geistlichen Kurfürsten, Erzbischöfen, Bischöfen und Kardinalen macht. --
Ettenheim ist ein ganz hübsches Städtchen, welches nebst etwan 20 diesseits des Rheins geleg- nen Ortschaften dem Bischof von Strasburg zuge- hört. Diese Ländereyen sind auch das Einzige, was dem Kardinal von allen seinen Herrlichkeiten übrig geblieben ist: denn seine großen Güter in dem ehemaligen B[r]etagne, seine Besitzungen im Elsaß, ja, sogar seine Mobilieu hat die Nation für eine gute Priese erklärt.
Der Staat, den der Kardinal damals machte, war gering: ein Mainzer Domherr hat sonst größern gemacht; doch standen noch Soldaten vor dem Schlosse Schildwache. Eine von den Mätressen des Prinzen habe ich auch gesehen: es war ein dickes Saumensch aus dem Emigranten-Gesindel, und, wie ich gehört habe, die Frau eines gewese- nen Pächters, welche der Prinz von Rohan Gue- mene ihres Reichthums wegen unterhielt, und sich von ihr Geld vorschießen ließ.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Ettenheim ging ich nach Ettenheimmünster, wo der Sammel- platz des Regiments seyn sollte, das der Hr. Prinz von Rohan für englisches Geld errichten wollte. Ettenheimmünster ist eine überaus reiche Be- nediktiner Abtey, gestiftet zu Ehren des h. Wen-
geiſtlichen Kurfuͤrſten, Erzbiſchoͤfen, Biſchoͤfen und Kardinalen macht. —
Ettenheim iſt ein ganz huͤbſches Staͤdtchen, welches nebſt etwan 20 diesſeits des Rheins geleg- nen Ortſchaften dem Biſchof von Strasburg zuge- hoͤrt. Dieſe Laͤndereyen ſind auch das Einzige, was dem Kardinal von allen ſeinen Herrlichkeiten uͤbrig geblieben iſt: denn ſeine großen Guͤter in dem ehemaligen B[r]etagne, ſeine Beſitzungen im Elſaß, ja, ſogar ſeine Mobilieu hat die Nation fuͤr eine gute Prieſe erklaͤrt.
Der Staat, den der Kardinal damals machte, war gering: ein Mainzer Domherr hat ſonſt groͤßern gemacht; doch ſtanden noch Soldaten vor dem Schloſſe Schildwache. Eine von den Maͤtreſſen des Prinzen habe ich auch geſehen: es war ein dickes Saumenſch aus dem Emigranten-Geſindel, und, wie ich gehoͤrt habe, die Frau eines geweſe- nen Paͤchters, welche der Prinz von Rohan Gue- mené ihres Reichthums wegen unterhielt, und ſich von ihr Geld vorſchießen ließ.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Ettenheim ging ich nach Ettenheimmuͤnſter, wo der Sammel- platz des Regiments ſeyn ſollte, das der Hr. Prinz von Rohan fuͤr engliſches Geld errichten wollte. Ettenheimmuͤnſter iſt eine uͤberaus reiche Be- nediktiner Abtey, geſtiftet zu Ehren des h. Wen-
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geiſtlichen Kurfuͤrſten, Erzbiſchoͤfen, Biſchoͤfen
und Kardinalen macht. —
Ettenheim iſt ein ganz huͤbſches Staͤdtchen,
welches nebſt etwan 20 diesſeits des Rheins geleg-
nen Ortſchaften dem Biſchof von Strasburg zuge-
hoͤrt. Dieſe Laͤndereyen ſind auch das Einzige,
was dem Kardinal von allen ſeinen Herrlichkeiten
uͤbrig geblieben iſt: denn ſeine großen Guͤter in
dem ehemaligen Bretagne, ſeine Beſitzungen im
Elſaß, ja, ſogar ſeine Mobilieu hat die Nation
fuͤr eine gute Prieſe erklaͤrt.
Der Staat, den der Kardinal damals machte,
war gering: ein Mainzer Domherr hat ſonſt groͤßern
gemacht; doch ſtanden noch Soldaten vor dem
Schloſſe Schildwache. Eine von den Maͤtreſſen
des Prinzen habe ich auch geſehen: es war ein
dickes Saumenſch aus dem Emigranten-Geſindel,
und, wie ich gehoͤrt habe, die Frau eines geweſe-
nen Paͤchters, welche der Prinz von Rohan Gue-
mené ihres Reichthums wegen unterhielt, und ſich
von ihr Geld vorſchießen ließ.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Ettenheim
ging ich nach Ettenheimmuͤnſter, wo der Sammel-
platz des Regiments ſeyn ſollte, das der Hr. Prinz
von Rohan fuͤr engliſches Geld errichten wollte.
Ettenheimmuͤnſter iſt eine uͤberaus reiche Be-
nediktiner Abtey, geſtiftet zu Ehren des h. Wen-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/188>, abgerufen am 16.02.2025.
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