noch die Folgen, welche aus meiner Mission schon in Landau für Dentzel und für mich entstanden sind, und was für Einfluß sie auf die Belagerer gehabt hat.
Die Volontärs also liefen wie rasend in ganzen Haufen hin nach dem Hause des Repräsentanten, und foderten mit den ärgsten Flüchen und Drohun- gen, daß er erscheinen sollte. Dentzel erschien am Fenster, und wollte die Menge durch Zureden und Vertheidigung seiner Unschuld besänftigen, aber er hatte kaum angefangen, als mehr, denn 20 Gewehre gegen ihn losbrannten, doch, oh- ne ihn zu treffen. Dentzel entfloh hierauf, und verbarg sich, wie ich nachgehends gehört habe, in ein leeres Weinfaß im Keller.
Laubadere war bald von der Gefahr, wor- in Dentzel sich befand, unterrichtet. Weil er nun in schwere Verantwortung verfallen wäre, wenn die rasenden Soldaten dem Dentzel den Garaus gemacht hätten, so eilte er herbey, und haranguirte die Volontärs, welche immer schrieen: a bas le foutu matin! a bas le foutu traitre! End- lich nach vielem Schreien, Schimpfen und Sa- kramentiren, war Laubadere so glücklich, die wüthenden Leute -- sie waren alle vom zweyten Bataillon la Correze -- zu besänftigen, so daß sie abzogen, und Dentzels Wohnung ruhig ließen. Es wurde aber diesem, damit er bey einem neuen
noch die Folgen, welche aus meiner Miſſion ſchon in Landau fuͤr Dentzel und fuͤr mich entſtanden ſind, und was fuͤr Einfluß ſie auf die Belagerer gehabt hat.
Die Volontaͤrs alſo liefen wie raſend in ganzen Haufen hin nach dem Hauſe des Repraͤſentanten, und foderten mit den aͤrgſten Fluͤchen und Drohun- gen, daß er erſcheinen ſollte. Dentzel erſchien am Fenſter, und wollte die Menge durch Zureden und Vertheidigung ſeiner Unſchuld beſaͤnftigen, aber er hatte kaum angefangen, als mehr, denn 20 Gewehre gegen ihn losbrannten, doch, oh- ne ihn zu treffen. Dentzel entfloh hierauf, und verbarg ſich, wie ich nachgehends gehoͤrt habe, in ein leeres Weinfaß im Keller.
Laubadere war bald von der Gefahr, wor- in Dentzel ſich befand, unterrichtet. Weil er nun in ſchwere Verantwortung verfallen waͤre, wenn die raſenden Soldaten dem Dentzel den Garaus gemacht haͤtten, ſo eilte er herbey, und haranguirte die Volontaͤrs, welche immer ſchrieen: à bas le foutu mâtin! à bas le foutu traitre! End- lich nach vielem Schreien, Schimpfen und Sa- kramentiren, war Laubadere ſo gluͤcklich, die wuͤthenden Leute — ſie waren alle vom zweyten Bataillon la Correze — zu beſaͤnftigen, ſo daß ſie abzogen, und Dentzels Wohnung ruhig ließen. Es wurde aber dieſem, damit er bey einem neuen
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noch die Folgen, welche aus meiner Miſſion ſchon in
Landau fuͤr Dentzel und fuͤr mich entſtanden ſind,
und was fuͤr Einfluß ſie auf die Belagerer gehabt hat.
Die Volontaͤrs alſo liefen wie raſend in ganzen
Haufen hin nach dem Hauſe des Repraͤſentanten,
und foderten mit den aͤrgſten Fluͤchen und Drohun-
gen, daß er erſcheinen ſollte. Dentzel erſchien
am Fenſter, und wollte die Menge durch Zureden
und Vertheidigung ſeiner Unſchuld beſaͤnftigen,
aber er hatte kaum angefangen, als mehr, denn
20 Gewehre gegen ihn losbrannten, doch, oh-
ne ihn zu treffen. Dentzel entfloh hierauf, und
verbarg ſich, wie ich nachgehends gehoͤrt habe, in
ein leeres Weinfaß im Keller.
Laubadere war bald von der Gefahr, wor-
in Dentzel ſich befand, unterrichtet. Weil er
nun in ſchwere Verantwortung verfallen waͤre,
wenn die raſenden Soldaten dem Dentzel den
Garaus gemacht haͤtten, ſo eilte er herbey, und
haranguirte die Volontaͤrs, welche immer ſchrieen:
à bas le foutu mâtin! à bas le foutu traitre! End-
lich nach vielem Schreien, Schimpfen und Sa-
kramentiren, war Laubadere ſo gluͤcklich, die
wuͤthenden Leute — ſie waren alle vom zweyten
Bataillon la Correze — zu beſaͤnftigen, ſo daß ſie
abzogen, und Dentzels Wohnung ruhig ließen.
Es wurde aber dieſem, damit er bey einem neuen
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/45>, abgerufen am 21.11.2024.
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