Ich sprach lange nachher einmal in Dijon über die Standhaftigkeit, mit welcher diese Prinzessin gestorben ist, und rühmte es wenigstens, daß sie ohne Aengstlichkeit und ohne Troz auf der Blut- bühne erschienen sey, auch alle Schmähungen des Pariser Pöbels, ohne ihre Miene zu verändern, männlich verschmerzt habe. Ist das wohl lobens- werth? erwiderte mir ein Chirurgus: Starb nicht auch Mandrin mit der größten Standhaftigkeit sogar auf dem Rade? Ich leugne gar nicht, fuhr er fort, daß Antoinette einen großen Geist ge- habt hat; sie war ja die Tochter der berüchtigten Marie Therese! Aber eben deswegen war sie für Frankreich desto schlimmer und gefährlicher: denn Größe ist nicht immer Güte. Genug wir sind froh, daß sie nicht mehr ist.
Die französische Zeitung, welche Doxon, der General-Adjutant, aus der Straßburger und Pariser französischen Zeitung in Landau auch fran- zösisch herausgab, war immer voll Invektiven auf die Könige und die Aristokraten. Mitunter lieferte er auch Verse von seinem eignen Machwerk, die aber sehr elend und abgeschmackt ausfielen. Diese Zei- tung hörte zu meiner Zeit schon auf: denn die von Paris und Strasburg kamen nicht mehr durch.
Auf dem Gemeinhause waren alle Wände be- klebt mit Dekreten und Verordnungen, täglichen
Ich ſprach lange nachher einmal in Dijon uͤber die Standhaftigkeit, mit welcher dieſe Prinzeſſin geſtorben iſt, und ruͤhmte es wenigſtens, daß ſie ohne Aengſtlichkeit und ohne Troz auf der Blut- buͤhne erſchienen ſey, auch alle Schmaͤhungen des Pariſer Poͤbels, ohne ihre Miene zu veraͤndern, maͤnnlich verſchmerzt habe. Iſt das wohl lobens- werth? erwiderte mir ein Chirurgus: Starb nicht auch Mandrin mit der groͤßten Standhaftigkeit ſogar auf dem Rade? Ich leugne gar nicht, fuhr er fort, daß Antoinette einen großen Geiſt ge- habt hat; ſie war ja die Tochter der beruͤchtigten Marie Thereſe! Aber eben deswegen war ſie fuͤr Frankreich deſto ſchlimmer und gefaͤhrlicher: denn Groͤße iſt nicht immer Guͤte. Genug wir ſind froh, daß ſie nicht mehr iſt.
Die franzoͤſiſche Zeitung, welche Doxon, der General-Adjutant, aus der Straßburger und Pariſer franzoͤſiſchen Zeitung in Landau auch fran- zoͤſiſch herausgab, war immer voll Invektiven auf die Koͤnige und die Ariſtokraten. Mitunter lieferte er auch Verſe von ſeinem eignen Machwerk, die aber ſehr elend und abgeſchmackt ausfielen. Dieſe Zei- tung hoͤrte zu meiner Zeit ſchon auf: denn die von Paris und Strasburg kamen nicht mehr durch.
Auf dem Gemeinhauſe waren alle Waͤnde be- klebt mit Dekreten und Verordnungen, taͤglichen
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Ich ſprach lange nachher einmal in Dijon uͤber
die Standhaftigkeit, mit welcher dieſe Prinzeſſin
geſtorben iſt, und ruͤhmte es wenigſtens, daß ſie
ohne Aengſtlichkeit und ohne Troz auf der Blut-
buͤhne erſchienen ſey, auch alle Schmaͤhungen des
Pariſer Poͤbels, ohne ihre Miene zu veraͤndern,
maͤnnlich verſchmerzt habe. Iſt das wohl lobens-
werth? erwiderte mir ein Chirurgus: Starb nicht
auch Mandrin mit der groͤßten Standhaftigkeit
ſogar auf dem Rade? Ich leugne gar nicht, fuhr
er fort, daß Antoinette einen großen Geiſt ge-
habt hat; ſie war ja die Tochter der beruͤchtigten
Marie Thereſe! Aber eben deswegen war ſie fuͤr
Frankreich deſto ſchlimmer und gefaͤhrlicher: denn
Groͤße iſt nicht immer Guͤte. Genug wir ſind froh,
daß ſie nicht mehr iſt.
Die franzoͤſiſche Zeitung, welche Doxon,
der General-Adjutant, aus der Straßburger und
Pariſer franzoͤſiſchen Zeitung in Landau auch fran-
zoͤſiſch herausgab, war immer voll Invektiven auf
die Koͤnige und die Ariſtokraten. Mitunter lieferte er
auch Verſe von ſeinem eignen Machwerk, die aber
ſehr elend und abgeſchmackt ausfielen. Dieſe Zei-
tung hoͤrte zu meiner Zeit ſchon auf: denn die von
Paris und Strasburg kamen nicht mehr durch.
Auf dem Gemeinhauſe waren alle Waͤnde be-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/67>, abgerufen am 23.11.2024.
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