Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Tumulte sicher seyn könnte, eine Schutzwache von
zwölf Mann gegeben.

Die Volontärs gingen indeß noch nicht nach ih-
ren Quartieren, sondern schickten eine starke Depu-
tation aus ihrem Mittel an den General, welche
fodern mußte: Man sollte Dentzel außer aller
Aktivität setzen, und sobald es geschehen könnte,
bey dem Heilsausschuß, als einen Feind und Ver-
räther des Vaterlands und der Republik angeben.
Laubadere, um sie zu beruhigen, bewilligte al-
les, und von dieser Zeit an, -- wo Dentzel in
Arrest gerieth -- hat er einige Wochen lang ein
unumschränktes Ansehen in Landau behauptet.
Die ganze folgende Nacht war fürchterlich unru-
hig: kein Mensch unterstand sich, auf der Straße
zu erscheinen, oder herumzugehen.

Wie mir bey dieser Sache ums Herz war, mö-
gen sich die Leser vorstellen. Ich ging indeß doch
ins Lamm zu den Offizieren, und fragte, warum
denn der Repräsentant so verfolgt würde? Warum?
-- Er steckt mit den Preußen unter einer Decke,
der sacre bougre! Er will die Stadt verrathen,
und uns alle dem Feinde in die Hände spielen. Er
hat sogar seine Spionen hier! Aber wenn wir diese
herauskriegen, so soll auch kein Fetzen an ihnen ganz
bleiben. -- Das war freilich kein tröstliches Aver-
rissement für meine Wenigkeit!


Tumulte ſicher ſeyn koͤnnte, eine Schutzwache von
zwoͤlf Mann gegeben.

Die Volontaͤrs gingen indeß noch nicht nach ih-
ren Quartieren, ſondern ſchickten eine ſtarke Depu-
tation aus ihrem Mittel an den General, welche
fodern mußte: Man ſollte Dentzel außer aller
Aktivitaͤt ſetzen, und ſobald es geſchehen koͤnnte,
bey dem Heilsausſchuß, als einen Feind und Ver-
raͤther des Vaterlands und der Republik angeben.
Laubadere, um ſie zu beruhigen, bewilligte al-
les, und von dieſer Zeit an, — wo Dentzel in
Arreſt gerieth — hat er einige Wochen lang ein
unumſchraͤnktes Anſehen in Landau behauptet.
Die ganze folgende Nacht war fuͤrchterlich unru-
hig: kein Menſch unterſtand ſich, auf der Straße
zu erſcheinen, oder herumzugehen.

Wie mir bey dieſer Sache ums Herz war, moͤ-
gen ſich die Leſer vorſtellen. Ich ging indeß doch
ins Lamm zu den Offizieren, und fragte, warum
denn der Repraͤſentant ſo verfolgt wuͤrde? Warum?
— Er ſteckt mit den Preußen unter einer Decke,
der ſacre bougre! Er will die Stadt verrathen,
und uns alle dem Feinde in die Haͤnde ſpielen. Er
hat ſogar ſeine Spionen hier! Aber wenn wir dieſe
herauskriegen, ſo ſoll auch kein Fetzen an ihnen ganz
bleiben. — Das war freilich kein troͤſtliches Aver-
riſſement fuͤr meine Wenigkeit!


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0046" n="42"/>
Tumulte &#x017F;icher &#x017F;eyn ko&#x0364;nnte, eine Schutzwache von<lb/>
zwo&#x0364;lf Mann gegeben.</p><lb/>
        <p>Die Volonta&#x0364;rs gingen indeß noch nicht nach ih-<lb/>
ren Quartieren, &#x017F;ondern &#x017F;chickten eine &#x017F;tarke Depu-<lb/>
tation aus ihrem Mittel an den General, welche<lb/>
fodern mußte: Man &#x017F;ollte <hi rendition="#g">Dentzel</hi> außer aller<lb/>
Aktivita&#x0364;t &#x017F;etzen, und &#x017F;obald es ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nnte,<lb/>
bey dem Heilsaus&#x017F;chuß, als einen Feind und Ver-<lb/>
ra&#x0364;ther des Vaterlands und der Republik angeben.<lb/><hi rendition="#g">Laubadere</hi>, um &#x017F;ie zu beruhigen, bewilligte al-<lb/>
les, und von die&#x017F;er Zeit an, &#x2014; wo <hi rendition="#g">Dentzel</hi> in<lb/>
Arre&#x017F;t gerieth &#x2014; hat er einige Wochen lang ein<lb/>
unum&#x017F;chra&#x0364;nktes An&#x017F;ehen in Landau behauptet.<lb/>
Die ganze folgende Nacht war fu&#x0364;rchterlich unru-<lb/>
hig: kein Men&#x017F;ch unter&#x017F;tand &#x017F;ich, auf der Straße<lb/>
zu er&#x017F;cheinen, oder herumzugehen.</p><lb/>
        <p>Wie mir bey die&#x017F;er Sache ums Herz war, mo&#x0364;-<lb/>
gen &#x017F;ich die Le&#x017F;er vor&#x017F;tellen. Ich ging indeß doch<lb/>
ins Lamm zu den Offizieren, und fragte, warum<lb/>
denn der Repra&#x0364;&#x017F;entant &#x017F;o verfolgt wu&#x0364;rde? Warum?<lb/>
&#x2014; Er &#x017F;teckt mit den Preußen unter einer Decke,<lb/>
der <hi rendition="#aq">&#x017F;acre bougre!</hi> Er will die Stadt verrathen,<lb/>
und uns alle dem Feinde in die Ha&#x0364;nde &#x017F;pielen. Er<lb/>
hat &#x017F;ogar &#x017F;eine Spionen hier! Aber wenn wir die&#x017F;e<lb/>
herauskriegen, &#x017F;o &#x017F;oll auch kein Fetzen an ihnen ganz<lb/>
bleiben. &#x2014; Das war freilich kein tro&#x0364;&#x017F;tliches Aver-<lb/>
ri&#x017F;&#x017F;ement fu&#x0364;r meine Wenigkeit!</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0046] Tumulte ſicher ſeyn koͤnnte, eine Schutzwache von zwoͤlf Mann gegeben. Die Volontaͤrs gingen indeß noch nicht nach ih- ren Quartieren, ſondern ſchickten eine ſtarke Depu- tation aus ihrem Mittel an den General, welche fodern mußte: Man ſollte Dentzel außer aller Aktivitaͤt ſetzen, und ſobald es geſchehen koͤnnte, bey dem Heilsausſchuß, als einen Feind und Ver- raͤther des Vaterlands und der Republik angeben. Laubadere, um ſie zu beruhigen, bewilligte al- les, und von dieſer Zeit an, — wo Dentzel in Arreſt gerieth — hat er einige Wochen lang ein unumſchraͤnktes Anſehen in Landau behauptet. Die ganze folgende Nacht war fuͤrchterlich unru- hig: kein Menſch unterſtand ſich, auf der Straße zu erſcheinen, oder herumzugehen. Wie mir bey dieſer Sache ums Herz war, moͤ- gen ſich die Leſer vorſtellen. Ich ging indeß doch ins Lamm zu den Offizieren, und fragte, warum denn der Repraͤſentant ſo verfolgt wuͤrde? Warum? — Er ſteckt mit den Preußen unter einer Decke, der ſacre bougre! Er will die Stadt verrathen, und uns alle dem Feinde in die Haͤnde ſpielen. Er hat ſogar ſeine Spionen hier! Aber wenn wir dieſe herauskriegen, ſo ſoll auch kein Fetzen an ihnen ganz bleiben. — Das war freilich kein troͤſtliches Aver- riſſement fuͤr meine Wenigkeit!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/46
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/46>, abgerufen am 03.12.2024.