vorhersehen, und auch sicher darauf schon rechnen: denn die meisten Schwaben sind viel zu ehrlich, als daß sie ihr Versprechen vergessen sollten. Ich war auch nicht übel willens, mein Schicksal den Händen der hochwürdigen Frau Aebtissin von Rottenmünster zu überlassen: allein auch hier hieß es am Ende als Bedingung: ich müßte erst katholisch werden. Da nun dieß, wie man bey Freyburg gesehen hat, wohl meine kirchliche Benennung, nicht mich ge- ändert hätte, und da ohne diese Aenderung ich im- mer in Gefahr geschwebt hätte, meinen angewiese- nen Posten endlich doch zu verscherzen: so fand ich für gut, den Vorschlag auch hier auszuschlagen.
In Rottenmünster sahe ich den ersten preußi- schen Werber wieder: er stand in Rottweil, hatte aber die Erlaubniß, auch im Wirthshause des Klosters anzuwerben. Ich entdeckte mich ihm, und er wollte mich als seinen Rekruten nach Halle bringen lassen, aber ich hatte für diesen Antrag keine Ohren.
Auf dieser Reise lernte ich ein Frauenzimmer kennen, welches an Schönheit und Herzensgüte unvergleichlich ist, aber wegen seines Unglücks das Mitleid der ganzen Welt verdient. Dieses Mäd- chen hatte vor einigen Jahren mit einen Registra- tor von R.... Liebeley getrieben, allein gewisse Umstände machten damals ihre Verbindung mit
vorherſehen, und auch ſicher darauf ſchon rechnen: denn die meiſten Schwaben ſind viel zu ehrlich, als daß ſie ihr Verſprechen vergeſſen ſollten. Ich war auch nicht uͤbel willens, mein Schickſal den Haͤnden der hochwuͤrdigen Frau Aebtiſſin von Rottenmuͤnſter zu uͤberlaſſen: allein auch hier hieß es am Ende als Bedingung: ich muͤßte erſt katholiſch werden. Da nun dieß, wie man bey Freyburg geſehen hat, wohl meine kirchliche Benennung, nicht mich ge- aͤndert haͤtte, und da ohne dieſe Aenderung ich im- mer in Gefahr geſchwebt haͤtte, meinen angewieſe- nen Poſten endlich doch zu verſcherzen: ſo fand ich fuͤr gut, den Vorſchlag auch hier auszuſchlagen.
In Rottenmuͤnſter ſahe ich den erſten preußi- ſchen Werber wieder: er ſtand in Rottweil, hatte aber die Erlaubniß, auch im Wirthshauſe des Kloſters anzuwerben. Ich entdeckte mich ihm, und er wollte mich als ſeinen Rekruten nach Halle bringen laſſen, aber ich hatte fuͤr dieſen Antrag keine Ohren.
Auf dieſer Reiſe lernte ich ein Frauenzimmer kennen, welches an Schoͤnheit und Herzensguͤte unvergleichlich iſt, aber wegen ſeines Ungluͤcks das Mitleid der ganzen Welt verdient. Dieſes Maͤd- chen hatte vor einigen Jahren mit einen Regiſtra- tor von R.... Liebeley getrieben, allein gewiſſe Umſtaͤnde machten damals ihre Verbindung mit
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vorherſehen, und auch ſicher darauf ſchon rechnen:
denn die meiſten Schwaben ſind viel zu ehrlich, als daß
ſie ihr Verſprechen vergeſſen ſollten. Ich war auch
nicht uͤbel willens, mein Schickſal den Haͤnden der
hochwuͤrdigen Frau Aebtiſſin von Rottenmuͤnſter zu
uͤberlaſſen: allein auch hier hieß es am Ende als
Bedingung: ich muͤßte erſt katholiſch werden.
Da nun dieß, wie man bey Freyburg geſehen hat,
wohl meine kirchliche Benennung, nicht mich ge-
aͤndert haͤtte, und da ohne dieſe Aenderung ich im-
mer in Gefahr geſchwebt haͤtte, meinen angewieſe-
nen Poſten endlich doch zu verſcherzen: ſo fand ich
fuͤr gut, den Vorſchlag auch hier auszuſchlagen.
In Rottenmuͤnſter ſahe ich den erſten preußi-
ſchen Werber wieder: er ſtand in Rottweil, hatte
aber die Erlaubniß, auch im Wirthshauſe des
Kloſters anzuwerben. Ich entdeckte mich ihm,
und er wollte mich als ſeinen Rekruten nach Halle
bringen laſſen, aber ich hatte fuͤr dieſen Antrag
keine Ohren.
Auf dieſer Reiſe lernte ich ein Frauenzimmer
kennen, welches an Schoͤnheit und Herzensguͤte
unvergleichlich iſt, aber wegen ſeines Ungluͤcks das
Mitleid der ganzen Welt verdient. Dieſes Maͤd-
chen hatte vor einigen Jahren mit einen Regiſtra-
tor von R.... Liebeley getrieben, allein gewiſſe
Umſtaͤnde machten damals ihre Verbindung mit
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/231>, abgerufen am 21.11.2024.
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