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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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und gelesen; allein ich fand ein wirklich ehrwürdi-
ges Gesicht eines schon in den Jahren stehenden
hohen Prälaten der römischen Kirche. Sein an-
ständiges Wesen, und seine schöu modulirte Stim-
me würden mir Ehrfurcht eingeflößt haben, wenn
ich nicht gewußt hätte, daß er schon durch die fa-
tale Begebenheit mit dem Halsbande, und durch
grobe Verletzung des Völkerrechts an der traurigen
Revolution auch stark Schuld gewesen ist.

Er unterhielt sich lange mit mir, und auf
mein Geständniß, daß ich lutherisch sey, sagte
er: "Das ist einerley! die Liebe zum Guten
macht die wahre Religion: der Name thut dazu
nichts." Ich wunderte mich, einen katholischen
Bischof, dessen Hirtenbriefe zu Anfange der Re-
volution ganz anders lauteten, so reden zu hö-
ren. Aber einige Tage darauf, als ich einem
Benediktiner zu Ettenheimmünster diese freye Aeu-
ßerung des Kardinals erzählte, belehrte mich dieser
eines Bessern, dadurch, daß er sagte: der Kar-
dinal habe als Prinz wenig Theologie studiert;
er wisse also nicht recht, wie wichtig der wahre
Glaube sey u. s. w. -- Wenn aber die Prin-
zen die Theologie und den wahren Glauben so
schlecht verstehen, so ist es immer sehr wunder-
bar, daß man sie in der römischen Kirche zu

und geleſen; allein ich fand ein wirklich ehrwuͤrdi-
ges Geſicht eines ſchon in den Jahren ſtehenden
hohen Praͤlaten der roͤmiſchen Kirche. Sein an-
ſtaͤndiges Weſen, und ſeine ſchoͤu modulirte Stim-
me wuͤrden mir Ehrfurcht eingefloͤßt haben, wenn
ich nicht gewußt haͤtte, daß er ſchon durch die fa-
tale Begebenheit mit dem Halsbande, und durch
grobe Verletzung des Voͤlkerrechts an der traurigen
Revolution auch ſtark Schuld geweſen iſt.

Er unterhielt ſich lange mit mir, und auf
mein Geſtaͤndniß, daß ich lutheriſch ſey, ſagte
er: „Das iſt einerley! die Liebe zum Guten
macht die wahre Religion: der Name thut dazu
nichts.“ Ich wunderte mich, einen katholiſchen
Biſchof, deſſen Hirtenbriefe zu Anfange der Re-
volution ganz anders lauteten, ſo reden zu hoͤ-
ren. Aber einige Tage darauf, als ich einem
Benediktiner zu Ettenheimmuͤnſter dieſe freye Aeu-
ßerung des Kardinals erzaͤhlte, belehrte mich dieſer
eines Beſſern, dadurch, daß er ſagte: der Kar-
dinal habe als Prinz wenig Theologie ſtudiert;
er wiſſe alſo nicht recht, wie wichtig der wahre
Glaube ſey u. ſ. w. — Wenn aber die Prin-
zen die Theologie und den wahren Glauben ſo
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[183/0187] und geleſen; allein ich fand ein wirklich ehrwuͤrdi- ges Geſicht eines ſchon in den Jahren ſtehenden hohen Praͤlaten der roͤmiſchen Kirche. Sein an- ſtaͤndiges Weſen, und ſeine ſchoͤu modulirte Stim- me wuͤrden mir Ehrfurcht eingefloͤßt haben, wenn ich nicht gewußt haͤtte, daß er ſchon durch die fa- tale Begebenheit mit dem Halsbande, und durch grobe Verletzung des Voͤlkerrechts an der traurigen Revolution auch ſtark Schuld geweſen iſt. Er unterhielt ſich lange mit mir, und auf mein Geſtaͤndniß, daß ich lutheriſch ſey, ſagte er: „Das iſt einerley! die Liebe zum Guten macht die wahre Religion: der Name thut dazu nichts.“ Ich wunderte mich, einen katholiſchen Biſchof, deſſen Hirtenbriefe zu Anfange der Re- volution ganz anders lauteten, ſo reden zu hoͤ- ren. Aber einige Tage darauf, als ich einem Benediktiner zu Ettenheimmuͤnſter dieſe freye Aeu- ßerung des Kardinals erzaͤhlte, belehrte mich dieſer eines Beſſern, dadurch, daß er ſagte: der Kar- dinal habe als Prinz wenig Theologie ſtudiert; er wiſſe alſo nicht recht, wie wichtig der wahre Glaube ſey u. ſ. w. — Wenn aber die Prin- zen die Theologie und den wahren Glauben ſo ſchlecht verſtehen, ſo iſt es immer ſehr wunder- bar, daß man ſie in der roͤmiſchen Kirche zu

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/187>, abgerufen am 21.11.2024.