die armen Leute schon bey dem sechsten Gange weg- bringen mußte. Sie sahen nicht mehr aus, wie Menschen, indem ihnen die Barbaren sogar die Gesichter zerfleischt, und die Beine und Hüften gar jämmerlich zerfezt hatten. Beyde sind wenig Ta- ge darauf gestorben am Brand. Der brave Sand- berg spukte bey dieser Barbarey aus, und ein hef- tig ausgesprochenes: "Pfuy Teufel, pfuy der Schande!" war sein Urtheil darüber.
Vielleicht verargt man es mir, daß ich eine Begebenheit erzähle, welche den Herren Schwa- ben keine Ehre bringen kann, und von welcher die lieben Zeitungen damals nichts gemeldet haben; Aber obgleich ich für meine Person über die Schwa- ben nicht zu klagen habe, so haben sie doch an der Menschheit sich gröblich versündiget, und dieses verdient, daß man es bekannt mache. -- Die Häuser der Hingerichteten wurden obendrein den Soldaten zur Disposition überlassen, welche denn alles herausholten, was sie brauchen konnten, und sogar die Thüren und Dielen verbrannten.
Ueberhaupt haben sich die Schwäbischen und andere Reichstruppen gegen die Einwohner der dor- tigen Ortschaften beynahe eben so schlecht betragen, als die Kaiserlichen, von welchen man bald mehr lesen wird. Keine Gans und kein Huhn war sicher
Viert. Th. 2te Abth. P
die armen Leute ſchon bey dem ſechſten Gange weg- bringen mußte. Sie ſahen nicht mehr aus, wie Menſchen, indem ihnen die Barbaren ſogar die Geſichter zerfleiſcht, und die Beine und Huͤften gar jaͤmmerlich zerfezt hatten. Beyde ſind wenig Ta- ge darauf geſtorben am Brand. Der brave Sand- berg ſpukte bey dieſer Barbarey aus, und ein hef- tig ausgeſprochenes: „Pfuy Teufel, pfuy der Schande!“ war ſein Urtheil daruͤber.
Vielleicht verargt man es mir, daß ich eine Begebenheit erzaͤhle, welche den Herren Schwa- ben keine Ehre bringen kann, und von welcher die lieben Zeitungen damals nichts gemeldet haben; Aber obgleich ich fuͤr meine Perſon uͤber die Schwa- ben nicht zu klagen habe, ſo haben ſie doch an der Menſchheit ſich groͤblich verſuͤndiget, und dieſes verdient, daß man es bekannt mache. — Die Haͤuſer der Hingerichteten wurden obendrein den Soldaten zur Diſpoſition uͤberlaſſen, welche denn alles herausholten, was ſie brauchen konnten, und ſogar die Thuͤren und Dielen verbrannten.
Ueberhaupt haben ſich die Schwaͤbiſchen und andere Reichstruppen gegen die Einwohner der dor- tigen Ortſchaften beynahe eben ſo ſchlecht betragen, als die Kaiſerlichen, von welchen man bald mehr leſen wird. Keine Gans und kein Huhn war ſicher
Viert. Th. 2te Abth. P
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0229"n="225"/>
die armen Leute ſchon bey dem ſechſten Gange weg-<lb/>
bringen mußte. Sie ſahen nicht mehr aus, wie<lb/>
Menſchen, indem ihnen die Barbaren ſogar die<lb/>
Geſichter zerfleiſcht, und die Beine und Huͤften gar<lb/>
jaͤmmerlich zerfezt hatten. Beyde ſind wenig Ta-<lb/>
ge darauf geſtorben am Brand. Der brave <hirendition="#g">Sand</hi>-<lb/><hirendition="#g">berg</hi>ſpukte bey dieſer Barbarey aus, und ein hef-<lb/>
tig ausgeſprochenes: „Pfuy Teufel, pfuy der<lb/>
Schande!“ war ſein Urtheil daruͤber.</p><lb/><p>Vielleicht verargt man es mir, daß ich eine<lb/>
Begebenheit erzaͤhle, welche den Herren Schwa-<lb/>
ben keine Ehre bringen kann, und von welcher die<lb/>
lieben Zeitungen damals nichts gemeldet haben;<lb/>
Aber obgleich ich fuͤr meine Perſon uͤber die Schwa-<lb/>
ben nicht zu klagen habe, ſo haben ſie doch an der<lb/>
Menſchheit ſich groͤblich verſuͤndiget, und dieſes<lb/>
verdient, daß man es bekannt mache. — Die<lb/>
Haͤuſer der Hingerichteten wurden obendrein den<lb/>
Soldaten zur Diſpoſition uͤberlaſſen, welche denn<lb/>
alles herausholten, was ſie brauchen konnten, und<lb/>ſogar die Thuͤren und Dielen verbrannten.</p><lb/><p>Ueberhaupt haben ſich die Schwaͤbiſchen und<lb/>
andere Reichstruppen gegen die Einwohner der dor-<lb/>
tigen Ortſchaften beynahe eben ſo ſchlecht betragen,<lb/>
als die Kaiſerlichen, von welchen man bald mehr<lb/>
leſen wird. Keine Gans und kein Huhn war ſicher<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Viert. Th. 2te Abth. P</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[225/0229]
die armen Leute ſchon bey dem ſechſten Gange weg-
bringen mußte. Sie ſahen nicht mehr aus, wie
Menſchen, indem ihnen die Barbaren ſogar die
Geſichter zerfleiſcht, und die Beine und Huͤften gar
jaͤmmerlich zerfezt hatten. Beyde ſind wenig Ta-
ge darauf geſtorben am Brand. Der brave Sand-
berg ſpukte bey dieſer Barbarey aus, und ein hef-
tig ausgeſprochenes: „Pfuy Teufel, pfuy der
Schande!“ war ſein Urtheil daruͤber.
Vielleicht verargt man es mir, daß ich eine
Begebenheit erzaͤhle, welche den Herren Schwa-
ben keine Ehre bringen kann, und von welcher die
lieben Zeitungen damals nichts gemeldet haben;
Aber obgleich ich fuͤr meine Perſon uͤber die Schwa-
ben nicht zu klagen habe, ſo haben ſie doch an der
Menſchheit ſich groͤblich verſuͤndiget, und dieſes
verdient, daß man es bekannt mache. — Die
Haͤuſer der Hingerichteten wurden obendrein den
Soldaten zur Diſpoſition uͤberlaſſen, welche denn
alles herausholten, was ſie brauchen konnten, und
ſogar die Thuͤren und Dielen verbrannten.
Ueberhaupt haben ſich die Schwaͤbiſchen und
andere Reichstruppen gegen die Einwohner der dor-
tigen Ortſchaften beynahe eben ſo ſchlecht betragen,
als die Kaiſerlichen, von welchen man bald mehr
leſen wird. Keine Gans und kein Huhn war ſicher
Viert. Th. 2te Abth. P
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/229>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.