Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Ich: Citoyen, hole mich der Teufel, wenn
ich mich jezt nicht zu den Fremden rechnen müß-
te --

Er: (hitzig) Nun, was willst du damit sagen,
Citoyen?

Ich: Ich würde dir das Maul stopfen, und
den Muth der Deutschen vertheidigen.

Er: (sehr lebhaft) Nun wohl, vertheidige
ihn!

Ich: Ich habe keinen Degen.

Er: Da sieht mans! Weil du keinen Degen
hast, so willst du uns weis machen, du hättest
Courage, dich mit mir zu messen. Geh, trink und
halt das Maul!

Einer aus der Gesellschaft: Sacre matin!
höre, ich will dir nur sagen, daß du gleich gehen,
und Degen holen mußt! Wenn alsdann der Frem-
de keinen Muth hat, sich mit dir zu schlagen, so
hast du recht; wenn du aber keine Degen hohlst,
so halt' ich dich für einen Zänker, der sich nicht
getraut, seine Händel auszumachen. Verstehst
du mich?

Er: (aufstehend) Sollen gleich welche da seyn:
nur ein wenig Geduld!

Er ging fort, und ich erwartete ihn ohne Furcht
zurück. Vielleicht trug der Wein, der damals mei-
nen Kopf beherrschte, das Seinige nicht wenig bey,

Ich: Citoyen, hole mich der Teufel, wenn
ich mich jezt nicht zu den Fremden rechnen muͤß-
te —

Er: (hitzig) Nun, was willſt du damit ſagen,
Citoyen?

Ich: Ich wuͤrde dir das Maul ſtopfen, und
den Muth der Deutſchen vertheidigen.

Er: (ſehr lebhaft) Nun wohl, vertheidige
ihn!

Ich: Ich habe keinen Degen.

Er: Da ſieht mans! Weil du keinen Degen
haſt, ſo willſt du uns weis machen, du haͤtteſt
Courage, dich mit mir zu meſſen. Geh, trink und
halt das Maul!

Einer aus der Geſellſchaft: Sacrè mâtin!
hoͤre, ich will dir nur ſagen, daß du gleich gehen,
und Degen holen mußt! Wenn alsdann der Frem-
de keinen Muth hat, ſich mit dir zu ſchlagen, ſo
haſt du recht; wenn du aber keine Degen hohlſt,
ſo halt' ich dich fuͤr einen Zaͤnker, der ſich nicht
getraut, ſeine Haͤndel auszumachen. Verſtehſt
du mich?

Er: (aufſtehend) Sollen gleich welche da ſeyn:
nur ein wenig Geduld!

Er ging fort, und ich erwartete ihn ohne Furcht
zuruͤck. Vielleicht trug der Wein, der damals mei-
nen Kopf beherrſchte, das Seinige nicht wenig bey,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0433" n="429"/>
        <p><hi rendition="#g">Ich</hi>: Citoyen, hole mich der Teufel, wenn<lb/>
ich mich jezt nicht zu den Fremden rechnen mu&#x0364;ß-<lb/>
te &#x2014;</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Er</hi>: (hitzig) Nun, was will&#x017F;t du damit &#x017F;agen,<lb/>
Citoyen?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Ich</hi>: Ich wu&#x0364;rde dir das Maul &#x017F;topfen, und<lb/>
den Muth der Deut&#x017F;chen vertheidigen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Er</hi>: (&#x017F;ehr lebhaft) Nun wohl, vertheidige<lb/>
ihn!</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Ich</hi>: Ich habe keinen Degen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Er</hi>: Da &#x017F;ieht mans! Weil du keinen Degen<lb/>
ha&#x017F;t, &#x017F;o will&#x017F;t du uns weis machen, du ha&#x0364;tte&#x017F;t<lb/>
Courage, dich mit mir zu me&#x017F;&#x017F;en. Geh, trink und<lb/>
halt das Maul!</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Einer aus der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft</hi>: <hi rendition="#aq">Sacrè mâtin!</hi><lb/>
ho&#x0364;re, ich will dir nur &#x017F;agen, daß du gleich gehen,<lb/>
und Degen holen mußt! Wenn alsdann der Frem-<lb/>
de keinen Muth hat, &#x017F;ich mit dir zu &#x017F;chlagen, &#x017F;o<lb/>
ha&#x017F;t du recht; wenn du aber keine Degen hohl&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;o halt' ich dich fu&#x0364;r einen Za&#x0364;nker, der &#x017F;ich nicht<lb/>
getraut, &#x017F;eine Ha&#x0364;ndel auszumachen. Ver&#x017F;teh&#x017F;t<lb/>
du mich?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Er</hi>: (auf&#x017F;tehend) Sollen gleich welche da &#x017F;eyn:<lb/>
nur ein wenig Geduld!</p><lb/>
        <p>Er ging fort, und ich erwartete ihn ohne Furcht<lb/>
zuru&#x0364;ck. Vielleicht trug der Wein, der damals mei-<lb/>
nen Kopf beherr&#x017F;chte, das Seinige nicht wenig bey,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[429/0433] Ich: Citoyen, hole mich der Teufel, wenn ich mich jezt nicht zu den Fremden rechnen muͤß- te — Er: (hitzig) Nun, was willſt du damit ſagen, Citoyen? Ich: Ich wuͤrde dir das Maul ſtopfen, und den Muth der Deutſchen vertheidigen. Er: (ſehr lebhaft) Nun wohl, vertheidige ihn! Ich: Ich habe keinen Degen. Er: Da ſieht mans! Weil du keinen Degen haſt, ſo willſt du uns weis machen, du haͤtteſt Courage, dich mit mir zu meſſen. Geh, trink und halt das Maul! Einer aus der Geſellſchaft: Sacrè mâtin! hoͤre, ich will dir nur ſagen, daß du gleich gehen, und Degen holen mußt! Wenn alsdann der Frem- de keinen Muth hat, ſich mit dir zu ſchlagen, ſo haſt du recht; wenn du aber keine Degen hohlſt, ſo halt' ich dich fuͤr einen Zaͤnker, der ſich nicht getraut, ſeine Haͤndel auszumachen. Verſtehſt du mich? Er: (aufſtehend) Sollen gleich welche da ſeyn: nur ein wenig Geduld! Er ging fort, und ich erwartete ihn ohne Furcht zuruͤck. Vielleicht trug der Wein, der damals mei- nen Kopf beherrſchte, das Seinige nicht wenig bey,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/433
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/433>, abgerufen am 22.11.2024.