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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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Bürger bin, sobald ich die Gesetze übertrete, die
mich nach dem erklärten Willen meiner Nation zum
guten Bürger haben wollen.

Man hat so oft und so viel gesagt, und sagt es
noch, daß kein Staat ohne öffentliche Religion d.
h. ohne öffentlich gehandhabten Glauben an un-
sichtbare Dinge bestehen könne. Ich mag nicht
weiter untersuchen, wie weit diese Behauptung ge-
gründet sey. Aber fragen mögte ich doch: ob die
Franzosen, nach Abschaffung aller öffentlichen Re-
ligion, schlechter geworden seyen, als sie waren,
da sie noch Pfaffen, Messe, Sakramente und allen
religiösen Schnickschnack vollauf hatten? Die
ganze französische Geschichte von 1793 und 1794
zeigt, daß das Volk in Frankreich wenigstens nicht
schlechter geworden ist, nachdem die öffentliche
Religion abgeschafft war: denn gerade um diese Zeit
besiegten sie alle ihre Feinde. Es mag daher doch
nicht so allgemein wahr seyn, daß man Kirchen,
Pfaffen, Glaubens-Einigkeit u. s. w. haben müsse,
um als Staat zu bestehen: ja, ein Volk ohne
alle Religion ließe sich noch immer als Volk und

unter dem Titel: Die gesunde Vernunft, oder die
übernatürlichen Begriffe im Widerspruche mit den natürlichen.
London, 1788. Da kann man S. 26[1.] sehen, warum die ein-
sichtigern und klügern Völker und Menschen auf Kirchen-Re-
ligion am wenigsten halten, am meisten aber die dummen und
trägen.

Buͤrger bin, ſobald ich die Geſetze uͤbertrete, die
mich nach dem erklaͤrten Willen meiner Nation zum
guten Buͤrger haben wollen.

Man hat ſo oft und ſo viel geſagt, und ſagt es
noch, daß kein Staat ohne oͤffentliche Religion d.
h. ohne oͤffentlich gehandhabten Glauben an un-
ſichtbare Dinge beſtehen koͤnne. Ich mag nicht
weiter unterſuchen, wie weit dieſe Behauptung ge-
gruͤndet ſey. Aber fragen moͤgte ich doch: ob die
Franzoſen, nach Abſchaffung aller oͤffentlichen Re-
ligion, ſchlechter geworden ſeyen, als ſie waren,
da ſie noch Pfaffen, Meſſe, Sakramente und allen
religioͤſen Schnickſchnack vollauf hatten? Die
ganze franzoͤſiſche Geſchichte von 1793 und 1794
zeigt, daß das Volk in Frankreich wenigſtens nicht
ſchlechter geworden iſt, nachdem die oͤffentliche
Religion abgeſchafft war: denn gerade um dieſe Zeit
beſiegten ſie alle ihre Feinde. Es mag daher doch
nicht ſo allgemein wahr ſeyn, daß man Kirchen,
Pfaffen, Glaubens-Einigkeit u. ſ. w. haben muͤſſe,
um als Staat zu beſtehen: ja, ein Volk ohne
alle Religion ließe ſich noch immer als Volk und

unter dem Titel: Die geſunde Vernunft, oder die
übernatürlichen Begriffe im Widerſpruche mit den natürlichen.
London, 1788. Da kann man S. 26[1.] ſehen, warum die ein-
ſichtigern und klügern Völker und Menſchen auf Kirchen-Re-
ligion am wenigſten halten, am meiſten aber die dummen und
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[290/0294] Buͤrger bin, ſobald ich die Geſetze uͤbertrete, die mich nach dem erklaͤrten Willen meiner Nation zum guten Buͤrger haben wollen. Man hat ſo oft und ſo viel geſagt, und ſagt es noch, daß kein Staat ohne oͤffentliche Religion d. h. ohne oͤffentlich gehandhabten Glauben an un- ſichtbare Dinge beſtehen koͤnne. Ich mag nicht weiter unterſuchen, wie weit dieſe Behauptung ge- gruͤndet ſey. Aber fragen moͤgte ich doch: ob die Franzoſen, nach Abſchaffung aller oͤffentlichen Re- ligion, ſchlechter geworden ſeyen, als ſie waren, da ſie noch Pfaffen, Meſſe, Sakramente und allen religioͤſen Schnickſchnack vollauf hatten? Die ganze franzoͤſiſche Geſchichte von 1793 und 1794 zeigt, daß das Volk in Frankreich wenigſtens nicht ſchlechter geworden iſt, nachdem die oͤffentliche Religion abgeſchafft war: denn gerade um dieſe Zeit beſiegten ſie alle ihre Feinde. Es mag daher doch nicht ſo allgemein wahr ſeyn, daß man Kirchen, Pfaffen, Glaubens-Einigkeit u. ſ. w. haben muͤſſe, um als Staat zu beſtehen: ja, ein Volk ohne alle Religion ließe ſich noch immer als Volk und *) *) unter dem Titel: Die geſunde Vernunft, oder die übernatürlichen Begriffe im Widerſpruche mit den natürlichen. London, 1788. Da kann man S. 261. ſehen, warum die ein- ſichtigern und klügern Völker und Menſchen auf Kirchen-Re- ligion am wenigſten halten, am meiſten aber die dummen und trägen.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/294>, abgerufen am 22.11.2024.