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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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Royalismus oder Christenthum schmeckte. Sogar
durfte von Gott, dessen Regierung, und von der
Unsterblichkeit der Seele nicht ein Wort einfließen:
Auch die Begriffe über diese Dinge sollten durch
eine Art von Anarchie geläutert werden. Kam so
etwas vor, so wurde es gestrichen; und hatte der
Verfasser gar Einiges zu Gunsten der Bibel u. s. w.
gesagt, so ward er obendrein deshalb noch verant-
wortlich.

Den Inhalt dieser Reden können meine Leser
schon errathen. Sie rollirten meistens über Frey-
heit, Gleichheit und Vaterlandsliebe; über Haß
und Vernichtung der Tyranney und der Pfaffen,
und mit unter kamen derbe Ausfälle auf den Stif-
ter der christlichen Lehre, auf seine Mutter und
seine Apostel vor. Der Vater Papst wurde vollends
nicht geschont, und die sonst ehrwürdigen Gebräu-
che der Religion in Frankreich, die Messe, Sakra-
mente, Fegfeuer u. dgl. fertigte man mit derben
Sarkasmen ab. Beyher wurden auch die Gesetze
erklärt, und das Volk zur Befolgung derselben
aufgemuntert.

In Colmar hörte ich die erste Rede im Tem-
pel der Vernunft. Der Prokurator Glocsin --
von dem man bald mehr lesen wird -- hielt sie
mit allem Pathos über das Recht der Völker, ihre
Tyrannen zu richten, wenn sie das Volk drücken,

Royalismus oder Chriſtenthum ſchmeckte. Sogar
durfte von Gott, deſſen Regierung, und von der
Unſterblichkeit der Seele nicht ein Wort einfließen:
Auch die Begriffe uͤber dieſe Dinge ſollten durch
eine Art von Anarchie gelaͤutert werden. Kam ſo
etwas vor, ſo wurde es geſtrichen; und hatte der
Verfaſſer gar Einiges zu Gunſten der Bibel u. ſ. w.
geſagt, ſo ward er obendrein deshalb noch verant-
wortlich.

Den Inhalt dieſer Reden koͤnnen meine Leſer
ſchon errathen. Sie rollirten meiſtens uͤber Frey-
heit, Gleichheit und Vaterlandsliebe; uͤber Haß
und Vernichtung der Tyranney und der Pfaffen,
und mit unter kamen derbe Ausfaͤlle auf den Stif-
ter der chriſtlichen Lehre, auf ſeine Mutter und
ſeine Apoſtel vor. Der Vater Papſt wurde vollends
nicht geſchont, und die ſonſt ehrwuͤrdigen Gebraͤu-
che der Religion in Frankreich, die Meſſe, Sakra-
mente, Fegfeuer u. dgl. fertigte man mit derben
Sarkasmen ab. Beyher wurden auch die Geſetze
erklaͤrt, und das Volk zur Befolgung derſelben
aufgemuntert.

In Colmar hoͤrte ich die erſte Rede im Tem-
pel der Vernunft. Der Prokurator Glocſin
von dem man bald mehr leſen wird — hielt ſie
mit allem Pathos uͤber das Recht der Voͤlker, ihre
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[285/0289] Royalismus oder Chriſtenthum ſchmeckte. Sogar durfte von Gott, deſſen Regierung, und von der Unſterblichkeit der Seele nicht ein Wort einfließen: Auch die Begriffe uͤber dieſe Dinge ſollten durch eine Art von Anarchie gelaͤutert werden. Kam ſo etwas vor, ſo wurde es geſtrichen; und hatte der Verfaſſer gar Einiges zu Gunſten der Bibel u. ſ. w. geſagt, ſo ward er obendrein deshalb noch verant- wortlich. Den Inhalt dieſer Reden koͤnnen meine Leſer ſchon errathen. Sie rollirten meiſtens uͤber Frey- heit, Gleichheit und Vaterlandsliebe; uͤber Haß und Vernichtung der Tyranney und der Pfaffen, und mit unter kamen derbe Ausfaͤlle auf den Stif- ter der chriſtlichen Lehre, auf ſeine Mutter und ſeine Apoſtel vor. Der Vater Papſt wurde vollends nicht geſchont, und die ſonſt ehrwuͤrdigen Gebraͤu- che der Religion in Frankreich, die Meſſe, Sakra- mente, Fegfeuer u. dgl. fertigte man mit derben Sarkasmen ab. Beyher wurden auch die Geſetze erklaͤrt, und das Volk zur Befolgung derſelben aufgemuntert. In Colmar hoͤrte ich die erſte Rede im Tem- pel der Vernunft. Der Prokurator Glocſin — von dem man bald mehr leſen wird — hielt ſie mit allem Pathos uͤber das Recht der Voͤlker, ihre Tyrannen zu richten, wenn ſie das Volk druͤcken,

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/289>, abgerufen am 21.11.2024.