller rechtkatholischen Christen, eben das gelehrt,
was noch vor kurzer Zeit, vor der Entstehung der
neuen Revolution in Frankreich gelehrt wurde.
Es ist jetzo alles neu geworden: Schade nur, daß
die Wahrheit ewig ist wie Gott, und keine Neue-
rungen leidet. Der heilige Dionysius, der Areo-
pagit, welcher in Deutschland als Mitglied der
vierzehn Nothhelfergesellschaft noch immer berühmte

Ihr wißt, daß die Beichte ein weſentliches Stuͤck
der Religion iſt, und daß niemand Vergebung der
Suͤnden von dem gerechten Gott erhalten kann,
als wer die Abſolution ſeiner Uebertretungen von
einem Prieſter erhalten hat. Aber wo ſoll der ar-
me Franzoſe jezt beichten? Die Prieſter, welche
ihr habet, ſind Abtruͤnnige: ſie ſind vom Ober-
haupte der Kirche fuͤr unfaͤhig erklaͤrt, auf erlaubte
und guͤltige Art, Sakramente auszutheilen. Man-
che ſind von unrechtmaͤßigen Biſchoͤfen geweiht,
und folglich nicht einmal aͤchte Prieſter. Ihr wiſ-
ſet dieſes, und wiſſet auch, daß wer bey einem
ſolchen Prieſter beichtet, kommunicirt oder Meſſe
hoͤrt, ſich eines Kirchenraubs und der ſchrecklich-
ſten Todſuͤnde ſchuldig macht.“

„Die Kirche Gottes hat ſo lange beſtanden,
fuhren dieſe Herren fort: ſie traͤgt das Zeichen ih-
rer Aechtheit in ihrem Alterthume; und ſeit Jeſu
und ſeiner Apoſtel Zeiten hat dieſe heilige Mutter
aller rechtkatholiſchen Chriſten, eben das gelehrt,
was noch vor kurzer Zeit, vor der Entſtehung der
neuen Revolution in Frankreich gelehrt wurde.
Es iſt jetzo alles neu geworden: Schade nur, daß
die Wahrheit ewig iſt wie Gott, und keine Neue-
rungen leidet. Der heilige Dionyſius, der Areo-
pagit, welcher in Deutſchland als Mitglied der
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[249/0253] Ihr wißt, daß die Beichte ein weſentliches Stuͤck der Religion iſt, und daß niemand Vergebung der Suͤnden von dem gerechten Gott erhalten kann, als wer die Abſolution ſeiner Uebertretungen von einem Prieſter erhalten hat. Aber wo ſoll der ar- me Franzoſe jezt beichten? Die Prieſter, welche ihr habet, ſind Abtruͤnnige: ſie ſind vom Ober- haupte der Kirche fuͤr unfaͤhig erklaͤrt, auf erlaubte und guͤltige Art, Sakramente auszutheilen. Man- che ſind von unrechtmaͤßigen Biſchoͤfen geweiht, und folglich nicht einmal aͤchte Prieſter. Ihr wiſ- ſet dieſes, und wiſſet auch, daß wer bey einem ſolchen Prieſter beichtet, kommunicirt oder Meſſe hoͤrt, ſich eines Kirchenraubs und der ſchrecklich- ſten Todſuͤnde ſchuldig macht.“ „Die Kirche Gottes hat ſo lange beſtanden, fuhren dieſe Herren fort: ſie traͤgt das Zeichen ih- rer Aechtheit in ihrem Alterthume; und ſeit Jeſu und ſeiner Apoſtel Zeiten hat dieſe heilige Mutter aller rechtkatholiſchen Chriſten, eben das gelehrt, was noch vor kurzer Zeit, vor der Entſtehung der neuen Revolution in Frankreich gelehrt wurde. Es iſt jetzo alles neu geworden: Schade nur, daß die Wahrheit ewig iſt wie Gott, und keine Neue- rungen leidet. Der heilige Dionyſius, der Areo- pagit, welcher in Deutſchland als Mitglied der vierzehn Nothhelfergeſellſchaft noch immer beruͤhmte

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/253>, abgerufen am 21.11.2024.