laubte ihnen, nach ihrer Bequemlichkeit zu mar- schiren, auch wohl zurück zu bleiben und nachzu- kommen. Als der Sergeant erzählte, daß die Kai- serlichen die bey Fort Vauban gemachten Kriegsge- fangenen schlecht behandelt, und sie mit Schlägen fortgetrieben hatten, erwiederte er: das kann wohl seyn, aber darum müssen wir es den Kaiserlichen nicht nachmachen: Menschlichkeit ist eine gar schöne Tugend!
Nicht weit von Befort fängt man an, lauter französisch zu sprechen, aber das ist ein Französisch, wobey einem die Ohren eben so fürchterlich klingen, als bey dem Elsassischen Deutsch.
Befort oder Belfort -- man spricht das l nicht aus -- ist beynahe so groß, als Landau, und ist eben so der obere Schlüssel zum Elsaß, wie dieses der untere ist. Es ist von Vauban trefflich befe- stiget, hat aber diesen ganzen Krieg über weder Kanonen noch Garnison gehabt, weil beides bey den Armeen war.
Abends berathschlagte der Kapitän mit dem Sergeanten und mir, ob er den folgenden Tag Ruhetag halten; oder gleich weiter marschieren sollte. Du kannst thun, was du willst, war unsre Antwort. Das weiß ich, aber ich mögte doch wissen, ob die meisten Gefangnen lieber hier aus- ruhen wollten, als Morgen fort nach Lille mar-
laubte ihnen, nach ihrer Bequemlichkeit zu mar- ſchiren, auch wohl zuruͤck zu bleiben und nachzu- kommen. Als der Sergeant erzaͤhlte, daß die Kai- ſerlichen die bey Fort Vauban gemachten Kriegsge- fangenen ſchlecht behandelt, und ſie mit Schlaͤgen fortgetrieben hatten, erwiederte er: das kann wohl ſeyn, aber darum muͤſſen wir es den Kaiſerlichen nicht nachmachen: Menſchlichkeit iſt eine gar ſchoͤne Tugend!
Nicht weit von Befort faͤngt man an, lauter franzoͤſiſch zu ſprechen, aber das iſt ein Franzoͤſiſch, wobey einem die Ohren eben ſo fuͤrchterlich klingen, als bey dem Elſaſſiſchen Deutſch.
Befort oder Belfort — man ſpricht das l nicht aus — iſt beynahe ſo groß, als Landau, und iſt eben ſo der obere Schluͤſſel zum Elſaß, wie dieſes der untere iſt. Es iſt von Vauban trefflich befe- ſtiget, hat aber dieſen ganzen Krieg uͤber weder Kanonen noch Garniſon gehabt, weil beides bey den Armeen war.
Abends berathſchlagte der Kapitaͤn mit dem Sergeanten und mir, ob er den folgenden Tag Ruhetag halten; oder gleich weiter marſchieren ſollte. Du kannſt thun, was du willſt, war unſre Antwort. Das weiß ich, aber ich moͤgte doch wiſſen, ob die meiſten Gefangnen lieber hier aus- ruhen wollten, als Morgen fort nach Lille mar-
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laubte ihnen, nach ihrer Bequemlichkeit zu mar-
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kommen. Als der Sergeant erzaͤhlte, daß die Kai-
ſerlichen die bey Fort Vauban gemachten Kriegsge-
fangenen ſchlecht behandelt, und ſie mit Schlaͤgen
fortgetrieben hatten, erwiederte er: das kann wohl
ſeyn, aber darum muͤſſen wir es den Kaiſerlichen
nicht nachmachen: Menſchlichkeit iſt eine gar ſchoͤne
Tugend!
Nicht weit von Befort faͤngt man an, lauter
franzoͤſiſch zu ſprechen, aber das iſt ein Franzoͤſiſch,
wobey einem die Ohren eben ſo fuͤrchterlich klingen,
als bey dem Elſaſſiſchen Deutſch.
Befort oder Belfort — man ſpricht das l nicht
aus — iſt beynahe ſo groß, als Landau, und iſt
eben ſo der obere Schluͤſſel zum Elſaß, wie dieſes
der untere iſt. Es iſt von Vauban trefflich befe-
ſtiget, hat aber dieſen ganzen Krieg uͤber weder
Kanonen noch Garniſon gehabt, weil beides bey
den Armeen war.
Abends berathſchlagte der Kapitaͤn mit dem
Sergeanten und mir, ob er den folgenden Tag
Ruhetag halten; oder gleich weiter marſchieren
ſollte. Du kannſt thun, was du willſt, war unſre
Antwort. Das weiß ich, aber ich moͤgte doch
wiſſen, ob die meiſten Gefangnen lieber hier aus-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/324>, abgerufen am 22.11.2024.
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