Wesens, das Fest des menschlichen Geschlechts, des französischen Volks, der Wohlthäter der Mensch- heit, der Märtyrer der Freyheit, der Freyheit und Gleichheit, der Vaterlandsliebe, des Hasses gegen Tyrannen, der Gerechtigkeit, der Wahrheit, der Liebe, der Jugend, des Männlichen-Alters, des hohen Alters, des Ackerbaues u. s. w. Alle Ta- lente, welche zur Beförderung der Schönheit und des Nutzens dieser Feste durch Hymnen, oder bür- gerliche Gesänge, oder durch sonst etwas beytragen konnten, wurden in diesem Dekrete dazu aufgefo- dert, und einer öffentlichen Belohnung versichert. Uebrigens wurde nochmals wiederholt, daß es je- dem frey stände, seine Meynung über religiöse Ge- genstände zu hegen, und zu sagen, wie er es für gut fände.
Man sieht leicht ein, daß dieses Dekret blos die Folge oder die Wirkung einer überlegten Politik war, und daß man nichts weniger, als eine neue Religion gründen wollte. Eine neue Religion ist eine, die bisher noch nicht bekannt war. Die aber, welche der Konvent zur Uebung autorisirte, ist ja die alte natürliche, welche Confucius und So- krates und Plato und Christus und alle andere Weisen gelehrt haben, welche D. Bahrdt und Zol- likofer vortrugen, und welche endlich, wenn aller andre Phantasienkram wegfällt, immer bleiben wird.
Weſens, das Feſt des menſchlichen Geſchlechts, des franzoͤſiſchen Volks, der Wohlthaͤter der Menſch- heit, der Maͤrtyrer der Freyheit, der Freyheit und Gleichheit, der Vaterlandsliebe, des Haſſes gegen Tyrannen, der Gerechtigkeit, der Wahrheit, der Liebe, der Jugend, des Maͤnnlichen-Alters, des hohen Alters, des Ackerbaues u. ſ. w. Alle Ta- lente, welche zur Befoͤrderung der Schoͤnheit und des Nutzens dieſer Feſte durch Hymnen, oder buͤr- gerliche Geſaͤnge, oder durch ſonſt etwas beytragen konnten, wurden in dieſem Dekrete dazu aufgefo- dert, und einer oͤffentlichen Belohnung verſichert. Uebrigens wurde nochmals wiederholt, daß es je- dem frey ſtaͤnde, ſeine Meynung uͤber religioͤſe Ge- genſtaͤnde zu hegen, und zu ſagen, wie er es fuͤr gut faͤnde.
Man ſieht leicht ein, daß dieſes Dekret blos die Folge oder die Wirkung einer uͤberlegten Politik war, und daß man nichts weniger, als eine neue Religion gruͤnden wollte. Eine neue Religion iſt eine, die bisher noch nicht bekannt war. Die aber, welche der Konvent zur Uebung autoriſirte, iſt ja die alte natuͤrliche, welche Confucius und So- krates und Plato und Chriſtus und alle andere Weiſen gelehrt haben, welche D. Bahrdt und Zol- likofer vortrugen, und welche endlich, wenn aller andre Phantaſienkram wegfaͤllt, immer bleiben wird.
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Weſens, das Feſt des menſchlichen Geſchlechts,
des franzoͤſiſchen Volks, der Wohlthaͤter der Menſch-
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Gleichheit, der Vaterlandsliebe, des Haſſes gegen
Tyrannen, der Gerechtigkeit, der Wahrheit, der
Liebe, der Jugend, des Maͤnnlichen-Alters, des
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lente, welche zur Befoͤrderung der Schoͤnheit und
des Nutzens dieſer Feſte durch Hymnen, oder buͤr-
gerliche Geſaͤnge, oder durch ſonſt etwas beytragen
konnten, wurden in dieſem Dekrete dazu aufgefo-
dert, und einer oͤffentlichen Belohnung verſichert.
Uebrigens wurde nochmals wiederholt, daß es je-
dem frey ſtaͤnde, ſeine Meynung uͤber religioͤſe Ge-
genſtaͤnde zu hegen, und zu ſagen, wie er es fuͤr
gut faͤnde.
Man ſieht leicht ein, daß dieſes Dekret blos die
Folge oder die Wirkung einer uͤberlegten Politik
war, und daß man nichts weniger, als eine neue
Religion gruͤnden wollte. Eine neue Religion iſt
eine, die bisher noch nicht bekannt war. Die aber,
welche der Konvent zur Uebung autoriſirte, iſt ja
die alte natuͤrliche, welche Confucius und So-
krates und Plato und Chriſtus und alle andere
Weiſen gelehrt haben, welche D. Bahrdt und Zol-
likofer vortrugen, und welche endlich, wenn aller
andre Phantaſienkram wegfaͤllt, immer bleiben wird.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/303>, abgerufen am 22.11.2024.
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