vor ihnen, und alle Feld- und Gartengemüse wur- den geholt und verzehrt: nichts verschonten sie. Freilich war das Unwesen verboten: allein da die Unteroffiziere an den Ganfereyen mit Theil nah- men, da selbst einige Offiziere die gestohlnen Gänse und Rüben und Kraut u. s. w. sich wohl schmecken ließen, so konnten die Befehle, welche in dieser Rück- sicht gegeben waren, nicht respektirt werden, so sehr auch die hohen Vorgesezten darauf drangen.
Den 9ten August bezogen wir abermals das Lager bey Altenheim am Rhein, und ich erhielt vom Obersten die Erlaubniß, meinen Stand zu Rottenmünster zu besuchen, welches ohngefähr 24 Stunden vom Lager entfernt war. Herr von Triebelhorn, der Leutnant, gab mir ein Em- pfehlungsschreiben an seinen Vater, den Oberamt- mann, mit, und dieser redliche Mann erwies mir alle nur ersinnliche Freundschaft. Der Weg von Offenburg nach Rottenmünster geht über Gengen- bach, Haslach, Hornberg, Stramberg und Rott- weil, und ist von Hornberg aus, wegen der Ge- bürge, sehr beschwerlich: denn hier geht schon der Schwarzwald an, von welchem unsre neuen Gei- stermährchendichter so viel zu erzählen wissen.
In Rottenmünster war man gesonnen, mir in Zukunft nach Endigung des Krieges eine ruhige Lage auszumitteln. Ich konnte diese von weitem
vor ihnen, und alle Feld- und Gartengemuͤſe wur- den geholt und verzehrt: nichts verſchonten ſie. Freilich war das Unweſen verboten: allein da die Unteroffiziere an den Ganfereyen mit Theil nah- men, da ſelbſt einige Offiziere die geſtohlnen Gaͤnſe und Ruͤben und Kraut u. ſ. w. ſich wohl ſchmecken ließen, ſo konnten die Befehle, welche in dieſer Ruͤck- ſicht gegeben waren, nicht reſpektirt werden, ſo ſehr auch die hohen Vorgeſezten darauf drangen.
Den 9ten Auguſt bezogen wir abermals das Lager bey Altenheim am Rhein, und ich erhielt vom Oberſten die Erlaubniß, meinen Stand zu Rottenmuͤnſter zu beſuchen, welches ohngefaͤhr 24 Stunden vom Lager entfernt war. Herr von Triebelhorn, der Leutnant, gab mir ein Em- pfehlungsſchreiben an ſeinen Vater, den Oberamt- mann, mit, und dieſer redliche Mann erwies mir alle nur erſinnliche Freundſchaft. Der Weg von Offenburg nach Rottenmuͤnſter geht uͤber Gengen- bach, Haslach, Hornberg, Stramberg und Rott- weil, und iſt von Hornberg aus, wegen der Ge- buͤrge, ſehr beſchwerlich: denn hier geht ſchon der Schwarzwald an, von welchem unſre neuen Gei- ſtermaͤhrchendichter ſo viel zu erzaͤhlen wiſſen.
In Rottenmuͤnſter war man geſonnen, mir in Zukunft nach Endigung des Krieges eine ruhige Lage auszumitteln. Ich konnte dieſe von weitem
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vor ihnen, und alle Feld- und Gartengemuͤſe wur-
den geholt und verzehrt: nichts verſchonten ſie.
Freilich war das Unweſen verboten: allein da die
Unteroffiziere an den Ganfereyen mit Theil nah-
men, da ſelbſt einige Offiziere die geſtohlnen Gaͤnſe
und Ruͤben und Kraut u. ſ. w. ſich wohl ſchmecken
ließen, ſo konnten die Befehle, welche in dieſer Ruͤck-
ſicht gegeben waren, nicht reſpektirt werden, ſo ſehr
auch die hohen Vorgeſezten darauf drangen.
Den 9ten Auguſt bezogen wir abermals das
Lager bey Altenheim am Rhein, und ich erhielt
vom Oberſten die Erlaubniß, meinen Stand zu
Rottenmuͤnſter zu beſuchen, welches ohngefaͤhr 24
Stunden vom Lager entfernt war. Herr von
Triebelhorn, der Leutnant, gab mir ein Em-
pfehlungsſchreiben an ſeinen Vater, den Oberamt-
mann, mit, und dieſer redliche Mann erwies mir
alle nur erſinnliche Freundſchaft. Der Weg von
Offenburg nach Rottenmuͤnſter geht uͤber Gengen-
bach, Haslach, Hornberg, Stramberg und Rott-
weil, und iſt von Hornberg aus, wegen der Ge-
buͤrge, ſehr beſchwerlich: denn hier geht ſchon der
Schwarzwald an, von welchem unſre neuen Gei-
ſtermaͤhrchendichter ſo viel zu erzaͤhlen wiſſen.
In Rottenmuͤnſter war man geſonnen, mir in
Zukunft nach Endigung des Krieges eine ruhige
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/230>, abgerufen am 21.11.2024.
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