des Neufränkischen Militärs gern näher kennen mögten, finden sie in dieser Schrift ziemlich ausführ- lich, wenn gleich seit 1794 Manches auch abgeändert ist. Ich kann mich nicht weiter darauf einlassen.
Das frohe muntere Wesen des französischen Militärs ist zum Erstaunen. Außer dem Dienste sind sie fast immer guter Dinge. Mittheilend sind sie recht brüderlich; und die vielen Freywilligen von reicher Abkunft, die sich selbst beköstigen, helfen den Minderbegüterten überall durch. Wo ihrer 6, 8, 10 oder Mehrere einquartiert sind, da ist der Wirth für seinen Haustisch meist geborgen. Sie geben ihre Portionen alle zum Zukochen hin; und so mäßig und genügsam sie bey Tische gewöhnlich sind, erhält der Wirth das Uebrige, oder er und die Seinen müssen es gleich mitverzehren helfen. Und schon dieß macht, daß die gemeinen Leute die Franzosen fast überall lieber sehen, als die Trup- pen der stark-appetitischen Deutschen.
Seit ihrem Aufenthalte in den Rheingegenden findet man jezt, auf ihren Betrieb, beynahe in je- der Schenke ein Billiard, Klavier u. dgl. So eifrig sie aber in irgend einem Spiele, oder sonsti- ger Unterhaltung zum Erholen begriffen seyn mö- gen, so schnell liegt und steht auch alles, sobald nur ein Trommelschlag sie auffodert. Sie schei- nen schon ganz dazu gewöhnt zu seyn, mit eben der
des Neufraͤnkiſchen Militaͤrs gern naͤher kennen moͤgten, finden ſie in dieſer Schrift ziemlich ausfuͤhr- lich, wenn gleich ſeit 1794 Manches auch abgeaͤndert iſt. Ich kann mich nicht weiter darauf einlaſſen.
Das frohe muntere Weſen des franzoͤſiſchen Militaͤrs iſt zum Erſtaunen. Außer dem Dienſte ſind ſie faſt immer guter Dinge. Mittheilend ſind ſie recht bruͤderlich; und die vielen Freywilligen von reicher Abkunft, die ſich ſelbſt bekoͤſtigen, helfen den Minderbeguͤterten uͤberall durch. Wo ihrer 6, 8, 10 oder Mehrere einquartiert ſind, da iſt der Wirth fuͤr ſeinen Haustiſch meiſt geborgen. Sie geben ihre Portionen alle zum Zukochen hin; und ſo maͤßig und genuͤgſam ſie bey Tiſche gewoͤhnlich ſind, erhaͤlt der Wirth das Uebrige, oder er und die Seinen muͤſſen es gleich mitverzehren helfen. Und ſchon dieß macht, daß die gemeinen Leute die Franzoſen faſt uͤberall lieber ſehen, als die Trup- pen der ſtark-appetitiſchen Deutſchen.
Seit ihrem Aufenthalte in den Rheingegenden findet man jezt, auf ihren Betrieb, beynahe in je- der Schenke ein Billiard, Klavier u. dgl. So eifrig ſie aber in irgend einem Spiele, oder ſonſti- ger Unterhaltung zum Erholen begriffen ſeyn moͤ- gen, ſo ſchnell liegt und ſteht auch alles, ſobald nur ein Trommelſchlag ſie auffodert. Sie ſchei- nen ſchon ganz dazu gewoͤhnt zu ſeyn, mit eben der
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des Neufraͤnkiſchen Militaͤrs gern naͤher kennen
moͤgten, finden ſie in dieſer Schrift ziemlich ausfuͤhr-
lich, wenn gleich ſeit 1794 Manches auch abgeaͤndert
iſt. Ich kann mich nicht weiter darauf einlaſſen.
Das frohe muntere Weſen des franzoͤſiſchen
Militaͤrs iſt zum Erſtaunen. Außer dem Dienſte
ſind ſie faſt immer guter Dinge. Mittheilend ſind
ſie recht bruͤderlich; und die vielen Freywilligen von
reicher Abkunft, die ſich ſelbſt bekoͤſtigen, helfen
den Minderbeguͤterten uͤberall durch. Wo ihrer 6,
8, 10 oder Mehrere einquartiert ſind, da iſt der
Wirth fuͤr ſeinen Haustiſch meiſt geborgen. Sie
geben ihre Portionen alle zum Zukochen hin; und
ſo maͤßig und genuͤgſam ſie bey Tiſche gewoͤhnlich
ſind, erhaͤlt der Wirth das Uebrige, oder er und
die Seinen muͤſſen es gleich mitverzehren helfen.
Und ſchon dieß macht, daß die gemeinen Leute die
Franzoſen faſt uͤberall lieber ſehen, als die Trup-
pen der ſtark-appetitiſchen Deutſchen.
Seit ihrem Aufenthalte in den Rheingegenden
findet man jezt, auf ihren Betrieb, beynahe in je-
der Schenke ein Billiard, Klavier u. dgl. So
eifrig ſie aber in irgend einem Spiele, oder ſonſti-
ger Unterhaltung zum Erholen begriffen ſeyn moͤ-
gen, ſo ſchnell liegt und ſteht auch alles, ſobald
nur ein Trommelſchlag ſie auffodert. Sie ſchei-
nen ſchon ganz dazu gewoͤhnt zu ſeyn, mit eben der
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/97>, abgerufen am 23.11.2024.
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