anbringen? Hat nicht schon Mancher unter der Guillotine bluten müssen, der es nicht verschuldet hatte? Ich dächte du sorgtest für deine Sicherheit!
Dentzel: Und würde ein Spitzbube, wie Dumouriez? nicht wahr?
Ich: Nein doch! Der ehrliche Mann sucht nur dann seine Sicherheit, wenn er der guten Sa- che nicht mehr nützen kann. Dann erst fügt er sich in die Zeit.
Dentzel: Das kann nicht seyn. Es gehe wie es will: ich bleibe der Republik getreu! Sie lebe, oder fort von der Welt!
Diese leztern Worte sprach Dentzel mit vielem Nachdruck und Feuer, und ich fand für rathsam, an mich zu halten, für dießmal nämlich: denn gleich den folgenden Tag hatte ich folgende Unter- redung mit ihm von neuem.
Dentzel: Freilich, wenn ich so recht Geld hätte, so eine 20 oder 30, 000 Thaler: Mord- Sakkerment, ich gäbe meinen Posten auf, sezte mich nach London oder nach Berlin, oder sonst wohin, lebte frey, und kümmerte mich um die ganze Welt nicht weiter! Es ist doch nur Hunz- fötterey in der Welt!
Ich: Hast du etwan Verdruß gehabt?
Dentzel: Tüchtig! Heute habe ich mich schon mit dem Teufel und seiner Großmutter herum ge-
anbringen? Hat nicht ſchon Mancher unter der Guillotine bluten muͤſſen, der es nicht verſchuldet hatte? Ich daͤchte du ſorgteſt fuͤr deine Sicherheit!
Dentzel: Und wuͤrde ein Spitzbube, wie Dumouriez? nicht wahr?
Ich: Nein doch! Der ehrliche Mann ſucht nur dann ſeine Sicherheit, wenn er der guten Sa- che nicht mehr nuͤtzen kann. Dann erſt fuͤgt er ſich in die Zeit.
Dentzel: Das kann nicht ſeyn. Es gehe wie es will: ich bleibe der Republik getreu! Sie lebe, oder fort von der Welt!
Dieſe leztern Worte ſprach Dentzel mit vielem Nachdruck und Feuer, und ich fand fuͤr rathſam, an mich zu halten, fuͤr dießmal naͤmlich: denn gleich den folgenden Tag hatte ich folgende Unter- redung mit ihm von neuem.
Dentzel: Freilich, wenn ich ſo recht Geld haͤtte, ſo eine 20 oder 30, 000 Thaler: Mord- Sakkerment, ich gaͤbe meinen Poſten auf, ſezte mich nach London oder nach Berlin, oder ſonſt wohin, lebte frey, und kuͤmmerte mich um die ganze Welt nicht weiter! Es iſt doch nur Hunz- foͤtterey in der Welt!
Ich: Haſt du etwan Verdruß gehabt?
Dentzel: Tuͤchtig! Heute habe ich mich ſchon mit dem Teufel und ſeiner Großmutter herum ge-
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anbringen? Hat nicht ſchon Mancher unter der
Guillotine bluten muͤſſen, der es nicht verſchuldet
hatte? Ich daͤchte du ſorgteſt fuͤr deine Sicherheit!
Dentzel: Und wuͤrde ein Spitzbube, wie
Dumouriez? nicht wahr?
Ich: Nein doch! Der ehrliche Mann ſucht
nur dann ſeine Sicherheit, wenn er der guten Sa-
che nicht mehr nuͤtzen kann. Dann erſt fuͤgt er ſich
in die Zeit.
Dentzel: Das kann nicht ſeyn. Es gehe wie
es will: ich bleibe der Republik getreu! Sie lebe,
oder fort von der Welt!
Dieſe leztern Worte ſprach Dentzel mit vielem
Nachdruck und Feuer, und ich fand fuͤr rathſam,
an mich zu halten, fuͤr dießmal naͤmlich: denn
gleich den folgenden Tag hatte ich folgende Unter-
redung mit ihm von neuem.
Dentzel: Freilich, wenn ich ſo recht Geld
haͤtte, ſo eine 20 oder 30, 000 Thaler: Mord-
Sakkerment, ich gaͤbe meinen Poſten auf, ſezte
mich nach London oder nach Berlin, oder ſonſt
wohin, lebte frey, und kuͤmmerte mich um die
ganze Welt nicht weiter! Es iſt doch nur Hunz-
foͤtterey in der Welt!
Ich: Haſt du etwan Verdruß gehabt?
Dentzel: Tuͤchtig! Heute habe ich mich ſchon
mit dem Teufel und ſeiner Großmutter herum ge-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/34>, abgerufen am 21.11.2024.
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