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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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die armen Leute schon bey dem sechsten Gange weg-
bringen mußte. Sie sahen nicht mehr aus, wie
Menschen, indem ihnen die Barbaren sogar die
Gesichter zerfleischt, und die Beine und Hüften gar
jämmerlich zerfezt hatten. Beyde sind wenig Ta-
ge darauf gestorben am Brand. Der brave Sand-
berg spukte bey dieser Barbarey aus, und ein hef-
tig ausgesprochenes: "Pfuy Teufel, pfuy der
Schande!" war sein Urtheil darüber.

Vielleicht verargt man es mir, daß ich eine
Begebenheit erzähle, welche den Herren Schwa-
ben keine Ehre bringen kann, und von welcher die
lieben Zeitungen damals nichts gemeldet haben;
Aber obgleich ich für meine Person über die Schwa-
ben nicht zu klagen habe, so haben sie doch an der
Menschheit sich gröblich versündiget, und dieses
verdient, daß man es bekannt mache. -- Die
Häuser der Hingerichteten wurden obendrein den
Soldaten zur Disposition überlassen, welche denn
alles herausholten, was sie brauchen konnten, und
sogar die Thüren und Dielen verbrannten.

Ueberhaupt haben sich die Schwäbischen und
andere Reichstruppen gegen die Einwohner der dor-
tigen Ortschaften beynahe eben so schlecht betragen,
als die Kaiserlichen, von welchen man bald mehr
lesen wird. Keine Gans und kein Huhn war sicher

Viert. Th. 2te Abth. P

die armen Leute ſchon bey dem ſechſten Gange weg-
bringen mußte. Sie ſahen nicht mehr aus, wie
Menſchen, indem ihnen die Barbaren ſogar die
Geſichter zerfleiſcht, und die Beine und Huͤften gar
jaͤmmerlich zerfezt hatten. Beyde ſind wenig Ta-
ge darauf geſtorben am Brand. Der brave Sand-
berg ſpukte bey dieſer Barbarey aus, und ein hef-
tig ausgeſprochenes: „Pfuy Teufel, pfuy der
Schande!“ war ſein Urtheil daruͤber.

Vielleicht verargt man es mir, daß ich eine
Begebenheit erzaͤhle, welche den Herren Schwa-
ben keine Ehre bringen kann, und von welcher die
lieben Zeitungen damals nichts gemeldet haben;
Aber obgleich ich fuͤr meine Perſon uͤber die Schwa-
ben nicht zu klagen habe, ſo haben ſie doch an der
Menſchheit ſich groͤblich verſuͤndiget, und dieſes
verdient, daß man es bekannt mache. — Die
Haͤuſer der Hingerichteten wurden obendrein den
Soldaten zur Diſpoſition uͤberlaſſen, welche denn
alles herausholten, was ſie brauchen konnten, und
ſogar die Thuͤren und Dielen verbrannten.

Ueberhaupt haben ſich die Schwaͤbiſchen und
andere Reichstruppen gegen die Einwohner der dor-
tigen Ortſchaften beynahe eben ſo ſchlecht betragen,
als die Kaiſerlichen, von welchen man bald mehr
leſen wird. Keine Gans und kein Huhn war ſicher

Viert. Th. 2te Abth. P
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[225/0229] die armen Leute ſchon bey dem ſechſten Gange weg- bringen mußte. Sie ſahen nicht mehr aus, wie Menſchen, indem ihnen die Barbaren ſogar die Geſichter zerfleiſcht, und die Beine und Huͤften gar jaͤmmerlich zerfezt hatten. Beyde ſind wenig Ta- ge darauf geſtorben am Brand. Der brave Sand- berg ſpukte bey dieſer Barbarey aus, und ein hef- tig ausgeſprochenes: „Pfuy Teufel, pfuy der Schande!“ war ſein Urtheil daruͤber. Vielleicht verargt man es mir, daß ich eine Begebenheit erzaͤhle, welche den Herren Schwa- ben keine Ehre bringen kann, und von welcher die lieben Zeitungen damals nichts gemeldet haben; Aber obgleich ich fuͤr meine Perſon uͤber die Schwa- ben nicht zu klagen habe, ſo haben ſie doch an der Menſchheit ſich groͤblich verſuͤndiget, und dieſes verdient, daß man es bekannt mache. — Die Haͤuſer der Hingerichteten wurden obendrein den Soldaten zur Diſpoſition uͤberlaſſen, welche denn alles herausholten, was ſie brauchen konnten, und ſogar die Thuͤren und Dielen verbrannten. Ueberhaupt haben ſich die Schwaͤbiſchen und andere Reichstruppen gegen die Einwohner der dor- tigen Ortſchaften beynahe eben ſo ſchlecht betragen, als die Kaiſerlichen, von welchen man bald mehr leſen wird. Keine Gans und kein Huhn war ſicher Viert. Th. 2te Abth. P

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/229>, abgerufen am 21.11.2024.