land theoretisch aufstellte, führte man in Frankreich praktisch aus: und Frankreich -- siegte. Nun mö- gen einige Recensenten es zurücknehmen, daß der Erweis -- als etwas, das sich unmöglich aus- führen lasse, in das Land der Utopier gehöre. -- *) Noch will ich nur erinnern, daß selbst unsere hellern und edlern Theologen -- ein Spalding, Teller, Henke, Rosenmüller, Nie- meyer, Sintenis, Löffler u. a. -- das Wesen der praktischen Religion vom alten Kirchen- Roste immer mehr säubern und sie dadurch auch dem kritischen Denker achtungsvoller empfehlen. Wohl jedem Lande, jedem Fürsten, die solche Religions- lehrer viele haben! Doch ich schweife aus, bitte um Verzeihung, und erzähle weiter.
Die Sprache des gemeinen Pöbels -- denn der politischen Gleichheit in Frankreich unbeschadet, giebt es doch noch gemeinen Pöbel dort genug, so wie es in Deutschland unter den Adelichen, Gelehr- ten, Damen u. s. w. gemeinen Pöbel giebt -- wurde durch die Vertilgung der Heiligthümer be- reichert: denn nun fluchte und schwur man bey den ehemals ehrwürdigen Dingen, welchen man die
*) Wen der Witz dahin kitzeln mögte, die Franzosen und die Utopier fur synonym zu halten, der würde allen Fürsten ein artiges Compliment machen, die es für gut gefunden haben, der Ueberlegenheit dieser Utopier nachzugeben.
land theoretiſch aufſtellte, fuͤhrte man in Frankreich praktiſch aus: und Frankreich — ſiegte. Nun moͤ- gen einige Recenſenten es zuruͤcknehmen, daß der Erweis — als etwas, das ſich unmoͤglich aus- fuͤhren laſſe, in das Land der Utopier gehoͤre. — *) Noch will ich nur erinnern, daß ſelbſt unſere hellern und edlern Theologen — ein Spalding, Teller, Henke, Roſenmuͤller, Nie- meyer, Sintenis, Loͤffler u. a. — das Weſen der praktiſchen Religion vom alten Kirchen- Roſte immer mehr ſaͤubern und ſie dadurch auch dem kritiſchen Denker achtungsvoller empfehlen. Wohl jedem Lande, jedem Fuͤrſten, die ſolche Religions- lehrer viele haben! Doch ich ſchweife aus, bitte um Verzeihung, und erzaͤhle weiter.
Die Sprache des gemeinen Poͤbels — denn der politiſchen Gleichheit in Frankreich unbeſchadet, giebt es doch noch gemeinen Poͤbel dort genug, ſo wie es in Deutſchland unter den Adelichen, Gelehr- ten, Damen u. ſ. w. gemeinen Poͤbel giebt — wurde durch die Vertilgung der Heiligthuͤmer be- reichert: denn nun fluchte und ſchwur man bey den ehemals ehrwuͤrdigen Dingen, welchen man die
*) Wen der Witz dahin kitzeln mögte, die Franzoſen und die Utopier fur ſynonym zu halten, der würde allen Fürſten ein artiges Compliment machen, die es für gut gefunden haben, der Ueberlegenheit dieſer Utopier nachzugeben.
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land theoretiſch aufſtellte, fuͤhrte man in Frankreich
praktiſch aus: und Frankreich — ſiegte. Nun moͤ-
gen einige Recenſenten es zuruͤcknehmen, daß der
Erweis — als etwas, das ſich unmoͤglich aus-
fuͤhren laſſe, in das Land der Utopier gehoͤre. — *)
Noch will ich nur erinnern, daß ſelbſt unſere
hellern und edlern Theologen — ein Spalding,
Teller, Henke, Roſenmuͤller, Nie-
meyer, Sintenis, Loͤffler u. a. — das
Weſen der praktiſchen Religion vom alten Kirchen-
Roſte immer mehr ſaͤubern und ſie dadurch auch dem
kritiſchen Denker achtungsvoller empfehlen. Wohl
jedem Lande, jedem Fuͤrſten, die ſolche Religions-
lehrer viele haben! Doch ich ſchweife aus, bitte
um Verzeihung, und erzaͤhle weiter.
Die Sprache des gemeinen Poͤbels — denn der
politiſchen Gleichheit in Frankreich unbeſchadet,
giebt es doch noch gemeinen Poͤbel dort genug, ſo
wie es in Deutſchland unter den Adelichen, Gelehr-
ten, Damen u. ſ. w. gemeinen Poͤbel giebt —
wurde durch die Vertilgung der Heiligthuͤmer be-
reichert: denn nun fluchte und ſchwur man bey den
ehemals ehrwuͤrdigen Dingen, welchen man die
*) Wen der Witz dahin kitzeln mögte, die Franzoſen und die
Utopier fur ſynonym zu halten, der würde allen Fürſten ein
artiges Compliment machen, die es für gut gefunden haben,
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/300>, abgerufen am 22.11.2024.
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